Full text: A - L (1)

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Charakteriftik der Zöglinge 195 
Beſcheidenheit 2c. zu legen, an denen das Temperament gewöhnlich 
den meiſten Antheil hat. Das SittliHe. wenn es den Menſchen 
durhHdringt, wird ſic vorzüglic< in der Kraft, der Stärke, der 
Feſtigkeit, dem Muth bewähren, der aucH, wo es darauf an- 
fommt, etwas Großes und Kühnes fir Wahrheit, Tugend und 
Necht zu wagen verſteht. Dazu findet ſim bei Manchen ſ<on eine 
treffliche Naturanlage: Reaſamkeit de3 Geiſtes, Stärfe der Em- 
pfindungen, Wärme des Gefühls, und eine angeborne Energie; 
hüte man ſic< nur, aus falſcher Beſoraniß, ſie möhten Shwärmer 
oder Enthuſiaſten werden, einer ſolchen Anlage entgegen zu ar- 
beiten. Je ſchwächer und negativer aber Alles in der Natur An- 
derer iſt, deſto mehr ſoll man wenigſtens verſuchen, immer neue 
Anläſſe der Thätigkeit zu geben 3 au) wohl den Zögling abſichtlich 
in Schwierigkeiten verwi>keln, aus denen er ſich ſelbſt herauszu- 
winden hats guten Entſchlüſſen ſhHeinbare Hinderniſſe in den Weg 
zu werfen, ihm Überhaupt eine gewiſſe Selbſtändigkeit dadurc< zu 
verſhaffen bemüht ſein, daß man die leitende Hand oft von ihm 
zurückzieht, und ihn allein ſtehen läßt. Mag er do< gieiten oder 
fallen z mag er manche Unbeſonnenheit begehen?! Im Jünglinas- 
alter lernt er dabei mehr, als am Gängelbande zu lernen möglich 
iſt. Auch an Beiſpielen kraftvoller Menſchen kann er lernen, daß 
für die menſ<liche Geſellſchaft von jedem Menſc<en, der Werth 
haben ſoll, no< etwas anderes als weiches Gefühl, daß auch 
Energie, Entſchloſſenheit, Fur<tloſigkeit, Stärke und Gegenwart 
des Geiſtes gefordert wird. Wenn man ihn dabei auf die Kräfte, 
die vielleiht no< in ihm ſchlummern, aufmerkſam macht, und zum 
rechten Selbſtgefühl bringt, ſo hat man viel gewonnen. Ueberhaupt 
ſoll man nicht blos Unterwerfung unter das, was oft nur unab- 
änderli<h ſcheint, ni<t blos Reſignation predigen. Durch das 
Bild einer beſſeren Zukunft muß man der Jugend Muth machen, 
gegen die Uebel der Zeit anzukämpfen, man muß ihr den freien 
kräftigen Geiſt zu erhalten ſuchen, der ſhon mehr als einmai ganze 
Völker gerettet hat, -- Zeit und Sc<hiFſal, das jene herbeiführt, 
werden es nicht fehlen laſſen, ſie weiterhin in eine ſtrengere 
Schule zu nehmen, und ihre Kraft im Kampfe zu üben, Die ent- 
ſcheidende Stunde, wo der Kampf zum Siege führen ſoll, wird 
über den Sternen beſtimmt; fehle es nur unter ihnen nie an 
Kämpfern, ſtets gerüſtet zum Streite gegen die Uebel und Verderb- 
miiſſe, die keiner Zeit fehlen. 
Charakteriſtik der Zöglinge. Nichts iſt oft widerſprechender, 
als die Charakteriſtik, welche in Schulen und Erziehungsanſtalten 
verſchiedene Lehrer über denſelben Zögling maßen. Am 
meiſten verſchieden iſt das Urtheil deſſen, dem ſie unmittelbar über- 
geben ſind, von den Urtheilen der übrigen. Vor Parteilichkeit 
ſcheint jener am wenigſten ſicher. Der Zögling hat ein größeres
	        
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