Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 3.1883 (3)

Nutzen der Missionsgeschichte für die Schule. 319 
sondern sie ist auch zu der Einsicht gekommen, daß das bisherige Ver 
fahren sachlich ungehörig sei, da, auch abgesehen von manchen Übel 
ständen, die sich daraus ergeben, wenn die Getauften immer die Beschenkten 
sind, diese Missionsgemeinden notwendig dahin gebracht werden und dahin 
kommen müssen, daß sie selbständige Kirchgemeinden werden, die sich 
selber erhalten. Man mache doch davon die Anwendung auf die Zeit 
Karls des Großen. 
Besonders aber sind es die Geistlichen und vor allen die Mönche, 
die lange Zeit her in einem gehässigen Lichte dargestellt worden sind 
und zum Teil noch jetzt dargestellt werden. Unbesehens überträgt man 
das Bild, das im Anfange der Reformationsgeschichte von dem geist 
lichen und sittlichen Zustande der Klöster und Geistlichen entworfen wird 
und auf die Zeit um das Jahr 1500 n. Chr. auch passen mag, auf 
die Zeit der Gründung des Christentums in unserm Vaterlande. Danach 
denkt man sich die Mönche als dumme, faule, sittlich versunkene, minde 
stens aber als geistig verschrobene Leute. Daß sie ehedem anders und 
besser gewesen sind, wird niemand in Abrede stellen, der nicht geradezu 
der Geschichte ins Angesicht schlagen will. Denn was lehrt uns die 
Geschichte der Wissenschaften? Verdanken wir nicht die Grundlage aller 
höheren Schulbildung, die alten Klassiker, einzig und allein dem Fleiße 
jener alten Mönche? Sind nicht die Klöster die Quellorte gewesen, aus 
denen jene geistige Bildung über unser Volk sich ergoß, von denen die 
herrlichen Werke mittelalterlicher Wissenschaft und Kunst zeugen? Dennoch 
ist es hergebracht, einen Kaiser Ludwig den Frommen, in Pommern 
Herzog Barnim den Guten, und andere Fürsten wegen ihrer milden, 
sinnlosen, wie man sagt, Freigiebigkeit an Kirchen und Klöster zu schelten. 
Was solche Männer zu solchen reichen Schenkungen bewog, das zeigt 
uns unsere Mission. Um eine eingeborne Geistlichkeit heran zu bilden, 
müssen unsere Missionare mit großer Mühe und Kosten höhere Schulen, 
Pflanzschulen für Hehrer und Prediger ins Leben rufen, und die kapische 
Regierung unterstützt diese und die niedern Missionsschulen durch frei 
giebige Beihilfe, durch Schenkungen an Land und Geld (graut), weil 
sie den Nutzen und die Notwendigkeit dieser Anstalten erkennt. Sie sieht 
eben ein, daß nicht Roß und Reisige eine friedliche und gedeihliche 
Regierung sichern, sondern allein der stille und sittlich mächtige Geist 
des Christentums, der durch die Predigt des Evangeliums verbreitet und 
gepflegt wird. Es wäre daher wahrlich kein Schade und kein Unrecht, 
wenn jene Regierung nach dieser Seite noch freigiebiger würde. — So
	        
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