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Rektor Bischofs:
Stoff wäre geeigneter, diesen Zweck zu erfüllen, als das „klassische Buch
der Kindheit", der Robinson?
Durch ihn wird das Kind in die Zeit versetzt, in welcher sich der
Mensch mühsam über die Natur erhob und einen Anfang in der Be
herrschung derselben machte. Im Robinson lernt es die ersten Keime
menschlicher Bildung kennen; es durchläuft am Faden der Erzählung
gleichsam ein Stück Entwickelungsgeschichte der Menschheit und zwar
gerade denjenigen Teil derselben, welcher seiner eigenen Entwickelung am
meisten entspricht. Es wird ihm die Wahrheit veranschaulicht, daß nor
male Entwickelung keinen Stillstand duldet. Die Lektüre des Robinson
giebt den Kindern aber gleichzeitig Gelegenheit, ihr religiöses und sitt
liches Urteil zu schärfen und dadurch Grundlagen und Motive für ihr
eigenes Thun und Leben zu gewinnen. Und darin Uegt die große Be
deutung des Robinson für die religiöse und sittliche Erziehung der Kinder."
Mit Rücksicht auf die hier angedeutete Bestimmung des Buches und
die Bildungsstufe der Kinder (von 8—10 Jahren) ist die Geschichte in
der einfachsten und faßlichsten Form erzählt, wobei (namentlich anfangs)
Nebensätze und mehrgliedrige Satzgefüge, auch selbst zu lange Hauptsätze
möglichst vermieden sind. Die sittlichen und religiösen Motive sind stark,
aber ungezwungen hervorgehoben; vor allem sind die schweren Prüfungen,
die der Held in seiner Einsamkeit und Hilflosigkeit zu bestehen hatte,
kräftig genug gezeichnet, daß nicht leicht ein Kind auf den Gedanken
kommen dürfte, den wohl andere Bearbeitungen schon in unternehmenden
jungen Seelen geweckt haben, einmal selbst den Robinson zu spielen.
Über die Behandlung des Buches in der Schule heißt es in dem
Vorwort:
„Soll die Lektüre aber wirklich eine solch' reiche Frucht bringen, dann
darf sie keine bloße Privat-Lektüre sein; der Lehrer muß die Erzählung
vielmehr einer eingehenden Behandlung unterziehen. Dieselbe wird fol
gende Momente zu durchlaufen haben:
1. Eine Vorbereitung. Dieselbe hat den Kindern alle die
jenigen Vorstellungen zu vermitteln, welche die Auffassung der Erzählung
voraussetzt.
2. Musterhaftes Vorlesen seitens des Lehrers und möglichst gutes
Nachlesen der Kinder in der Schule und zu Hause.
3. Denkende Verarbeitung der durch die Erzählung gewon
nenen Vorstellungen und Begriffe. Zunächst sind alle einzelnen Vor
stellungen zu möglichster Klarheit zu bringen; geographische und techno