Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 3.1883 (3)

318 Nutzen der Missionsgeschichte für die Schule. 
solche Gewaltthaten nichts andres übrig, als zum Schwerte zu greifen. 
Es kann mir nicht in den Sinn kommen, die Handlungsweise und die 
Maßnahmen der Statthalter ohne Unterschied zu rechtfertigen, und 
dasselbe gilt mir auch von dem Verfahren Karls des Großen. Aber 
kaum ist er in Italien, so kommen die Sachsen sengend und brennend 
über den Rhein. Er kommt zurück, bändigt sie mit starker Hand; aber 
kaum wendet er den Rücken, so verwüsten sie sein Land von neuem. Ist 
es zu verwundern oder gar darüber hart zu richten, wenn er, nachdem 
sich dies Spiel durch eine Reihe von Jahren wiederholt hat, nun am 
Ende wild wird? Oder kann man glauben, daß er das Blutbad an der 
Aller für das geeignetste Mittel zur Empfehlung des Christentums ge 
halten habe? Gewiß nicht, sondern er hat das Christentum für das beste, 
für das einzige Mittel erkannt, diesem entsetzlichen, friedlosen Zustande 
ein Ende zu machen. Darum stiftet er das Bistum Paderborn und 
denkt daran, zur Befestigung der Kirche im Sachsenlande ein Erzbistum 
in Hamburg aufzurichten. Darum gründet er Kirchen und Schulen 
und schickt Priester und Mönche, die Sachsen im Worte Gottes zu 
unterrichten. 
Es ist hier nicht der Ort, das alles, was an Karls Verfahren in 
dieser Beziehung gemäkelt wird, in das gehörige Licht zu setzen. Ich 
muß mich auf die allgemeine Bemerkung beschränken: wir dürfen doch, 
wollen wir billig sein, Karl und seine Zeitgenossen nicht aus ihrer Zeit 
herausreißen und an dem Maßstabe einer ganz andern und, wie wir 
doch wohl sagen dürfen, geförderteren Zeit messen. Neander, der an Karls 
Verfahren gar viel zu tadeln weiß, hebt besonders hervor, daß den 
Sachsen der an die geistlichen Stiftungen zu entrichtende Zehnte so ver 
haßt gewesen sei. Doch wohl nur deswegen, weil ihnen das Christen- 
tunl mit seiner Sittenzucht und die fränkische Oberherrschaft mit ihrer 
straffen Ordnung überhaupt verhaßt war? Oder pflegten sie nicht auch 
im Heidentume ihren Tempeln und Priestern Opfer und Gaben dar 
zubringen? Ein Blick auf unsere Mission gewährt auch über diesen Punkt 
ein belehrendes Licht. Unsere Missionsgesellschaft hat wie die andern 
viele Jahre die Kosten der Anpflanzung des Christentums in Afrika 
ganz allein getragen. Aber nicht allein das riesige Anwachsen der dazu 
erforderlichen Summen hat ihr die Erkenntnis aufgenötigt, daß ihr dies 
Verfahren durchzuführen bei der zunehmenden Erweiterung des Missions 
gebietes auf die Dauer schlechthin unmöglich sei, und sie hat darum 
angefangen die Missionsgemeinden an eine Kirchensteuer zu gewöhnen;
	        
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