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munterung des Fleißes fund der Sittlichkeit, theils poſi-
tive Belohnung und Beſtrafung der Beſſern und Schlechteren. Die
Verhütung -=- und durc< dieſe muß das Meiſte geſchehen --
beruht zum Theil überhaupt auf dem Lehreranſehn, und was
nöthig iſt, der Furc<t vor ihnen, als Handhabern der Geſeße,
welche die Ansbrüche jugendlicher Roheit oft allein ſhon in Sc<ran-
fen hält, zum Theil auch der ſorgfältigen Anfſicht, wo eine zahl-
reichere Jugend verſammelt iſt, die ſich in dem Alter der Unmün-
digkeit nie ſelbſt regieren kann. Dieſe genaue Aufſic<ht muß ſich
daher eben ſo wohl auf die Zwiſchenzeit, wel<e die Lehrſtunden
trennt, als auf dieſe ſelbſt beziehen, und in ſener zwar die freiere
Bewegung und erlaubte Erholung nicht hemmen, ſie aber ordnen
und mäßigen. Ueber dieſe Aufſiht bis zum Eintritt des Claſſen-
lehrers ſind bei jeder größern Schulanſtalt beſtimmte Ordnungen
nothwendig, da die Erfahrung lehrt, daß gerade da, wo ein großer
Haufe unbeobachtet ſich ganz überlaſſen iſt, ſehr leicht Unarten, Un-
geſtüm , ſchlechte Geſpräche , Bedrükung der Shwächeren und Sit-
tenlofigkeiten aller Art vorgenommen werden. Sehr zwe>mäßig iſt
es, wenn ältere, zuverläſſige Schüler vom Lehrer beauftragt werden,
vor ſeiner Ankunft oder während ſeiner Abweſenheit, Aufſicht zu
führen, Ueberall aber muß dieſe Aufſicht offen zu Werke gehen.
Belauern und beſchleihen haßt die Jugend, reizt ſie zu Liſt und
Betrug, wobei ſie dann meiſt verſchlagener als ihre Aufſeher und
unter ſich des Geheimniſſes ſicher iſt.
DiSciplinarmittel zur Beförderung des Fleißes. In
jeder Schule, in welcher der Geiſt des Fleißes wohnt, wird man
auch einen moraliſ< guten Geiſt finden. Das innere rege Leben,
das aus der Wißbegier, aus dem Wohlgefallen an jedem Zuwachs
an Kenntniſſen, aus dem Wetteifer, ſih im Wiſſen und Können
nicht übertreffen zu laſſen, ſhon bei Kindern und dann, immer mit
dem Alter ſteigend, bei Gereifteren hervorgeht, läßt dem Schlechten
in der Geſinnung und Handlungsweiſe wenig Raum. Fleiß und
Frömmigkeit hat ſchon das Alterthum oft zuſammengeſtellt, weil
die recht treue und würdige Anwendung 'aller von Gott verliehenen
Kraft die ſchönſte Frucht eines frommen Sinnes und zugleich die
Wurzel aller Tugenden iſt. Die Schule hat ihr höchſtes Ziel ex-
reiht, wenn dies Streben bei ihren Schülern durch die Liebe zur
Pflicht und das Intereſſe an dem Lernen von dem Lehrgegenſtande
ſelbſt erzeugt wird, und keiner äußern Anregung bedarf, Aber ſie
kann, eben weil nur wenige durch die reinſte Motive beſtimmt wer-
den, ſolcher Anregungen nicht ganz entbehren, und ihre Dis8ciplin
muß eben ſo wohl die Erhaltung und Förderung des Fleißes
als die Bekämpfung der Trägheit im Auge behalten. Für minder
edle Gemüther muß bei offenbarem Mangel an gutem Willen und
eigentlicher Faulheit der: Zwang eintreten, Auch gelingt es ſehr