III. Abteilung. Literarischer Wegweiser.
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der Ferien in aller Stille ergangenen Erlaß des Kultusministers, daß das Rektoren
system überall durchzuführen sei, wie eine schallende Ohrfeige empfunden. Es werde
aber auch nicht ermangeln, dem Herrn Kultusminister in aller Schärfe die Meinung
zu sagen. Hier in unserem Bezirk habe die geistliche Lokalschulinspektion segensreich
gewirkt, und auch die Lehrerschaft werde nicht sagen können, daß durch die geistliche
Schulaufsicht etwas geschehen sei, was ihr Ansehen und ihren Stand irgendwie be
einträchtigt habe. Redner schlug folgende Resolution vor:
„Die Mitglieder des Parteitages der Zentrumspartei für den Landkreis Aachen
sprechen ihr Bedauern aus über den jüngsten Erlaß des Kultusministers bezüglich der
allgemeinen Einführung des Rektorensystems in preußischen Volksschulen. Sie ver
langen die Wahrung der kirchlichen Rechte auf Schulaufsicht auch bei Einführung der
Rektoren. Insbesondere sprechen sie die Erwartung aus, daß im Regierungsbezirk
Aachen, wo die geistliche Schulaufsicht zum Segen für Staat und Kirche sich vollauf
bewährt hat, der neueste Erlaß nicht durchgeführt wird."
Die in katholischen Lehrerkreisen vielgelesene „Rhein.-Wests. Schulzeitung" bemerkt
dazu: „Diese Resolution läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Kernpunkt
des Schulkampfes ist hier die geistliche Schulaufsicht. Die Zentrumspartei will offen
sichtlich nur die persönliche Unterstellung des Lehrers unter den Geistlichen."
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III. Abteilung. Literarischer Wegweiser.
Geschichte.
(Als Fortsetzung aus dem letzten Dezemberheft).
Rother, Falk, Gerold: Lebensvoller Geschichtsunterricht. Quellen und Erzählungen.
1. Heft. Die Germanen. 128 S., 1,80 M., — 2. Heft. Vom fränkischen Gau
könig zum römischen Kaiser. 253 S. 3 M. Ansbach, Seybold.
Dieses eigenartige Werk geht noch einen Schritt weiter auf dem von Geyer ein
geschlagenen Wege. Alle Geschichtsabschnitte werden in freie lebensvolle Erzählungen
umgearbeitet. Auf einen mit staunenswertem Fleiß zusammengetragenen Abschnitt, der
die grundlegenden Quellenstücke oder auch Überarbeitungen von Quellen enthält, folgt
eine diese historischen Grundlagen geschickt verarbeitende, packend abgefaßte Erzählung.
Von der sogenannten Behandlung oder Besprechung gibt das Buch nichts. Sie
kann nach dieser wohlgelungenen Form der Erzählung kurz sein, braucht aber nicht,
wie die Verfasser im Vorwort meinen, auf ethische Würdigung gänzlich zu verzichten.
Der Geschichtsunterricht muß es auch betätigen, daß er Gesinnungsunterricht ist.
Die Bedeutung der vorliegenden Hefte als Präparationswerk liegt darin, daß sie
den Lehrer im Gegensatz zu den gewöhnlichen methodischen Handbüchern an die Quellen,
in die Tiefen, an einen lebensfrischen Born führen, aus dem heraus sie im Gegensatz
zu den bekannten Quellenbüchern, die nur lückenhaften Stoff vermitteln — dann eine mit
reichem Detail phantasiemäßig ausgestaltete, abgerundete, anschauliche, innerlich ge
schlossene Erzählung schaffen, die allerdings des romanhaften Einschlags nicht entbehrt.
Dagegen verblaßt der Leitfadenton und auch die Erzählform manches Realien
buchstückes.
Wir möchten diese Erzähltexte gerne als geschichtliches Lesebuch in der Hand der
Schüler sehen.
Die in einem 3. Abschnitt gegebenen Beziehungen des vorliegenden Geschichts
abschnittes zur Heimat und Gegenwart, die etymologischen und sprachlichen Beigaben,
die Zeittafeln und Abbildungen erhöhen für den weiterstrebenden Lehrer den Wert des
Buches. Daß aus der reichen Fülle des Stoffes, den das Buch bietet, nach den be
sondern Verhältnissen eine Auswahl getroffen werden muß, ist selbstverständlich. Wir
begleiten die Fortsetzung des empfehlenswerten Werkes mit den besten Wünschen.
Als ein Hilfsbuch zur Präparation, noch mehr aber für die Fortbildung des
Lehrers bietet sich an.
Kauffmann, Berndt, Tomuschat, Geschichtsbetrachtungen. I. Band. Bis zum 30jährigen
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Kriege. 2. Aust. 418 S. 4 M. II. Band. Die Neuzeit. Leipzig 1908 u. 1909,
Dürr. 2. Aufl. 440 S. 4,20 M.