Full text: Pharus - 14.1923 (14)

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Rundschau. 
folgen sollen. Für letztere wurde zunächst ein Entwurf veröffentlicht, der nun der allge 
meinen Kritik zugänglich ist und aus dem sich praktisch Wertvolles gestalten kann. Einzel 
heiten sind nur in der Stundentafel berührt, dagegen sind Hauptziel der einzelnen Fächer, 
stoffliche Wegweisung, methodische Richtpunkte möglichst allgemein gehalten. 
Eine Gesellschaft für Heilpädagogik wurde im Anschluß an den 1. Kongreß für Heil 
pädagogik in München gegründet. Eine erfreuliche vertrauensvolle und erfolgreiche ge 
meinsame Arbeitsfront aller-beteiligten Kreise (Heilerzieher, Aerzte, Psychiater, Psycho 
logen, Juristen, Seelsorger) wurde geschaffen. Zum Ehrenvorsitzenden wurde Direktor 
Or. Hellen, Wien-Grinzing, gewählt; als Geschäftsführer wurde der um das Zustande 
kommen und den erfolgreichen Verlauf des Kongresses sehr verdiente Münchener Lehrer 
Göpfert bestellt; in den Vorstand wurden gewählt: Oberlehrer Egenberger, 1. Vor 
sitzender des Bayerischen Hilfsschulverbandes, Direktor Hofbauer der Landestaubstummen 
anstalt, Universitätsprofesior Or. Isserlin, Leiter der Hirnverletzten-Abteilung, sämtliche in 
München, ferner Profesior Or. Gregor der Erziehungsanstalt Flehingen (Baden), Schul 
rat Henze, Frankfurt a. M., Inspektor Rudolf Hinder des bürgerlichen Armenwesens der 
Stadt Zürich, Fürsorger H. Kestenholz-Rudin, Präsident der Baseler Webstube in Basel, 
Privatdozent Or. I. Lindworski, Köln, Frl. Ruth von der Leyen, Berlin, und Stadtschulrat 
Weigl, Amberg. Der Vorstand wurde für die folgenden zwei Jahre bis zum nächsten 
Kongreß, der wieder in München tagen wird, gewählt; er hat zunächst die Aufgabe, als 
Arbeitsausschuß tätig zu sein. Die Satzung der Gesellschaft ist zu erhalten von der Ge 
schäftsstelle in München, Kaulbachstraße 63a/H. — In München wurde durch das Staats 
ministerium für Unterricht und Kultus ein eigener Kursus für Hilfsschullehrer eröffnet, zu 
dem die Teilnehmer unter Fortbezug ihres Gehaltes beurlaubt wurden. 
Montesforipropaganda in Deutschland. 
Die im Anschluß an den Vortrag des Rundschauers auf dem Münchener heilpädago 
gischen Kongreß vertretenen Thesen über die Montesiorimethode (vgl. Heft 7 des Pharus 
1922) sind in einer Reihe von Zeitschriften, u. a. in der Zeitschrift für pädagogische Psycho 
logie und experimentelle Pädagogik (1922, Nr. 11/12), abgedruckt worden, ein Beweis 
dafür, welchen Anklang die besonnene Bewertung der deutschen Lehrkunst gegenüber der 
übertriebenen Verherrlichung der Montesiorimethode findet. Auch von anderer Seite 
wurde gegen die Montesiorieinseitigkeit Stellung genommen. K. W. D i x von Meißen in 
Sachsen hat in einer Besprechung der Or. Knappschen Uebersetzung von Montesioris Buch 
Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter in der Zeitschrift für Kinderforschung (Langen 
salza 1922, Nr. 3/4) bei gerechter Anerkennung der klugen Verknüpfung erziehlicher, heil 
pädagogischer und psychologischer Erkenntnisse doch folgendes gesagt: „An sich haben auch 
ihre Unternehmungen nicht so verblüfft, wie man es aus anderen Besprechungen heraus 
liest. Die Verfasierin ignoriert wunderbarerweise die deutschen Pädagogen — ihre Klassi 
ker und die führenden Männer der Gegenwart. Es fei nur an Fröbel und an die vielen 
Landerziehungsheime und den Arbeitsschulbetrieb in deutschen Schulen erinnert, und jeder 
Wissende wird dort das finden, was als etwas Neues hier geschildert wird. Ja, mir ist 
dieses Nichtbeachten der deutschen Pädagogik, der experimentellen Pädagogik und Psycho 
logie, der psychologischen Institute deutscher Lehrer und deutscher Psychologie der frühen 
Kindheit störend aufgefallen. Vom deutschen wissenschaftlichen Standpunkt aus wird man 
all dem Schönen, was die Verfasierin bietet, leicht nachgehen, sich freuen, wie sie so manche 
Idee verwirklicht, eigene, wisienschaftlich durchaus begründete Wege geht und Erfolge er 
zielt, die zur Nachahmung anregen . . . Die Montesiori hat außer in Italien auch in 
England, Amerika, Frankreich und China ihre Anhänger gefunden. Auch in Deutschland 
liest man von Montesiorikursen und dies mit Recht; doch: Deutscher, vergiß dabei nicht 
deiner pädagogischen Väter und deiner noch lebenden und schaffenden Pädagogen!
	        
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