Dr. R. Schmidt: Johann Gustav Droysett.
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die Hälfte anzugliedern verstanden und von den immer neuen Gegen
sätzen, die das Leben der Nation zerklüftet haben, die einen versöhnt,
die andern bewältigt, um von den andern freilich desto hartnäckiger
angefeindet oder im Innern ergriffen und erschüttert zu werden.
Dies ungefähr der Grundgedanke der Ausführungen Droysens,
der als Lohn seines Herrn und Königs für dies Werk den altehr
würdigen Titel eines brandenburgischen Historiographen erhielt.
An dem Riesenbau der Geschichte der preußischen Politik hat
Dropsen bis an sein Ende gearbeitet; der letzte Band, welcher bis 1756
reicht, erschien erst nach des Verfassers Tode. Am 19. Juni 1884
schied Droysen ans diesem Leben in Gottvertrauen und in der Zuver
sicht der Heimkehr in das Reich des Friedens und der Klarheit, in
der Hoffnung hier die Seinen wieder zu finden.
Diese kurzen Andeutungen mögen für heute genügen über diesen
hochbedeutenden Sohn unserer Stadt, einen Geschichtschreiber, der stets
auch das Gymnasium hoch hielt. — Ich wende mich zurück zu dem,
wovon ich ausging, zu dem Wunsche, daß es mir durch Gottes Gnade
vergönnt sein möge ein bescheidenes Teilchen zum Blühen und Gedeihen
dieses Gymnasiums beitragen zu dürfen.
Das walte Gott!
Ohne Rast, aber ohne Hast
anläßlich der Zchule.
Von Lehrer Frey b erg in Brännrode bei Hettstedt, Provinz Sachsen.
Das Sprichwort: „Ohne Rast, aber ohne Hast" hat für jeden
Berufszweig Bedeutung. Als Grundbedingung eines guten Erfolgs
beim geschäftlichen Verkehr und Wirken kann ersahrungsmäßig nur ein
ernstes Streben im Verein mit besonnener Überlegung angesehen werden.
„Ohne Rast" kann aber nicht ohne gewisse Ruhevunkte gedacht werden.
Es giebt von Gott verordnete Ruhepunkte, welche nicht unbeachtet
bleiben dürfen. Nachdem Gott vollendet hatte seine Werke, die er
schuf und machte, ruhete er am siebenten Tage und verordnete damit
den Sabbath. Außerdem giebt es Ruhepnnkte nach vollbrachtem Tage
werke, welche zur Erholung und Kraftstärknng nötig sind. „Ohne
Hast" dagegen kann nicht gleichbedeutend sein mit berechtigtem Eifer;
denn es steht selbst von dem HErrn geschrieben, daß der Eifer um sein
Haus ihn gefressen habe.