Fr. Vreze: Über Einrichtungen u. Ziele d. Vorsgchulen ungerer Idiotenanstalten. 11
dazwischen treten oder ausgreichend zur Geltung kommen, da der-
artige Vorstellungsreihen entweder gänzlich fehlen oder ungonügond
entwickelt ind.
Sonach liegen leibliche und Seelische Defekte vor, welche
1. das Kind in Seiner geistigen Entwickelung wesentlich behindern,
2. ihm den Fortschbritt mit normalen Kindern unmöglich - machen,
3. die erzieherische Behandlung desselben bedeutend erschweren.
Über Einrichtungen und Ziele der Vorgehulen ungerer
Idiotenangtalten.
Von FR. FRENZEL, Lehrer an der Erziehungsanstalt für Geistesschwache
zu Legchnitz 0.-Schl.
Die Anstalten für Erziehung und Unterricht idiotischer
Kinder haben Sich in neuester Zeit erfreulicherweise Sehr gemehrt;
wir erfahren auch, wie man allenthalben durch verschiedene EKin-
richtungen und Veranstaltungen den Körperlich und geistig belasteten
Geistesschwachen aufzuhelfen und ihr Los wegentlich besser zu ge-
Stalten redlich bemüht ist. Diese erfreuliche Thatsache aber Soll uns,
wie ein jeder Erfolg, fernerbin anspornen, mit allen Kräften auf dem
Gebiete des Idiotenbildungswesens rüstig vorwärts zu Streben und
begonders auch auf die Vervollkommnung zweckmälsiger
Schuleinrichtungen der Idiotenanstalten unser Augenmerk zu
richten.
Wenn Schon die Volksschule!) als Vor- resp. Vorbereitungs-
Schulen die Kindergärten, Kleinkinder- oder Spielschulen (allerdings
nicht immer als unbedingt notwendige Kinrichtungen) beansprucht,
S0 kann die Idiotenanstalt Solche Vorschulen, die uns ungere Zöglinge
erst unterrichtsfähig machen und die Grundlagen für einen ersprieſs-
lichen Unterricht legen müssen, nicht entbehren. Wir können dem-
nach für unsere Anstalten mit begründetem Rechte Vorschulen
und eigentliche Schulen, das Sind vollständige Unterrichtgklasgen
ähnlich den Schulklassen der Volksschule mit Unter-, Mittel- und
Oberstufe, verlangen. Meines Wissens nach existieren auch bei den
meisten Anstalten derartige Schuleinrichtungen, leider aber g8ind in
1) Neuerdings Sind für Taubstummenanstalten, wie z. B. in Berlin, auch
Vorbereitungskurge eingerichtet worden. Vergl. Nr. 19 der Blätter für Tanbst.-
Bildung, Jahrgang 1897. -- Auf der 1. Schweizerischen Konferenz für das Idioten-
wegen 1889 hat Direktor KörLiLE in Seinem Vortrage: Die Idiotenanstalt, eben-
falls als notwendige Schuleinrichtungen dergelben die Vorschule und eigentliche
Schule näher gekennzeichnet. -- RirzER, Verhandlungen der 1. Schweizerischen
Konferenz für das Idiotenwegen. 3. 34 ff.