Full text: Katholische Lehrerzeitung - 4.1893 (4)

KaHoüsche Leßrerzeilung. 
Organ M Jördernng des katholischen Khrerverbandes. 
Erscheint am 1., 10. und 20. jeden 
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von 
W. Dürken. 
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I V. Jahrgang. Nr. 25. 
Druck und Verlag von Ferdinand Lchöningh. 
Paderborn, Münster, Osnabrück, Main;. 
I. September 1893. 
Jnhatt: Erziehung zur Keuschheit. VI. — Poesie und > Nassau, Köln, Arnsberg, Schwetz, Oldenburg. — Allerlei: 
Volksschule. Von K. Heck. III. — Kritik: Schriften von Katholischer Lehrerverband, Provinz Rheinland. — Katho- 
Habrich, Kahl, Drees, Heinze-Hübner, Schiffcls, Bongaertz. j lischer Lehrcrverein Hildesheim. — Stellenanzeigcr. — Brief- 
— Aus dem Landtage. — Berichte: Bayern, aus j kästen. — Anzeigen. 
Erziehung zur Keuschheit. 
(5. Fortsetzung.) 
2. Unehrbare Kleidertracht. Daß die Menschen 
Kleider tragen, hat Gott selbst angeordnet. Kleider sind 
nach Gottes Willen nicht etwa bloß zum Schutz der Ge 
sundheit notwendig, sondern vor allem zum Schutz der 
Ehrbarkeit und Schamhaftigkeit. Wenn die Mutter ihr 
Kleines ganz oder halbnackt auf dem Schoße, in Wiege 
oder Bettchen liegen läßt, dient es den Geschwistern zum 
Ärgernis. Gefehlt ist es, wenn die Hemdchen kaum bis zu 
den Knieen reichen. Vor allem aber dürfen wir die Seil 
tänzer-Kleidchen der Mädchen als eine Erfindung der Hölle 
bezeichnen, worauf sie indes ganz sicher kein Patent nehmen 
wird, da es ihr nur um Nachahmung im weitesten Um 
fange zu thun ist. Kinder mit diesen zum Erbarmen kurzen 
Röckchen sind ein stetes Scandalum daheim und auf der 
Straße, in Schule und Kirche. Sollte es uns in Ver 
bindung mit dem Seelsorger gar nicht gelingen, diesem 
schreienden Unfug zu wehren? ihn wenigstens zu mindern? 
Auch der Trikot-Anzug a la Jäger macht unsere. Buben 
eben nicht zu Mustern der Ehrbarkeit. Unsere sittsamen 
Altvordern hätten nie einen Anzug geduldet, der die ganze 
Gestalt des Körpers darstellt. Die zu knapp anschließende 
Kleidung, welche alle Formen des Körpers hervortreten läßt, 
ist der Blöße nicht weit vorzuziehen, richtet vielleicht noch 
mehr Schaden an. Neulich berichteten katholische Blätter 
mit gerechter Entrüstung, ein Lehrer an einer höhern Töchter 
schule habe sich nicht entblödet, den Backfischen als Aufsatz 
thema zu geben „Die Plastik der weiblichen Brust". Nun, 
Anschauungsunterricht bekamen sie ja auf Wegen und Stegen. 
Wenn doch die Lehrerinnen (vorab einmal die Leserinnen 
unserer Zeitung) sich entschließen wollten, ständig den sog. 
Kardinalskragen, der so schön kleidet, wie er züchtig ist, zu 
tragen, wahrlich, es wäre ihnen zu gönnen, daß sie die 
Pariser ckomi-monäo aus dem Felde schlügen. Wird auch 
die launische Göttin Mode den Gesetzen unserer Kolleginnen 
sich schwerlich unterwerfen, für einen kleineren oder größeren 
Teil der weiblichen Gemeindeglieder sind sie doch schon ton 
angebend. Vielleicht sind sie mir dankbar für die Mitteilung, 
daß in Bayern ein Verein zur Beförderung der Einfachheit 
in der Kleidung besteht. Die Mitglieder versprechen bei der 
Aufnahme, zu Ehren des göttlichen Herzens Jesu sich stets 
der Einfachheit in der Kleidung und Haarfrisur zu befleißen, 
und von den dadurch gewonnenen Ersparnissen jährlich 1 J6 
für die erste deutsche Mission in China zu geben. Anmel 
dungen nimmt entgegen Frau F. Niedermeyer geb. 
Hutter in Regensburg, Windfang F 54/2. „Ich werde 
alle heimsuchen, die in Kleidern der Fremden sd. i. nach 
heidnischer Manier) gehen," erklärt der Herr bei Sophonias, 
1, 8, und der weise Mann (Sir. 11, 4) mahnt: „Sei 
nicht stolz auf deine Kleidung." Treffend bemerkt hierzu 
St. Bernardus: „Wer auf sein Gewand sich etwas ein 
bildet, gleicht dem Diebe, der seines Brandmales sich rühmt; 
denn nur wegen Adams Sünde ist der Gebrauch von Kleidern 
eingeführt worden." Vor einer Reihe von Jahren schrieb 
ich in mein Tagebuch: 
„Miezchen und Mädchen. 
Bald regnet's: die Katze putzt sich in einemhin. — 
Das Mädchen macht Staat: hat nichts Gutes im Sinn." 
Ein Zusammenhang ist sicher schon da. „Sei nicht 
begierig, durch deine Kleidung zu gefallen, sondern vielmehr 
durch deine Sitten." (Hl. Augustinus.) Das eine 
schließt eben das andere aus. Folgen wir daher selbst der 
Mahnung des hl. Hieronymus, und vermögen wir auch 
nach Kräften unsere Zöglinge dazu: „Hüte dich eben so 
sehr vor Schmuck wie vor Schmutz; denn weder Schmutz, 
noch erkünstelte Feinheit bringen dir Lob." Damit deckt 
sich, was P. Hevenesi, ein Jesuit aus alter Zeit, schreibt: 
„Wie Reinheit Lob verdient, ebenso macht sich jene über 
mäßige Eitelkeit lächerlich, welche fein die Haare scheitelt, 
salbt und lockt, und ihre Sorgen, die Gott und der Ewig 
keit ziemen, solchem Krimskram zuwendet. Auch im groben 
Kleid sei dir aller Schmutz zum Ekel, damit du nicht an 
ekelst, wo du anziehen sollst. Die Selbstvergessenheit bis 
zu Schmutz und Unrat lasse dessen Tugend sein, der nur 
sich selbst lebt und im Grabe freiwillig verborgen bereits 
lebend zu vermodern beginnt. Was Unreinlichkeit heißt, 
davor schrecke eine Seele zurück, die heiß nach jenem himm 
lischen Jerusalem Verlangen trägt, dessen sämtliche Straßen
	        
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