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<x- ist immer ein Kriecher Augenblick, wenn man an einem lange an-
nstrebten Siele zu sein glaubt und dann einsehen mutz, daß man noch
weit davon entfernt ist. 5o einen kritischen Augenblick hatte ich an jenem
Abend Vas Wort der jungen Schwester hat mich sehr ernüchtert; - lieber
wäre 'ich nach dem anstrengenden Denken der Essener Tage in meme
Berufsarbeit zurückgegangen mit dem beruhigenden Bewußtsein: wir ver
geben uns- es gibt doch schon eine Gemeinschaft!
statt dessen kam eine ganz gründliche Gewissenserforschung mtt dem
Ergebnis: ja. das tuen wir wirklich; auch ich - die Jugend M sehr ak
Nachwuchs betrachten. Ganz unglaublich ist es. datz man zu die,er Cm-
jjcht erst einen Anstoß von außen braucht! wenn von eurer Not. meme
lieben jungen Schwestern, die Rede ist. dann denkt man an eure wirtschaft
lichen Schwierigkeiten, an das bittere wartenmüssen, an das hmem-
nedränatjein in einen Lebensraum, der euch wesensfremd ist. Man denkt
auch an die Schule der Zukunft und spricht in diesem Smne von euch als
dem „Nachwuchs" im Lehrberufe. _ , . , . . ...
Daß wir bei all diesen Erwägungen nicht bedenken, daß auch die
Schule von heute durch euer Fernjtehenmüssen eine Einbuße erleidet, das
ist unser Unrecht, dessenttvillen auch wir den leisen Vorwurf der jungen
^ozialbeamtin verdienen, Ls ist nicht genug, daß ihr. wenn ihr endlich
m den Lehrberuf hineinkommt, ein vorhandenes Werk aufgreift und weiter
führt: dieses Werk entbehrt jetzt schon das Besondere, das Eigenständige,
bas nur frischer, bewegter Jugend zu geben möglich ist. wir wissen es
aut daß die Quellen jeder pädagogischen Psychologie Selbstbeobachtung und
Beobachtung andrer sind; daß junge Menschen, die sich noch mit Leichtigkeit
an ihre eigene Kindheit erinnern, dem Snteressenkreis und den Bedürfnissen
der Rinder besonders nahe stehen, und sehen doch in euch - vielfach nur
den Nachwuchs, nicht das Besondere eurer jungen Anpassungskraft. - wir
erfahren immer wieder, daß im Verkehr mit den heranwachsenden Rindern
die schwer zu verbergende Absichtlichkeit unserer Bemühungen die Rluft
zwischen ihnen und uns nicht überbrückt, daß jüngeren Menschen die natür
liche, ungezwungene Fühlungsnahme mit ihnen nach ihrer ganzen seelischen
Verfassung leichter sem muß, und sehen doch in euch den Nachwuchs, der
unser Werk in der Jugendpflege emmal welterführen muß. wir merken,
daß wir dem ästhetischen, dem elbischen und dem religiösen Bildungsgute
gegenüber kühler und damit objektiver werden und dadurch an Schwung
kraft und mitreißender Wirkung einbüßen; wissen, daß - Begeisterung
empfinden und -entfachen Vorrecht der Jugend ist und solcher Menschen,
die innerlich jung bleiben, daß starke Gefühle ein ganzes Leben hindurch
fortklingen und entscheidenden Einfluß ausüben können, und - denken
doch nur an eure persönliche Lebenslast und an die Schule der Zukunft,
wenn wir von Junglehrernot sprachen! So durchgeleuchtet, verstehe ich das
Wort der Jugendbünülerin, von dem ich ausging. Die Jugend spürt, daß
sie der Welt etwas Besonderes, etwas Eigenes, etwas wertvolles zu geben
hat, das aus ihrem Lewegtsein, aus ihrem wachsen und werden, aus
starkem Gefühl und ftischer Begeisterung kommt und nicht durch Ruhe und
gesichertes Sein, durch Vernunft und vorsichttges Erwägen ersetzt werden
kann; daß sie aus ihrer anderen Einstellung heraus vieles anders sieht und
anders wünscht und darum unser Werk nicht so restlos bewundert, daß es
ihr genügte, Nachwuchs zu sein. Gern wüßte ich, ob es so richtig gedacht
ist. wie gejagt, zuerst habe ich die Anklage der jungen Schwester garnicht
recht verstanden und war sogar verstimmt, daß sie mir das wohlgefübl
„nun ist alles gut" nahm, heute bin ick ftoh, daß ich an Stelle des Wohl
gefühls eine Gewisfenserforjchung setzte, deren Ergebnis ich den Leserinnen
der „Jungen Lehrerin" nicht vorenthalten wollte. - Sie wird mich in
Zukunft davor bewahren, die Bezeichnung Nachwuchs in einem Sinne zu
gebrauchen, der junge Menschen verletzen oder wenigstens befremden könnte.
Ob auch unter euch Menschen sind, die das Nachwuchsseinsollen so
empfinden wie die junge Sozialbeamtin? Ich glaube doch. Diese alle bitte
ich, sich nun auch einmal in die Seele derer hineinzudenken, die von der
Jugend als von ihrem Nachwuchs sprechen. Sie stehen noch mitten im Werk,
das sie sehr wichttg nehmen müssen, um sich ihm ganz hinzugeben, von
diesen Menschen aus der höhe des Lebens und denen, die diese höhe schon über
schritten haben - und zu den einen oder zu den andern gehören wir alle -
sagt Thomas Mann im „Zauberberg': „Das ist ein Kritisches Alter; man be
merkt, daß die eigene Zukunft nicht mehr die allgemeine ist, sondern nur
noch die eigene. Du hast dein Leben zu Ende zu führen, ein vom welt
lauf schon überholter Leben. Neues stieg über den Horizont, das dich ver
neint, ohne leugnen zu können, daß es nicht wäre, wenn du nicht gewesen
warst?' Nun kennt ihr doch das psychologische Gesetz von der Verdrängung
® tne * ^ ee ^i^, en vis Harmonie, dadurch daß man den Dingen Namen jetzt,
<>ie ihnen nicht zukommen. Dieses Gesetz tritt in Rraft, wenn wir von
llachwuchr sprechen, ohne dabei an die Eigenwerte zu denken, die der
Jugend mnewohnen.
r r i^ Q /| *® erh ' 6as *j| r einmal schaffen werdet, wird ganz euer eigenes
ü' » ** onn oem Leben der Arbeit und dem Leben des Volkes näher
L a öaS "eil ihr selbst in diesem Leben gestanden habt, was
*ange wartezett in einer berufsftemden Arbeit an Fachkenntnissen
| en r m ( eit hat. gabsieeuch andrerseits wieder an Lebenserfahrungen.
. ,f > r berufen dem Rinde des Volkes mit seinen besondern Schwierig-
Tüchtig ketten näher zu stehen, als das den mellten von uns
jemals möglich war.
veraellen^m-^» ,- Tigenwuchs! Trotzdem darf niemals
® 6 ^ Agende Generatton da weiter chaffen muß, wo
entwickLalnttteb^^^? damit nicht Lücken in Kr ^Menschheits-
auck N^..^ ? ^ die Zusammenbruche herbeiführen können. Also -
Eiaenwuck«; nÜ e . n . ^de antritt, das ohne schweren Schaden für den
tcigenwuchs nicht übersehen werden darf. Ah Dr.
Srbeitrgemelnschaft.reden".
Wesenszüge der katholischen persönlichkett.
wesenhaft für die katholische Persönlichkeit ist ttefstes verwurzeltjein in
Gott. Das bis in leine letzten Konsequenzen ausgedacht, machte eigentlich
! jedes weitere Wort darüber überflüssig. Tiefstes verwurzeltsein in Gott heißt
ja nichts anderes, als daß Gott Ouelle und Ziel des ganzen Lebens und
jeder seiner einzelnen Äußerungen sei. Dieses Hingegebensein an Gott
schließt in sich das Hingegebensein an den Gottmenschen Jesus Christus und
an den Oorpus Lbristi mysticum: die Rirche. Dieses letzte erscheint vielleicht
manchem als nicht wesenhaft für die katholische Persönlichkeit, weil er der
Persönlichkeit mehr Freiheit als hingegebenjein zuerkennt, zuerkennen zu
müssen glaubt, weil man nur völlige geistige Freiheit, nicht Bindung als
einer Persönlichkeit würdig erachtet. Und doch ist für die an Christus
orientierte Persönlichkeit dos Abseitsstehen vom fortlebenden Christus auf
Erden schlechthin eine Unmöglichkeit. Und wenn in Einzelfällen persönliches
wünschen und Denken der Rirche entgegen steht, so gilt es, das eigne zu
opfern. Vas ist nicht Feigheit, nicht Schwäche, das ist Größe und Rraft,
die kleine, egozentrische Geister nicht aufzubringen vermögen. Ausfluß
dieser Hingabe an die Rirche ist das Bekenntnis zu ihr vor der Welt unü
das tiefe Derbundenfein mit allen ihren Gliedern. Persönlichkeiten, die
abseits stehen von ihrem Volk, abseits auch nur vom letzten unserer Brüder
und Schwestern, fehlt etwas von dem, was sie zur katholischen Persön
lichkeit machte. Innerlich und äußerlich allen Brüdern und Schwestern
der einen großen Gottesfamilie verbunden, innerlich in aufrichtiger, starker,
allumfassender Liebe und äußerlich in liebe- und opfervollem Tun, wirkt
eine Persönlichkeit erst das aus, was ihr Attribut - katholisch - sagt.
Die katholische Persönlichkeit muß sich in jedem Augenblicke bewußt sein,
daß sie nicht sich gehört, sondern dem, der sie erschuf, und in ihm der
Rirche, ihrem Volk, der allgemeinen Menschheit. Ratholisch ist sozial in
seiner tiefsten Auswertung, ist allgemein, ist weit und großzügig. Ratholisch
ist klein und eng - lautet das Urteil der wett. Gingen nicht aus unseren
kath. Rreisen manche sogenannte Persönlichkeiten hervor, an denen die
Welt sich ihr irriges Urteil bildete? Eine katholische Persönlichkeit ist
indes ein Mensch mit einer aufgeschloflenen Seele, der jenseits aller Enge
und Rleinlichkett steht. Er muß die scheinbaren Gegensätze in sich vereinigen
können: festgegründet, unentwegt auf dem Boden der eigenen, als wahr
erkannten Weltanschauung zu verharren und doch einen offenen Blick und
ein teilnehmendes herz zu haben für alles Große und Schöne, für alle
Not. Ist er zutiefst in Gott verwurzelt, dann kann er nicht klein und
eng und egozentrisch sein. Lin Abglanz von Gottes allumfassender Güte
und Liebe liegt ausgegossen über sein Wesen und Leben. M. R.
Als eine katholische Persönlichkeit erscheint mir jener, der neben einer
kindlichen Frömmigkeit und einer immer gleichen, ruhigen Fröhlichkeit den
Mut hat, seinen katholischen Glauben zur gegebenen Zeit auch nach außen
fteimüttg zu bekennen, ungeachtet der vor- oder Nachteile, die ihm daraus
enfftehen und der sich in seinem ganzen Denken und handeln nur von
katholischen Grundsätzen leiten läßt. Nosetta Rlinkenberg.
Briefkasten.
G. W., Röln-Ehrenfeld: Sie müssen sich an den zuständigen Schulrat
wenden zwecks Genehmigung.
Stellenvermittlung.
Leiterin: E. Schulz, Berlm-Steglrtz, Breitestratze 7.
(Bei erstmaliger Bewerbung Mitgliedskarte, beglaubigte Zeugnisabschriften
und Porto beilegen.)
Angebote.
priv. kath. Lyzeum im Rheinland sucht Direktorin. Bewerberin mit Deutsch
und Geschichte bevorzugt. Pensionierung durch die Stadt (23 b).
Ursul.-Lyz.vez. HildesHeim s. Lehrerin m. Turnen u. Desangpr. z. 1.1.26 (31a).
Rath. Lyzeum vez. Düsseldorf sucht Aeichenlehrerin m. Turnen oder Nadelarb.
z. Ostern 26. Besoldung und Pensionierung wie an staall. Anstalten(26a).
Haushalts- und wissenschaftliche Pensionate in Bonn und in Dresden suchen
zu sofort erfahrene Haushaltslehrerin (25a, 27a).
Rlofterfchule Berlin s. f. Turnen u. Gesang gepr.Lehrerin z. Ostern26 (30al
Rlosterschule Bez. Köln sucht zu Ostern 1926 Lyzeallehrerin m. Turnex. (32a).
Ursulinen-Jnstttttt. i. Franks, a. M. s. Zeichen!, m. mögl. 2. techn. Fach (33a).
Auf Gut (Nrederrhein) zum 1. 1. Hauslehrerin gesucht zu 3 Rindern im
zweiten, dritten und fünften Schuljahre (169).
Nach Köln wird zu sof. Hauslehrerin gesucht mit guten Musik- und Sprach«
kenntniffen im Alter von 30-40 Jahren zu 3 Rindern zw. 5 u. 17 I.
Bew. muß befähigt sein, die Hausfrau i. Haushalt zu vertteten <172).
Hauslehrerin mit perfekten englischen Kenntnissen nach Florenz gesucht (164).
Nach Columbien wird zu sofort musik. Lyzeallehrerin gesucht perf. Engl.
Bedingung. Spanisch erwünscht. Zu erziehen sind 5 Rinder im Atter
von 5-15 Jahren (165. , _.
Nach Peru (Südamerika) zu sofort erfahrene hauslehrerm gef. zu 3 Rindern
von 8-12 Jahren. Verpflichtung 3 Jahre (173). ^
$üt halbtagsstelle Berlin wird zum 1. 1. 1926 zn sechsjährigem Junge«
musikalische Lehrerin gesucht (166).