Full text: A - L (1)

Fragen der Kinder -- Franke 239 
Fragen der Kinder. Wie hat ſich der Erzieher bei dem Fra- 
gen des Kindes zu verhalten? Eine Frage, die für den Kenner 
der Kindesſeele oft von großer Bedeutung iſt. Fragt das Kleine 
etwas, das noch: nicht in ſeinem Gemüthe liegt, ſo iſt es ihm mit 
der Sache no< kein Ernſt. Sein Fragen iſt nur ein Spiel der 
Unterhaltung , oft ganz gedankenlos, und man würde ihm weniger, 
als nichts geben, wenn man ſie mit Ernſt beantwortete. Van 
fertige ſol<e Fragen entweder ganz kurz ab: „das will ich dir ein 
andermal ſagen“ oder lenke die Aufmerkſamkeit des Kindes auf 
einen andern Gegenſtand, wenn man es nicht für angemeſſen hält, 
zu antworten. Man bemerkt auch oft, daß die Kinder die Antwort 
nicht einmal abwarten, ſondern immer wieder mit einer neuen Frage 
kommen. Anders iſt es aber, wenn das Kind nach etwas fragt, 
das wirklich in ſeinem Gemüthe liegt. Hier muß man erſt tieſer 
in daſſelbe bliken, um zu ſchen, ob reiner Bildungstrieb oder Eitel- 
feit und Begierde nach Lobe zum Grunde liege oder Fähigkeit zu 
faſſen da ſei und hierna<; muß man ſeine Antwort einrichten, oder 
allenfalls die Frage vor der Hand abweiſen. =- Man gewöhne Überz 
haupt junge Leute auch in ihrem Fragen an Beſcheideubeit. Sie 
wiſſen ſich ſonſt zu viel damit, fragen um zu fragen, das ſchmeichelt 
ihrer und des Lehrers Eitelkeit, dabei wird nichts gelernt, ſondern 
höchſtens der Hang zum Kritiſiren und zur Rechthabere“ begründet, 
Man vergeſſe auch hier nicht, daß jedes Alter jein Recht hat, daß 
der Verſtand nicht vor den Jahren kommt, und daß man die Naivetät 
der Kinder in dem mythiſchen Spiele ihrer Vorſtellungen nicht ver- 
lezen ſoll. Denn es hieße ſie unwahr machen, wenn man ihren 
Hang zum Wunderbaren, den die Natur mütterlich eingeflößt hat, 
zerſtören und ſie mit Erklärungen gleichſam verfolgen, ſie über jedes 
Wort zur Rechenſchaft ziehen wolle. Ueber Fragen und Anworten 
ſ. Katechetik. 
Franc, franzöſiſ<e Münze, Sie iſt von Silber und hat einen 
Werth von 8 Silbergroſchen. !Fr zerfällt in 100 Centimen und 
wird in 1-, 2-, 5-Frankenſtü>ken von Silber, in 20-, 40-, 100-Fran- 
fenſtü>ken in Gold ausgeprägt. . 
Franke, Auguſt Hermann, war geboren zu Lübe> 1763, 
bildete ſic) zu Erfurt und Kiel aus und erlangte 1785 in Leipzig 
die Magiſterwürde, Hier eröffnete er, als Anhänger Speners, 
1789 „erbaulihe Vorleſungen über das Neue Teytament.“ Im 
Jahre 1790 ging er als Director nach Erfurt und 1791 nac) Halle 
an die neu errichtete Univerſität und wurde dort zugleich Paſtor in 
der Vorſtadt Glauc<a. Hier wurde er ſpäter Stifter des weltbe- 
rühmten „Waiſenhauſes“ und der mit demſelben verbundenen Lehr- 
anſtalten. Man vergleiche den Artikel ,, Halleſc<es Waiſenhaus.“ 
Franke ſtarb im Jahre 1797, als Verfaſſer zahireicher pädagogiſcher 
und erbaulicher Schriften hoch gefeiert,
	        
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