Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 4.1884 (4)

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Beurteilungen und Anzeigen. 
Beurteilungen und Anzeigen. 
Theodor Kolde, ord. Prof, der Univ. Erlangen. Martin Luther. Eine 
Biographie. 2-Lieferung. Gotha. F. A. Perthes (S. 161—320). 2,40 M. 
Die vorliegende, von Kleinigkeiten*) abgesehen, recht gut und lebendig ge 
schriebene, von innerer Wärme gläubiger Anschauung wohlthätig durchzogene 
Biographie Luthers ist gänzlich verschieden von den vielen mehr oder minder 
populären Lutherschriften der letzten Zeit. Als das Werk eines der tüchtigsten, 
selbständig die Quellen ausbeutenden Lutherforschers verdient sie auch in 
unserem Leserkreis die aufmerksamste Beachtung und ist namentlich zur An 
schaffung für Lesezirkel und Bibliotheken warm zu empfehlen. Auch neben 
Köstlins allgemein anerkannter großer Arbeit über Luther hat Koldes Buch 
seinen Platz, indem es einerseits viele Einzelheiten nicht bietet, welche dort vor 
geführt werden, da Kolde nur das für die Entwickelung von Luthers Person 
und Werk Bedeutsame herausheben will, anderseits aber weiter hinausgreift 
durch Berücksichtigung all der zeitgeschichtlichen Faktoren, welche Luthers Ent 
wickelung gehemmt oder gefördert haben. Die zweite Lieferung führt uns von 
dem Streit mit Prierias bis unmittelbar vor die Abreise nach Worms. Eine 
dritte Lieferung soll den ersten der beiden mäßigen Bände dieses Buches ab 
schließen. Für den Schluß beider Bände werden die Nachweisungen aus den 
Quellen in Form von Anmerkungen verheißen; eine jetzt vielfach beliebte 
dankenswerte Einrichtung, welche genaue Nachprüfung gestattet und doch den 
Genuß des Lesens nicht durch öftere Unterbrechungen stört. 
Auswahl aus Matthias Claudius' Werken von Karl Gerok. Mit Por 
trät. 1882. XLIII. und 225 S- 8. Preis geb. M. 2. 
Der Idee dieser Auswahl liegt für Lehrer, die in Claudius erst eingeführt 
werden sollen, die Absicht zu gründe, die Schriften des Wandsbecker Boten noch 
populärer zu machen, als sie es schon in weiten Kreisen des Vaterlandes sind. 
Nicht die Gesamtschriften verdrängen, sondern den Weg zu diesen noch mehr zu 
bahnen und zu ebnen, das ist der Sinn des kleinen Buches, dem es zu beson 
derer Empfehlung dienen wird, daß ein Dichter über den Dichter, und zwar 
einer der bedeutendsten und beliebtesten der Gegenwart, urteilt und aus seinen 
bunten Schätzen das besonders lebensfähige und allezeit Zeitgemäße austeilt. 
Willkommen wird es dem Anhänger der Claudius-Lektüre sein, daß Poesie 
und Prosa gesondert erscheinen, wodurch allerdings das Verständnis beider 
Formen erleichtert wird. Die Einleitung, die in keiner Weise größere bio 
graphische Darstellungen**) überflüssig machen kann und soll, ist auf denselben 
Leserkreis berechnet, den der ganze Versuch im Auge hat. Die kleine Sammlung 
hofft besonders auch auf eine Propaganda für den Wandsbecker Boten in Süd 
deutschland, wo er bisher sich doch ungleich weniger eingebürgert hat als in 
seinem heimatlichen Norden. Wer Claudius an der Hand dieses Führers so 
lieb gewinnt, daß er gerne den ganzen Wandsbecker Boten haben möchte, den 
verweisen wir auf die schöne bei Perthes erschienene Gesamt-Ausgabe (11. stereot. 
*) Vgl. z. B. S. 162. In den Augen der Freunde und Gönner ver 
größerte sich wohl noch die Gefahr, als sie damals schon war; oder 
S. 175 oben den die Deutlichkeit störenden, zu häufigen Gebrauch des Pro 
nomens er. 
**) Als solche empfehlen wir die in gleichem Verlage erschienenen von 
W. Herbst (4. Aust. 6 M.).
	        
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