Die Überproduktion in Lehrbüchern.
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Nachwort der Redaktion.
Gerne haben wir obige Erörterung des rührigen Mitarbeiters ab
gedruckt, weil sie spiritualistischer Einseitigkeit gegenüber heilsame An
regungen enthält. Gleichwohl scheint es uns angemessen, obschon wir
die Wichtigkeit der Teilnahme des Leibes am Gebete vollauf würdigen,
doch vor gesetzlicher Haltung in diesen Fragen zu warnen und nach
Joh. 4 auch die christliche Freiheit zu betonen. Auch wird die kon
fessionelle und landschaftliche Verschiedenheit innerhalb der protestantischen
Länder in dieser Beziehung manche Verschiedenheit der Sitte erklären, die
sich nicht so leicht uniformieren läßt. Schließlich noch die Frage, ob dem
Herrn Einsender die z. B. in Riehms bibl. Wörterbuch vorgetragene Erklä
rung des Händefaltens als Zeichen der Ergebung in den Willen des Siegers
(übernommen von den heidnischen Germanen, was auch in der ersten
Lieferung des hübschen illustrierten Calwer Bibl. Handwörterbuchs S. 103
der Artikel „Beten" hervorhebt) nicht bekannt ist? Daß die alten
Christen stets die Hände emporstreckten und öffneten, wie die Ägypter,
Hebräer, Griechen und Römer, zeigen die Denkmäler. Das Stehen
beim Gebet sollte aber nach alten Kirchenschriftstellern an die Auferstehung
Christi erinnern und war daher am Tage des HErrn herrschende Sitte.
Die Überproduktion in Lehrbüchern.
In dem „Lexikon der Pädagogik" von F. Sander,*) welches wir
bei dieser Gelegenheit angelegentlichst empfehlen wollen, findet sich eine
Tabelle über die „Verbreitung der Schulbücher an den preußischen Gym
nasien, Progymnasien, (damaligen) Realschulen und höheren Bürgerschulen
1880", welche einen interessanten Einblick in die auf diesem Gebiete herr
schende ungesunde Überproduktion gewährt. Von dem gewiß anerkennens
werten Gesichtspunkte ausgehend, daß durch die freie Konkurrenz der
Lehrbücher „das thätige Interesse des gesamten Lehrstandes an der Besse
rung der Lehrmittel rege erhalten und der Gefahr einer sachlichen Un
gerechtigkeit in dem einem bestimmten Lehrmittel bewilligten Monopol
begegnet wird", hat die preußische Unterrichtsverwaltung darauf verzichtet,
die Herstellung geeigneter Lehrbücher selbst in die Hand zu nehmen, wie
dies in Österreich, Bayern re. wenigstens teilweise der Fall ist. Was
*) Lexikon der Pädagogik von Ferdinand Sander, Regierungs
und Schulrat in Breslau. Handbuch für Volksschullehrer rc. Leipzig, Biblio
graphisches Institut. 1883.