Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 4.1884 (4)

trotzigem Widerstreben wird die schärfere und schärfste Strafe entgegen 
treten müssen. 
Die Eigentümlichkeiten, welche sich aus dem Geschlechtsunterschiede 
ergeben, sind selbstverständlich nicht zu ignorieren. Das in seinem 
Gemüte leichter verletzbare Mädchen will mit einer besonderen Zartheit 
behandelt sein; aber auch mit einem rechten Ernste, dem die Freundlich 
keit nicht zu fehlen braucht. Ein Knabe kann eher einen Pfuff — geistig, 
nicht körperlich gedacht — vertragen, ja er verlangt ihn. Mädchen haben 
entschieden ein feineres Gefühl für das Schöne und Anständige, darum 
hüte man sich vor jeder Verletzung des Dekorums. Mädchen sind im 
allgemeinen empfindsamer gegen Tadel, Mädchen sind aber auch leichter 
empfänglich für Lob, daher beides mit Umsicht zu gebrauchen. 
Kurz, es ist die Treue zu beweisen, welche in erbarmender Liebe nicht 
müde wird beim Suchen, Locken. Zurechtweisen, Warnen und Strafen. 
Hervorragende deutsche Pädagogen der Gegenwart und deren 
Schriften. 
Eine pädagogische Studie von Adolf Sielaff. 
Kinder sind Rätsel von Gott und schwerer als alle zu lösen, 
Aber der Liebe gelingt's, wenn sie sich selber bezwingt. 
Ostern liegt hinter uns. Die lange herbeigewünschte Ferienzeit ist 
vergessen, und mit frischer Kraft geht es an die gewohnte, lieb gewordene 
Arbeit. Neue und schwere Aufgaben treten an uns heran. Da gilt es, 
die in eine höhere Klasse versetzten Schüler einzuführen in ganz neue 
Lehrgegenstände oder ihnen einen schon bekannten Stoff in neuer, er 
weiterter Form zugänglich zu machen; da muß Rücksicht genommen 
werden auf Schüler, die denselben Stoff schon einmal durchgearbeitet 
haben, und auf solche, die aus andern Schulen herübergekommen sind. 
Bei alledem darf aber das zu erreichende Ziel keinen Augenblick aus 
dem Auge gelassen werden. Wird so von jedem Lehrer die Anspan 
nung aller Kräfte nach allen Richtungen hin gefordert, so ist es doch 
einer aus dem Kollegium, von dem noch mehr verlangt wird — das 
ist der Lehrer der Kleinen. 
Da sitzt sie, die bunte, freundliche Schar der Kleinen, die aufs neue 
der Schule anvertraut ist. In den verschiedensten Verhältnissen sind sie 
groß geworden, den verschiedensten Familienkreisen gehören sie an. Ein 
jedes Kind hat seine besondere Lebensgeschichte hinter sich. Einem lachenden
	        
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