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Dr. N. Schmidt: Johann Gustav Droysen.
was mir in den nahezu zwanzig Jahren meiner Thätigkeit an öffent
lichen Gymnasien beschieden gewesen ist: in gegenseitigem Vertrauen mit
Ernst und Eiser die höchsten Aufgaben der Jngendbildung zu erreichen,
auch hier an dem Gymnasium zu Treptow, das den Namen des hoch-
ehrwürdigen Bugenhagen trägt, gelingen werde.
Wir sollen und wollen arbeiten und lernen in guter Zucht und
edler Gesittung und uns fördern in allem, was groß und erhaben ist,
immer im Geiste desjenigen, der der Weg, die Wahrheit und das
Leben ist, alt den uns tagtäglich der Wahlspruch unserer Anstalt*) er
innert. Sein Geist wolle uns alle Tage erfülleil und leiten!
Diese ewige Grundlage der Bildung, des Lebens und der Hoffnung
der Menschheit kann und darf nie verschoben oder aufgehoben werden.
Es ist ein bedeutsames Zeicheli, daß dies Bewußtsein auch in unserer
jüngsten Gegenwart, die wir nach vielen Seiten hin eine erhebende und
großartige mit Recht nennen dürfen, entschieden aufrecht erhalten worden
ist, zilmeist gerade von den erhabenen Werkzeugen der göttlichen Gnade,
die unser Vaterland groß, stark und einig gemacht haben. Voran steht
unser unvergeßlicher, nun in Gott ruhender König und Kaiser Wilhelm I.,
der Begründer und Hort des Reiches; so groß seine Thaten und
Tugenden waren und allezeit gepriesen werden, so groß war seine
Demut und seine kindliche Dankbarkeit gegen Gottes Gnade und Fügung.
— Neben ihm stand sein treuer Sohn: einst in jugendlicher Frische
von allen geliebt und verehrt, auf den die schönsten Hoffnungen des
Vaterlandes gegründet waren. Niemand hat den Schmerz vergessen,
in den wir durch die Monate lang dauernde Todeskrankheit versetzt
waren; wie der edle, herrliche Kronprinz Preußens und des Reiches
in seiner vollen Lebenskraft vor unsern Augen steht, so ist tief einge-
graben in unsere Erinnerung die Angst und Trauer um den Kaiser auf
dem Krankenlager, das zu früher Grabesruhe führte.
Aber Preußen, das beide neu gestaltet und vergrößert, das Reich,
das beide geschaffen und geeinigt haben: sie stehen fest und ruhen in
den sichern Händen des Enkels und Sohnes, unsers allergnädigsten
Kaisers und Herrn, Wilhelms II., des echten Hohenzollern in Pflicht
treue, Vaterlandsliebe und Gottvertranen.
Für den Dienst des Vaterlandes und des Reiches arbeiten wir
*) Über dein Eingänge liest man: 8i Jesum nescis, nihil est quod cetera discis.
Symbolum Rugenhagii. Kolbe.