Full text: Pharus - 6.1915, Halbjahrband 1 (6)

Rundschau. 
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Insbesondere verficht das Rund 
schreiben sodann die ewige Mission der 
Autorität: 
„Seitdem man jede menschliche Macht 
von Gott loslösen wollte, von dem 
Schöpfer und Herrn des Universums, 
und seit man sie aus dem freien Willen 
der Menschen herleiten wollte, haben die 
zwischen Oberen und Untergebenen be 
stehenden Bande sich so sehr gelockert, 
daß sie beinahe ganz geschwunden zu 
sein scheinen. Ein zügelloser Geist der 
Unabhängigkeit, vereint mit Ehrgeiz, hat 
sich nach und nach überall festgesetzt, nicht 
einmal dieFamilie schonend, wo 
auf das allerklarste die Macht aus der 
Natur hervorsproßt; ja, was noch viel 
bedauerlicher ist, selbst vor der Schwelle 
des Heiligtums hat er nicht immer Halt 
gemacht. Daher die Verachtung der 
Gesetze, daher die Unbolmäßigkeit der 
Massen, daher die ungestüme Kritik 
dessen, was die Autorität veranlaßt, da 
her die tausenderlei Arten, die man aus 
gedacht, um die Kraft der Macht un 
wirksam zu machen, daher die ungeheuer 
lichen Verbrechen jener, welche, sich zur 
Anarchie bekennend, nicht davor zurück 
schrecken, über die Habe wie über das 
Leben anderer herzufallen. 
Angesichts dieser Ungeheuerlichkeit des 
Denkens und Handelns, welche jede ge 
sellschaftliche Existenz zerstört, können 
Wir, von Gott zum Hirten der Wahr 
heit bestellt, nicht umhin, die Stimme zu 
erheben, und Wir rufen den Völkern 
jene Lehre ins Gedächtnis, welche keine 
menschliche Macht abändern kann: Es 
gibt keine Gewalt außer von 
Gott, die aber, welche bestehen, 
sind von Gott gesetzt (Röm. 13,1). 
Jede Macht also, welche auf Erden aus 
geübt wird, sei sie eine souveräne, sei 
sie untergeordneter Art, hat Gott zum 
Ursprung. Daraus leitet der heilige 
Paulus die Pflicht ab, nicht nur irgend 
beliebiger Art, sondern aus Gewissen 
den Geboten derer, die mit der Macht 
bekleidet sind, zu gehorchen, ausgenommen 
den Fall, daß sie den göttlichen Geboten 
entgegenstehen: „Darum ist es eure 
Pflicht, untertan zu sein, nicht nur um 
der Strafe willen, sondern des Gewissens 
wegen' (Röm. 13, 5). Und gleichlautend 
mit diesen Geboten des heiligen Paulus 
lehrt auch der Apostelfürst selbst: „Seid 
PharuS VI, Bd. 1, H. 1. 
daher untertan aller menschlichen Ord 
nung um Gottes willen, sei es dem 
Könige, sei es dem Oberherrn" (1 Petr. 2, 
13,14). Daraus folgert derselbe Völker 
apostel, daß, wer sich der gesetzlichen 
menschlichen Macht widersetzt, sich gegen 
Gott auflehnt und sich ewiger Verdam 
mung schuldig macht: „Wer demnach sich 
gegen die obrigkeitliche Gewalt auflehnt, 
widersetzt sich der Anordnung Gottes. 
Die sich aber widersetzen, ziehen sich 
selbst Verdammnis zu" (Röm 13, 1). 
Dessen seien die Fürsten und die Re 
gierenden der Völker eingedenk: Mögen 
sie zusehen, ob es weise sei und ein 
heilsamer Rat für die öffentliche Gewalt 
und die Staaten, sich von der heiligen 
Religion Christi loszulösen, welche eine 
so mächtige Stütze der Autorität ist! 
Mögen sie wohl überlegen, ob es eine 
Maßnahme weiser Politik sei, aus dem 
öffentlichen Unterrichte die Lehre des 
Evangeliums und der Kirche zu ent 
fernen. Eine unheilvolle Erfahrung lehrt, 
daß die menschliche Autorität dort ver 
achtet ist, wo die Religion verbannt ist. 
Es geht in der Tat der Gesellschaft 
ebenso, wie es unserem Stammvater 
erging, nachdem er gefehlt. Sobald sich 
der Wille gegen Gott aufgelehnt hatte, 
entfesselten sich bei ihm die Leidenschaften 
und mißachteten dieHerrschaft des Willens 
So verachten auch die Völker ihrerseits 
die menschliche Autorität, wenn derjenige, 
der über sie herrscht, die Autorität Gottes 
mißachtet. Gewiß bleibt dann der ein 
zige Ausweg, zur Gewalt Zuflucht zu 
nehmen, um die Auflehnungen zu unter 
drücken; doch was hilft das? Die Ge 
walt unterdrückt denLeib, siegt 
aber nicht über den Willen." 
Welche Summe von pädagogischer 
Weisheit enthält nicht diese letzte Ge- 
dankenfolge! — Unseren stark aufblühen 
den katholischen pädagogischen Vereinen 
wird eine starke moralische Stütze und 
ein reicher Strom frischen Mutes zu 
fließen aus der warmen Anerken 
nung, die der Heilige Vater dem 
katholischen Vereinsleben über 
haupt zollt. 
Nind und erste Gottesvorstellung. 
Wir haben auch an dieser Stelle die 
Anregung gegeben, bei Kindern über die 
erste Gottesvorstellung in vorsichtiger
	        
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