Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 3.1883 (3)

Nutzen der Missionsgeschichte für die Schule. 317 
und nachfolgten, daß das erste Denkmal seiner Siege über die Sachsen 
die Gründung des Bistums Paderborn war. Wegen der Wirksamkeit 
Alkuins und wegen der schönen Bemühungen Karls um den christlichen 
Unterricht und die sittliche Hebung des Volkes verweise ich, um hier nicht 
zu weitläustg zu werden, auf das, was darüber in Neanders Kirchen 
geschichte Band III S. 151 ff. und andern Stellen zu lesen ist. Aber 
auch wer keine Neandersche oder andere Kirchengeschichte liest, den sollte 
schon unsere deutsche Litteratur-Geschichte lehren, daß den Sachsen das 
Christentum auch in anderer Weise nahe gebracht worden ist, als durch 
Karls verbitterndes, bluttriefendes Schwert. Ist es ihnen nur in so 
widersinniger Weise aufgenötigt worden, wie ist das zu erklären, daß 
bald nach Karls Tode ein Gedicht wie der Heliand, diese durch und durch 
sächsische Auffassung und Darstellung des Heilandes, unter den Sachsen, 
wie man nun sagen will, entstehen oder auch nur heimisch werden konnte? 
Erst wäre noch zu untersuchen, ob wirklich der ganze Sachsenstamm 
das Christentum nur mit einem Herzen voll bittern Haffes angesehen, 
und alle, die die Taufe annahmen, sich nur widerwillig vor dem Schwerte 
des Siegers gebeugt haben, ob nicht vielmehr ebenso wie in Pommern, 
als Bischof Otto in Pyritz, Kammin, Stettin, Julin ganze Kastellaneien 
taufte, viele bereits heimliche Christen oder doch dem Christentum geneigt 
waren. Die pommersche Bekehrungsgeschichte zeigt wenigstens, daß das 
Vorhandensein solcher Freunde des Christentums die scheußlichen Krieges 
und Raubzüge der Pommern gegen die Polen und Dänen nicht unmög 
lich gemacht hat. Über die Wirksamkeit der Geistlichen und Mönche 
will ich nachher noch eine Anmerkung machen; für jetzt will ich noch 
bei Karls Grausamkeit stehen bleiben und daran erinnern, wie uns auf 
diese aus unserer afrikanischen Missionsgeschichte ein eigentümliches und 
belehrendes Licht fällt. Daß diese Mission nicht mit dem Schwerte von 
Eisen, sondern mit dem Schwerte des Geistes, mit dem Worte Gottes 
begonnen worden ist, das kann niemand leugnen. Dessenungeachtet ist 
es schon der siebente Kaffernkrieg, wenn ich nicht irre, der in den letzten 
Jahren von der Kolonie mit schweren Opfern zum Siege durchgekämpft 
worden ist. Wie das Wesen des Evangeliums Liebe und Frieden ist, 
so liegt in der Natur des Heidentums, bei den Kaffern wie bei den 
alten Deutschen, eine friedenlose Unruhe. Die englischen Statthalter 
denken nicht daran, die Kirche mit dem Schwerte auszubreiten; aber 
wenn die Kaffern immer wieder mit Mord und Brand die friedlichen 
Landschaften der Kolonie berauben und verwüsten, so bleibt doch gegen
	        
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