Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 4.1884 (4)

28 
Die Geberden beim Beten. 
in der Zeit niemals Ursache fand, auf die Kniee zu fallen, dort in der 
Ewigkeit niemals auf seine Füße zu stehen kommen wird. Besonders 
Eltern und Lehrer haben viel Veranlassung zum Kniebeugen; denn Er 
ziehen ist ein Kniewerk, wie Abt Steinmetz gesagt hat, und ein Lehrer 
kann nie besser mit seinen Händen arbeiten, als wenn er sie zusammen 
faltet. Leider ist freilich zu bedauern, daß in unsern Kirchen oft gar 
nicht auf die Einrichtung von Kniebänken bedacht genommen ist. 
Sollen wir unsere Gebete auch mit der bestimmten Richtung nach 
Osten thun? Wenigstens wüßte ich nicht, warum wir es nicht thun 
sollten, wenn es möglich ist; bei Tische z. B. ist es \a nicht von jedem 
Platze aus möglich. Von Osten her wird unser Herr Jesus Christus 
kommen, der wahre Aufgang aus der Höhe. Aus diesem Grunde betten 
wir unsere Toten in die Erde mit ihrem Antlitz gegen Morgen, von 
woher wir dessen warten, der unsere Leiber aus den Gräbern erwecken 
wird. Erfordert doch schon im Verkehr mit Menschsn Höflichkeit und 
Respekt, daß wir dem Angeredeten uns mit unserm Gesicht zuwenden, 
zumal wenn wir etwas von ihm erwarten und verlangen. Deshalb auch 
hat sich der Geistliche am Altar beim Gebet stets dem Altar zuzuwenden, 
als der mit Gott redet; dann steht er an der Spitze der Gemeinde und 
ist ihr Mund. Und jeder, der in der Kirche betet, nimmt selbstverständ 
lich die Richtung dem Altar zu. 
Das Zeichen des heiligen Kreuzes beim Gebet zu schlagen, ist bei 
uns und wohl in der ganzen evangelischen Kirche nicht mehr Sitte, leider! 
denn spezifisch römisch und unevangelisch ist es durchaus nicht. Unser 
U. Luther ordnet im kleinen Katechismus noch ausdrücklich an, daß 
wir uns vor dem Morgen- und Abendsegen segnen sollen mit dem heiligen 
Kreuz. Ich sehe nicht ein, warum die Schule*) nicht dahin wirken soll, 
daß diese gewiß schöne, ehrwürdige und bedeutsame Christensitte wieder 
aufkommt und wirksam wird zum Heil derer, welche sie mit Andacht 
üben. Vom Katechismus aus, den alle Kinder in ihren Händen haben, 
wäre dies doch leicht. 
Schließlich wollen wir bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß 
es schicklich und in Gottes Wort ausdrücklich vorgeschrieben ist, bei jeder **) 
Nennung des Namens Jesu sich ehrfurchtsvoll zu verneigen, Phil. 2, 10. 
Z. C. S. 
*) Ist das wirklich Sache der Schule? Äußerungen in dieser Richtung 
sind uns erwünscht. Die Red. 
**) Ist das die genaue Auslegung der Stelle? Die Red.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.