Gedanken über Mädchenerziehung.
121
„Wollt ihr das Weib recht nach dem Leben malen,
Wie uns zum Labsal es der Herr erschuf,
Ans Spinnrad setzt es, richtet seine Blicke
Andächtig fromm empor zum blauen Himmel
Und legt ein Kind an seine volle Brust;
Was drüber ist, das ist vom Überfluß."
Schaffen wir aus unseren Töchterschulen den Überfluß ab,
vor anderem das Französische, soweit es überflüssig ist!
!Zerftreute Bemerkungen auf dem Gebiete des deutschen Sprach
unterrichtes.
I.
Die Redaktion unsers Ev. Mon.-Bl. für die deutsche Schule hat
Bedenken getragen, zu Herrn Rektors Bender Bemerkungen über deutsche
Orthophonie im I. Hefte des neuen Jahrganges ihre Zustimmung zu
erklären, und ist bereit fernere Äußerungen über diesen Gegenstand an
zunehmen. In der That läßt sich nicht allein manche einzelne Bemerkung
anfechten, sondern auch in Betreff des von Herrn Bender geltend gemachten
allgemeinen Grundsatzes, unsere Orthophonie einfach nach der jetzt fest
gestellten Orthographie zu regeln, läßt sich sagen, daß unsere Ortho
graphie noch nicht so beschaffen ist/ um nach ihr alle Zweifel über die
richtige Aussprache zu entscheiden.
Herr B. sagt selbst in Betreff der jetzt vorschriftmäßigen Wort
schreibung, man könne ihr nicht in allen Punkten zustimmen und das
ist gewißlich eben so wahr, wie daß sie eine unschätzbare Wohlthat für
unser ganzes Volk ist. Nur wunde t es mich, daß er von allen ihren
Mängeln keinen so erwähnenswert stn)et wie die Schreibung der Endung
ieren an den aus fremden Sprachest entlehnten oder ähnlich gebildeten
Verben. Er steht in dieser Mißbilligung nicht allein, sondern auch sonst
hat die Anordnung jener Schreibung in den weitesten Kreisen böses Blut
gemacht. Ob mit Grund? B. verwirft sie, weil sie dem Grundsätze
möglichster Vereinfachung widerspreche; aber ist dies der höchste und
durchschlagende Gesichtspunkt bei Feststellung einer guten Rechtschreibung?
Ich meine, eine gute Rechtschreibung müsse vor allem sprachgemäß sein,
und dieser Gesichtspunkt scheint mir, wenn wir überhaupt noch ein ge
dehntes i irgendwo ie schreiben wollen, für diese Schreibung in jener
Endung zu entscheiden. Man macht dagegen geltend, daß in Fremd-