Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 4.1884 (4)

ist nun das Ergebnis dieser freien Konkurrenz, welche übrigens durch 
genaue Vorschriften, besonders betreffs der höheren Unterrichtsanstalten 
(nach dem Erlasse vom 12. Januar 1880), geregelt wird? Eine Überfülle, 
die um so erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, daß die an den verschie 
denen Lehranstalten wirklich eingeführten Lehrbücher bereits eine wieder 
holte sehr sorgfältige Prüfung bestanden haben. 
„Aus der erwähnten Tabelle ersieht man, daß von 1544 Lehr 
büchern 668, also 43,2 Prozent, nur an einer Lehranstalt eingeführt 
sind und zwar, wie man mit fast apodiktischer Gewißheit behaupten kann, 
an derjenigen, an welcher der Verfasser unterrichtet. In den meisten 
dieser Art ist die Einführung lediglich ein Akt kollegialischer Höflichkeit, 
da nach dem Erlasse vom 12. Januar 1880 über die Einführung eines 
neuen Lehrbuchs zunächst das Lehrerkollegium der betreffenden Anstalt 
in einer Fachkonferenz zu beraten hat, nach deren Entscheidung der Direktor 
die Genehmigung des Provinzialschulkollegiums beantragt. Lehrreich ist 
es auch zu sehen, auf welchen Gebieten dieser Mißstand am größten ist: 
von den 99 Lehrbüchern der Mathematik, welche 1880 in Preußen be 
nutzt wurden, waren 55, also 55,5 Prozent, nur an einer Anstalt ein 
geführt, von 65 Lehrbüchern der Naturbeschreibung 36, also 55,s Prozent, 
von 85 französischen Lehr- und Übungsbüchern, bez. Vokabularien 44, 
also 51,7 Prozent, von 160 Lehrbüchern für evangelische Religions 
lehre 80, also genau die Hälfte, und von 201 Büchern für den Gesang 
unterricht 110, also 54,7 Prozent. Von den 9 Lehrbüchern für den 
jüdischen Religionsunterricht sind 7 nur an einer, die andern beiden nur 
an zwei oder drei Schulen eingeführt. Eine interessante Statistik des 
deutschen Subjektivismus! 
„Nicht minder groß aber ist im Verhältnis die Zahl derjenigen 
Lehrbücher, welche nur an zwei, drei oder überhaupt nur wenigen Schulen 
in Gebrauch waren: von 1544 Büchern waren nur an zwei Schulen 233, 
an drei Schulen 113 eingeführt, so daß die Gesamtzahl der an höchstens 
drei Schulen eingeführten Bücher die erstaunliche Höhe von 1014, d. h. 
65,6 Prozent erreichte. Die Gesamtzahl der an höchstens zehn Lehr 
anstalten eingeführten Lehrbücher betrug sogar 1292, d. h. 83,6 Prozent. 
Dem gegenüber ist die Zahl der an einer größern Anzahl von Schulen 
eingeführten Unterrichtsmittel nur eine sehr geringe Von den 226 Lehr 
büchern, welche in 11 bis 100 Schulen eingeführt sind, sind 98 in 11 
bis 20, dagegen nur 11 in 81 bis 100 Schulen im Gebrauche. Unter 
den 25 Lehrbüchern, welche in 101 bis über 300 Schulen dem Unter
	        
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