Full text: Evangelisches Schulblatt - 55.1911 (55)

III. Abteilung. Literarischer Wegweiser. 
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der Ferien in aller Stille ergangenen Erlaß des Kultusministers, daß das Rektoren 
system überall durchzuführen sei, wie eine schallende Ohrfeige empfunden. Es werde 
aber auch nicht ermangeln, dem Herrn Kultusminister in aller Schärfe die Meinung 
zu sagen. Hier in unserem Bezirk habe die geistliche Lokalschulinspektion segensreich 
gewirkt, und auch die Lehrerschaft werde nicht sagen können, daß durch die geistliche 
Schulaufsicht etwas geschehen sei, was ihr Ansehen und ihren Stand irgendwie be 
einträchtigt habe. Redner schlug folgende Resolution vor: 
„Die Mitglieder des Parteitages der Zentrumspartei für den Landkreis Aachen 
sprechen ihr Bedauern aus über den jüngsten Erlaß des Kultusministers bezüglich der 
allgemeinen Einführung des Rektorensystems in preußischen Volksschulen. Sie ver 
langen die Wahrung der kirchlichen Rechte auf Schulaufsicht auch bei Einführung der 
Rektoren. Insbesondere sprechen sie die Erwartung aus, daß im Regierungsbezirk 
Aachen, wo die geistliche Schulaufsicht zum Segen für Staat und Kirche sich vollauf 
bewährt hat, der neueste Erlaß nicht durchgeführt wird." 
Die in katholischen Lehrerkreisen vielgelesene „Rhein.-Wests. Schulzeitung" bemerkt 
dazu: „Diese Resolution läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Kernpunkt 
des Schulkampfes ist hier die geistliche Schulaufsicht. Die Zentrumspartei will offen 
sichtlich nur die persönliche Unterstellung des Lehrers unter den Geistlichen." 
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III. Abteilung. Literarischer Wegweiser. 
Geschichte. 
(Als Fortsetzung aus dem letzten Dezemberheft). 
Rother, Falk, Gerold: Lebensvoller Geschichtsunterricht. Quellen und Erzählungen. 
1. Heft. Die Germanen. 128 S., 1,80 M., — 2. Heft. Vom fränkischen Gau 
könig zum römischen Kaiser. 253 S. 3 M. Ansbach, Seybold. 
Dieses eigenartige Werk geht noch einen Schritt weiter auf dem von Geyer ein 
geschlagenen Wege. Alle Geschichtsabschnitte werden in freie lebensvolle Erzählungen 
umgearbeitet. Auf einen mit staunenswertem Fleiß zusammengetragenen Abschnitt, der 
die grundlegenden Quellenstücke oder auch Überarbeitungen von Quellen enthält, folgt 
eine diese historischen Grundlagen geschickt verarbeitende, packend abgefaßte Erzählung. 
Von der sogenannten Behandlung oder Besprechung gibt das Buch nichts. Sie 
kann nach dieser wohlgelungenen Form der Erzählung kurz sein, braucht aber nicht, 
wie die Verfasser im Vorwort meinen, auf ethische Würdigung gänzlich zu verzichten. 
Der Geschichtsunterricht muß es auch betätigen, daß er Gesinnungsunterricht ist. 
Die Bedeutung der vorliegenden Hefte als Präparationswerk liegt darin, daß sie 
den Lehrer im Gegensatz zu den gewöhnlichen methodischen Handbüchern an die Quellen, 
in die Tiefen, an einen lebensfrischen Born führen, aus dem heraus sie im Gegensatz 
zu den bekannten Quellenbüchern, die nur lückenhaften Stoff vermitteln — dann eine mit 
reichem Detail phantasiemäßig ausgestaltete, abgerundete, anschauliche, innerlich ge 
schlossene Erzählung schaffen, die allerdings des romanhaften Einschlags nicht entbehrt. 
Dagegen verblaßt der Leitfadenton und auch die Erzählform manches Realien 
buchstückes. 
Wir möchten diese Erzähltexte gerne als geschichtliches Lesebuch in der Hand der 
Schüler sehen. 
Die in einem 3. Abschnitt gegebenen Beziehungen des vorliegenden Geschichts 
abschnittes zur Heimat und Gegenwart, die etymologischen und sprachlichen Beigaben, 
die Zeittafeln und Abbildungen erhöhen für den weiterstrebenden Lehrer den Wert des 
Buches. Daß aus der reichen Fülle des Stoffes, den das Buch bietet, nach den be 
sondern Verhältnissen eine Auswahl getroffen werden muß, ist selbstverständlich. Wir 
begleiten die Fortsetzung des empfehlenswerten Werkes mit den besten Wünschen. 
Als ein Hilfsbuch zur Präparation, noch mehr aber für die Fortbildung des 
Lehrers bietet sich an. 
Kauffmann, Berndt, Tomuschat, Geschichtsbetrachtungen. I. Band. Bis zum 30jährigen 
evtö/iö o MO ß: ^ (m TT oa ^ rr\’ cn • • o .. - 
Kriege. 2. Aust. 418 S. 4 M. II. Band. Die Neuzeit. Leipzig 1908 u. 1909, 
Dürr. 2. Aufl. 440 S. 4,20 M.
	        
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