Beurteilungen und Anzeigen.
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der Stadtschule zu Wolgast, Pastor in Altenkirchen, Profeffor in Greifswald.
Seine Napoleonsrede vom Jahre 1809, die ihn in vaterlandsliebenden Kreisen
übel bekannt machte, wird psychologisch und biographisch erklärt. L. Fernow
steigt aus der Tagelöhnerhütte zu Blumenhagen und vom Apothekertisch zu
Anklam zum Universitätslehrer in Jena und zum Kunstkritiker am Weimarer
Musenhofe auf.
F. B. von Schill verteidigt Kolberg im Winter 1806/7 durch kühne Streif
züge mit einem selbstgeschaffenen kleinen Korps an den Ufern der Dievenow,
Jhna und Rega, beteiligt sich darauf im Frühjahr 1807 an den Kämpfen im
schwedischen Teile Pommerns und fällt endlich in vergeblichem Kampfe, in dem
er nichts für die Wirklichkeit, aber unendlich viel für die Möglichkeit der Be
freiung wirkte, im Jahre 1809 in Stralsund. Hier liegt der Kern des Buches.
Das Schicksal Gustav Adolfs von Schweden ist an die Biographie Schills an
geschlossen. Der Lebenslauf P. O. Runges endlich führt uns nach Wolgast
Unter der Pflege einer frommen Mutter und im Widerspruch mit der kauf
männischen Rechenstube bildet sich Charakter und Kunst des Malers der Romantik,
der als einer der ersten das Deutsche, Innerliche und Christliche mit dem Stifte
auszudrücken sich bemühte und mit L. Tieck und den Dichtern von des Knaben
Wunderhorn in fruchtbarer Beziehung blieb. Möge dem Verfasser die Arbeit
an den folgenden Bänden denselben Genuß bereiten, wie uns die Lektüre des
vorliegenden, und möge seine Hand nicht die Feder niederlegen mit der Vollen
dung des Bandes, sondern erst recht mit Freuden festhalten. B.
Das Wissen der Gegenwart.
Freytag in Leipzig und Tempsky in Prag verstehen es in vortrefflicher
Weise, für ihr Unternehmen geeignete Kräfte heranziehen. Die Bände 22, 23
und 24 liefern wieder den sprechendsten Beweis davon. In ersterem bietet
Ochsenius als Resultat zwanzigjähriger eigener Beobachtung eine treffliche
Schilderung von Land und Leuten in Chile. Im 23. Bande schildert der be
kannte Friedrich Meyer v. Waldeck Rußland mit seinen Einrichtungen,
Sitten und Gebräuchen. Er beschreibt aus eigener Anschauung das Natur-
und Tierleben, Handel und Wandel, Sitte und Brauch der Bewohner und be
richtigt dadurch die über dies Land weit und breit verbreiteten verkehrten, un
begründeten urd unwahren Vorstellungen. — Im 24. Bande endlich führt uns
R. Hartmann die Nilländer vor. Das Nilsystem, Ägypten, Nubien,
die Steppengebiete, die ägyptischen Besitzungen inOst- und Inner-
afrika und endlich die unabhängigen Seereiche Uganda und Unyoro
werden gründlich und ausführlich auf Grund eigener Anschauung und strenger,
erschöpfender Quellenforschung behandelt. Daß jeder Band elegant und dauer
haft gebunden, mit zahlreichen Illustrationen versehen ist und nur eine Mark
kostet, darf wohl kaum noch besonders erwähnt werden
St.
A. S.