Full text: Evangelisches Monatsblatt für die deutsche Schule - 8.1888 (8)

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Dr. A. Kolbe: Griechentum und Christentum. 
und Halleluja sind uns iu Kirche, Schule und Haus unentbehrlich 
geworden. Dazu ruft die Nähe der Adveutszeit Hosianna uns ins 
Gedächtnis, und das Ungeschick mancher Vorleser das dunkele Sela, 
das man eben als Mnsikzeichen nicht lesen darf, während umgekehrt 
wir als Christen kindlich getrost anstimmen: Dir, dir, Jehova, will 
ich singen, wo der knechtisch befangene Sinn in thörichtem Mißverständnis 
einer Schriftstelle Adonaj (HErr) an die Stelle des tiefsinnig majestä 
tischen Namens des Heilsgottes setzt. Auch Abba, Golgatha, 
Satan, Zebaoth, wollen wir in diesem Zusammenhange nicht vergessen. 
Verstehen nun die meisten unserer Leser all diese Ausdrücke 
gründlich? Soweit mich die Erfahrung gelehrt, viele, auch studierte, 
Männer nicht. Darum versuche ich eine einfache Erklärung solcher 
Wörter zum Besten aller, die noch lernen mögen. Auch bitte ich ein 
schlägige Fragen mir nicht vorzuenthalten. Wir beabsichtigen zu handeln 
erstens von den hebräischen und chaldäischen Wörtern unserer Kirchen 
sprache, zweitens von den griechischen, drittens von den lateinischen. 
Griechentum und Christentum. 
Vom Herausgeber. 
(Betrachtungen im Anschluß an das gleichnamige Buch*) des Geheimen 
Regierungs- und provinzial - Schulrat Nr. Theodor Mehrmann). 
Seit dem zweiten Jahrhundert hat es für Freunde des Griechen 
tums mit seiner großartigen Kunst, seiner tiefgrabenden Forschung, 
seinem Ringen nach Wahrheit in göttlichen Dingen, seiner unvergleich 
lichen Litteratur stets einen besonderen Reiz gehabt, wenn sie zugleich 
im christlichen Glauben standen, diese beiden grundlegenden Kräfte, 
auf welchen unsere gesamte Bildung im tiefsten Grunde beruht, in ihrem 
gegenseitigen Verhältnis zu betrachten und womöglich nachzuweisen, daß 
neben der eigentlichen Vorbereitung der vollen Gottesoffenbarnng im 
Alten Lunde eine minder klare, aber gleichwohl nicht zu verkennende 
Vorstufe des Heiles in den edelsten Männern des alten Griechenlands 
und ihren tiefsinnigen Schriften zu finden sei. Mochte ans die Sonne 
der Gerechtigkeit auch nur Ein Mond mit hellem Glanze in der Nacht, 
welche vor der Erscheinung des Gottessohnes das Erdreich deckte, als 
Vorläufer hinweisen: so konnte ein durch die Liebe geschärftes Auge 
doch mitten in der sittlichen Finsternis und dem Dunkel der Vorstellungen 
*) Gesammelte Vorträge. F. Hirt. Lreslaii 1888. 216 S. 8". brosch. 3,50 M.
	        
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