Chaos -- Charakter 103
richtig ausfällt. Der Lehrer überſieht dabei, wie bei Prüfung voller
Claſſen ſo leiht geſchieht, Keinen, weil jeder gefragt ſein will,
da es den Ehrenylaß gilt. Werden die höheren oder niederen
Pläße nac< dem Gehalte der ſchriftlichen Arbeiten beſtimmt, ſo wirkt
auc< dieß auf Genauigkeit im Schreiben, auf Beobachten leicht über-
ſehener oder vernachläſſigter Kleinigkeiten beſonders in Grammatik
und Rechtſchreibung, da der Schüler vorher weiß, daß ihm nichts
überſehen , jeder Fehler angeſtrichen und bei der Vergleichung mit
den Arbeiten der Mitſchüler genaue Ccutrole darüber geführt wird, --
Die Verſezung in höhere Claſſen, Translocation, gewinnt
und verliert in dem Verhältniß an Eindru> und Wirkſamkeit, in
welchem ſie von dem Schullehrer als wichtig oder unwichtig behan-
delt wird. An ſich iſt die Ausſicht, durch Fleiß immer weiter zu
kommen , und ſich dem Shulziel zu nähern, für Kinder ſowohl als
für jedes Alter ein wichtiger Antrieb, Zu ihr geſellt ſim auc<ß der
Trieb zur Veränderung und Neuheit der Beſchäftigungen, daher
der breiünende Eifer bei dem Anfang der Lectionen. = Haupt-
princip bleibt ſtets die Tüchtigkeit für die höhere Claſſe. Die
Tüchtigkeit und der ſchnelle Fortſchritt iſt ni<t immer die Folge
des Fleißes, oft mehr der natürlichen Fähigkeit. Aber die Ver-
ſezung kann hier nict moraliſch abſchäßen wie die Cenſur. Wo
der Schüler nah ſeinen Kenntniſſen hingehört, dayin muß er auch
geſtellt werden. Wohl überlegt und berechnet muß die Ver-
ſezung ſein. Wo mehrere Lehrer an der Schule arbeiten, muß ge-
meinſam berathen werden, wenn gleich der Claſſenlehrer die Haupt-
ſtimme haben muß.
Chaos, der leere, unermeßlihe Raum; die ungeordnete Maſſe,
aus welcher das Weltall geſtaltet wurde. Chaotiſc< heißt daher
ſo viel als verworren , ſi) in Unordnung befindend.
Charade, Sylbenräthſel , Andeutung eines Gegenſtandes dur
räthſelhafte Beſchreibung der einzelnen Sylben des Wortes, das
ihn nennt. Bei Privatunterricht kann man ſich threr zur
Uebung des Scarfſinns und Wißes bedienen.
Charakter, das Gepräge, die einer Perſon oder Sache gleich-
ſam aufgeprägte Eigenthümlichkeit , woran man ſie erkennt und von
andern unterſcheidet. Der Charakter iſt vom Teperament (|. dD.)
weſentlich verſchieden. Wenn das Temperament von der Natur,
nicht ohne großen Einfluß körperlicher Verhältniſſe, begründet
wird, und das Individuum nicht deſſen urſprüngliche Beſchaffenheit
zu vermindern, ſondern daſſelbe blos für die Realiſirung des Zweckes
der Sittlichkeit zu veredeln vermag, ſo iſt der Charakter ein Re-
ſultat der moraliſchen Freiheit. Wir denken uns nämlic< unter
demſelben die, in der herrſchenden Richtung der Frei-
heit enthaltene Grundlage der ganzen Denkungsart
und Handlungsweiſe des Menſchen. Ob nun gleich der