Beurteilungen der vereinigten PrüfungsausSchüSssSe.
Müller-Münsgter, Fr.; Klein Häslein. 22% .29 cm.
165 S. Preis 1 M. Scholz, Mainz. 1910. 4 ja, 4 nein.
Der Verlag von Jos. Scholz überschüttet alljährlich den
Markt mit einer großen Anzahl von Bilderbüchern. Manch
gutes Buch hat er uns gesSchenkt; aber Sehr reichlich ist auch
die Mittelware vertreten. Selbst an ganz Minderwertigem
fehlt es nicht. Zu der zweiten Gruppe gehört auch das vorlie-
gende Buch. Es Soll offenbar die geSamte HaSenpoesSie ver-
einigen. Welche Beziehung zu dieSsSem Thema nun die Ge-
dichte „Spiellust im Frühling“, „Mein Schäfchen“, „Frühlings
Ankunft“ (NB. ISt wohl eine häßliche Nachbildung des Volks-
liedes: Trarira, der Sommer, der ist da!) etc. haben, iSt mir
nicht erfindlich. Und welch mangelhaftes Zeug unter dieSen
Reimereien, deren VerfaSSer verschwiegen ist. Wirklich, dieses
Buch ist entbehrlich.
Brüderchen und Schwesterchen.
14 S. Preis
Müller-MünsSter, EF.
(Das deutsche Bilderbuch Nr. 11.) 30.22 cm.
1 M. Scholz, Mainz. 1910. 8 ja, 2 nein.
Die Bilder Sind in der Kompogition gut und Schildern den
dargestellten Vorgang lebendig. Die monochromen Blätter
wirken angenehmer als die farbigen. Die Farbe ist Seicht und
vielfach bunt, bunt im üblen Sinne: wie «das Rot z. B. auf-
dringlich Schreit! Trotz dieSes Mangels und trotz des höl-
zernen Rehchens empfehlen wir das Buch. 1. Stufe.
Hey, Wilhelm, Gute Lehren. Mit Bildern von Fr. Müller-
Münsgter. 22% .29 cm. 16 S. Preis 1 M. Scholz, Mainz.
T ja, 2 nein.
Aus den bekannten 50 HeySchen Fabelin Sind 20 ausge-
wählt worden. Daß trotzdem noch manches Handwerksmäßige
darunter ist, läßt Sich bei HeySchen Dichtungen wohl nicht um-
gehen. Die Bilder -- einfarbige und 8 ganzseitige bunte -- Sind
angemesSsSen und ansprechend. Der Künstier nat ZzumeiSt die
Fabeln illustriert, die in andern Bildwerken zu HeySschen Fabeln
ohne Bilder geblieben Sind. Ohne daß das Werk als Ganzes
eine beSondere Leistung unter den Bilderbüchern darstellt, Sei
es für Stufe 1 und 2 empiohlen.
Güll. Frohe Lieder. Mit Bildern von Maria Honhneck.
Preis 1 M. Scholz, Mainz. 1910. 8 ja. 1 nein.
Hier Sind von Güll nur wenige, aber die besten Gedichte
ausgewählt und illustriert. 50 daß ein Güllbilderbuch vorliegt.
Im allgemeinen wäre woh! mehr Krait des bildlichen AuSdrucks
zu wünschen. Wie papieren ist z. B. der kleine Rekrut und
zwar jener Rekrut, den jedes deutsche Kind kennt! So einem
Rekruten gebührt eine monumentale Darstellung und VerKkör-
perung. Ähnlich ist es bei dem Böcklein: „Du Schäckerer. Du
Mäckerer, Hast gar ein zottlich Kleid.“ Ein Solcher Bock ver-
dient doch eine ganz Spezielle Hervorhebung. Die Bilder: Klaus
iSt in den Wald gegangen Sowie: Vom Büblein auf dem EisSe
Sind gefällig. Das Bild: Der erste Schnee nimmt
wenig auf den Inhalt Bezug. obwohl das der anschautliche Inhalt
geradezu verlangt. Die Bilder der letzten Seite Sind gut. Für
die Annahme des Bilderbuches Spricht insbeSondere der mäßige
Preis. I. Stufe.
Oßwald, Eugen, Der Wolf und die Sieben jungen Geißlein.
Preis 1 M. Jos. Scholz, Mainz. 1910. 8 ja. 2 nein.
Eine gute Fortsetzung des „Deutschen Bilderbuches“. eine
willkommene Gabe für die Märchenerzählerin in der Kinder-
Stube wie für den Märchenleser der ersten Schaljahre, ein treit-
liches Seitenstück zu „Rotkäppchen“: textlich einwandfrei: die
Bilder bunt, bewegt, heimelig und gruseltig, kräftig und hziter.
dem Verlauf der Handlung jolgend.
Ge-
14 S.
Jank, Angelo, Die Wacht am Rhein. Bd. I und Il.
dichte. ausgewählt von Nic. Henningsen. 22% .29 cm.
Preis je 1 M. Jos. Scholz, Mainz. 1910. 11 ja.
Die Sammlung „Das deutsche Bilderbuch“ hat durch diese
beiden Bände eine wertvolle Bereicherung eriahren. Angelo
Jank hat Seine große Kunst hier in den Diegnst der Jugend ge -
Stellt und Soldatenbilderbücher gesSchaiien. die ungeren Knaben
große Freude bereiten werden. Es Sind viele interesSante Mo-
mente aus dem Soldatenleben --- Selbst Lvftschitie und Ma-
Schinengewehre fehlen nicht -- mit großer Wahrheitstreue
packend dargestellt. Aus einiger Entiernung wirken die Bilder
noch besser als beim nahen Besenen. Die Gedichte, die jedoch
da]
häufig mit den Bildern nicht übereinstimmen, was auch wohl
nicht beabSichtigt ist, Sind gesSchickt ausgewählt. Man findet
unter ihnen Dichtungen von Liliencron, Geißler, Stieler, Hebbel,
Greif. III. Stufe. -
Falke, G., u. OSwald, Dies und Das. Ein Bilderbuch für die
Kleinsten. Mit Bildern von Eugen OSwald. 30.23 cm.
165 S: 3 M. Jos. Scholz, Mainz. 1910. 3 ja, 4 nein.
Nach dem zu urteilen, was Falke und OSwald bisSher un-
Sern Kindern gesSchenkt haben, ist es kaum begreiflich, daß Sie
ein So minderwertiges Buch unter ihrer Flagge haben hinaus-
ziehen lasSen können. Ein SammelSurium von allen möglichen
Abbildungen einzelner Gegenstände, deren öde Anordnung
durch ein paar Gruppenbilder erträglich gemacht werden Soll.
Wäre das Buch nicht aus dem Verlage Jos. Scho!z in Mainz,
man würde ohne weiteres behaupten: „Es iSt ein GrosSobilder-
buch, das energisch bekämpft werden muß.“
Pfingsten-Heuer, Clara, Struwelkinder. “Mit Bildern
von Julie Werkenthien. 4 S. 3 M. Bruno Volger,
Leipzig-Gohlis. 1 ja, 11 nein.
Bei einem Buche mit dem Titel „Struwelkinder“ muß man
wohl vom Texte ein lustig-phantaSievolles AuSmalen von
Kinderunarten, vom Bilde ein liebevoll und Stark karikierendes
Unterstreichen des Textes erwarten. Wie Steht's hier mit dem
Texte? Manche der Kinder Sind gar keine Struweikinder.
(Stück 2, 4, 10). Einen allzu höflichen Konrad nenne ich nicht
So. Es fehlt das fesSte, derbe Zugreiien, das Charakterisieren
mit Schlagendem Ausdruck. Statt desSen ein breites Darüber-
reden (Stück 6), Wortumstellungen, Flickwörter, oit holperige
Verse, wiederholende Überilüssigkeiten (S. 7. 9, 34. Abschnitt
IV), Unkindlichkeiten (8, 26). AbgeSehen von den Unarten
oder Überartigkeiten Sind die Kinder fast alle rosig. lieb und
gut; die Lehrer Sind gut und WweisSe, usw. Statt durch übertrei-
bende AuSmalung der Strafe abzuschrecken, hält die Ver-
fasSerin lange Moralpredigten (S. 22. 36). Vor allem liegt ihr
an der Empiehlung der goldenen Mittelstraße iS. 5. 12. im Stück
IV Sogar dreimal: S. 17, 19. 20). Auch die VerifasSerin Selbst
bewegt Sich auf der Mittelstraße. aber es iSt ein öder. lang-
weiliger Weg. Für die Bilder gilt ungefähr dasSselbe. Karika-
tur nirgends, nur hier und da ein Schwacher VerSuch zur
Charakteristik. SonsSt ebenialls alles auf derSelben öden Ebene.
Das Titelbild iSt geSchmacklos und ohne Reziehung zum Inhalt.
Der Preis ist für das Buch viel zu hoch. Ablehnen!
PfingsSten-Heuer. Der Kinder Hundgebilderbuch. Mit
Bildern von Julie Werkenthien. 4*. 24S. 1380 M.
Bruno Volger., Leipzig-Gohlis. 2 ja, 10 nein.
Schon der Gedanke. die verschiedenen Hundearien diurch
Verse und Bilder den Kindern interesSant zu machen. Wirkt
befremdend. es iSt doch Klar. daß dabei vie! Plattes und (iC-
machtes das Ergebnis Sein muß. Die Bilder Können ia das
CharakteristiScche der einzelnen Hundetirpen wiedergeben.
handelt es Sich dabei doch nur um Porträtähnlichkeit. Das er-
reichen Sie denn auch. Aber wenn nun durch die Verse ver-
Sucht werden Soll. das SeeliSche der verschiedenen Arten aus-
zudrücken -- So müssen bei den 10 verschiedenen Gedichtei:
geradezu jämmerliche ErgebnisSe Sich zeigen. Und So iSiS.
Da heißts 7. B. beim „Schoßhund“:
Ich Sitz nicht gern auf harten Stühlen.
Nur auf dem Schoß ung nur auf Pfühlen.
Seht. lang und glänzend ist mein Fell.
Frigiert din ich wie ein Modell.
Jedwede Steilung ist KoKkett.
Meist Schlat' ich im Gardinenbett.
Durch Schmeichelei ward ich verwöhnt.
DeShalb von manchem oft verhöhnt. -- ---
Ich meine. vir alberner läßt Sichs nicht Sagen. Das iSt echic
Tanten- und Gouvernantenpoesie: halb überlegen. zuckersiiß.
herablasSend -- ganz ohne inneres Leben und Ausdruck. Man
versteht nicht. wie es heute noch möglich ist. daß eine anZe-
Schene Verlagsanstalt Solch wüSstes Zeug herausbringen kann.
Clara. Der Zauberstab. Märchen
Mit fünf ganzsSeitigen Bilder
19140.
Pfingsten-Heuer.
für Kinder und Erwachsene.
von W. 4". 120 S. Bruno Volger. Leipzig-Gohlis.
S nein.
Dieses Märchenbuch zeigt wieder ecinmal. wie berechtigt
es ist, an die Sogenannten Kunstmärchen mit durch und durch
kritizcchem Sinn heranzutreten. Man fragt Sich, Was für einen