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1883. No. 5.
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für die deutsche Schule.
Organ des Deutschen Evangelischen Schulvereins.
Erscheint am 15. jedes Monats und wird den Mitgliedern gratis und franko geliefert.
Für Nichtmitglieder Preis des Jahrgangs 4 M. Alle Buchhandlungen und Post
anstalten nehmen Bestellungen an. — Beiträge für das Blatt sind an den Her
ausgeber, Inserate für den Umschlag an die Verlagshandlung zu senden.
Für letztere wird die Petitzeile oder deren Raum mit 30 Pf. berechnet. — Anmel
dungen für den Verein sind an dessen Schriftführer, Lehrer Sielaff in Stettin,
Pölitzerstraße 94 zu richten. Die Jahresbeiträge (3 M.) nimmt der Kassierer,
Gymnasial - Elementarlehrer Lüttschwager zu Treptow a. Rega entgegen.
Wissenschaftliche Darstellung der christlichen Pädagogie.
Von Pfarrer G. Sturmfels zu Seligenstadt a. M. in Hessen.
Das Recht auf christliche Pädagogie.
Christenkinder treten nicht rechtlos in das Leben ein. Sie haben
vor allem das Naturrecht auf Schutz und Pflege ihres Lebens. Das
selbe ist im Worte Gottes bestätigt, durch Staatsgesetze und Veran
staltungen der christlichen Liebe gesichert. Das Recht auf Erziehung kann
bei Christenkindern nicht fraglich sein; es geht aus dem Geiste des Christen
tums hervor, wird im Worte Gottes oft erwähnt und ist gleichfalls durch
Staatsgesetze und Verordnungen verbürgt. Das Recht auf christliche Er
ziehung wird den Christenkindern in der heiligen Taufe feierlich garantiert.
Erläuterungen:
Die Rechte der Kinder sind so alt, als die Menschheit selber. Sie
sind vom Schöpfer in die Natur des Menschen gelegt, machen sich mit
Naturnotwendigkeit geltend und können bloß da außer Wirksamkeit gesetzt
werden, wo die Menschen in der Finsternis des Heidentums leben, oder
in bewußter Feindschaft von Gott abgefallen sind. Bei den Spartanern
wurden nach Lykurgs Gesetzgebung schwächliche Kinder in die Abgründe
des Taygetus gestürzt. Nach römischen Gesetzen gab die patria potestas
dem Vater das Recht selbst über das Leben seiner Kinder. Bei den
Indiern werden überflüssig geborene Mädchen noch jetzt sofort nach der
Geburt getötet. Der Kindermord erhielt sogar religiöse Weihe als Dienst