Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 3.1883 (3)

1883. Ho. II. 
EvangeliMez Jtloiiiitslisiift 
für die deutsche Schule. 
Organ des Deutschen Evangelischen Schulvereins. 
Erscheint am 15. jedes Monats und wird den Mitgliedern gratis und franko gelieferte 
Für Nichtmitglieder Preis des Jahrgangs 4 M. Alle Buchhandlungen und Post, 
anstalten nehmen Bestellungen an. — Beiträge für das Blatt sind an den Her 
ausgeber, Inserate für den Umschlag an die Derlagshandlung zu senden. 
Für letztere wird die Petitzeile oder deren Raum mit 30 Pf. berechnet. — Anmel 
dungen für den Verein sind an dessen Schriftführer, Lehrer Sielaff in Stettin, 
Pölitzerstraße 94 zu richten. Die Jahresbeiträge (3 M.) nimmt der Kassierer, 
Gymnasial-Elementarlehrer Lüttschwager zu Treptow a. Rega, entgegen. 
Was können wir für die Hebung des Willenslebens unserer 
Schüler thnn? 
Vom Seminar-Oberlehrer Trenkel in Köthen (Anhalt). 
(Vortrag, gehalten auf der 11. Generalversammlung des anhaltischen Lehrervereins.) 
Geehrte Herren Kollegen! 
Die Schule soll es bei allem, was sie thut, darauf absehen, ihre 
Zöglinge in der Tiefe und Gesamtheit ihres Wesens zu erfassen; sie soll 
den ganzen Menschen, die Persönlichkeit, ausgestalten. Blicken wir nun 
nach Ablauf eines Schuljahres auf den Anfang desselben zurück, so dürfen 
wir uns fast immer mit Genugthuung sagen: „Unsere Schüler sind an 
Kenntnissen reicher, in ihren Leistungen sicherer und gewandter, vielleicht 
auch im Verstehen und Begreifen beweglicher geworden." Auf die Frage 
jedoch, ob ihre sittliche Bildung mit der intellektuellen gleichen Schritt 
gehalten habe, müssen wir uns leider nur zu oft gestehen, daß sie in 
jener langsam nachhinken, wenn nicht gar weit zurückgeblieben sind. 
Verträgt sich aber diese Kluft mit der vorhin genannten Forderung einer 
allseitigen, harmonischen Bildung? Und — was ebenso schwer ins Ge 
wicht fällt — ist nicht die sittliche Bildung die festeste Grundlage, die 
gesundeste Wurzel und die lebendigste Triebkraft der intellektuellen? Viel 
leicht ist das Verhalten unserer Schüler gesetzlicher, die Anzahl der Dis 
ziplinarfälle geringer geworden. Ist das aber schon ein vollgültiger Be 
weis dafür, daß der innere Mensch gewachsen, daß namentlich der Wille 
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