Full text: A - L (1)

304 Geographie 
Geographie oder Erdkunde; Methodik des Unter- 
richts in derſelben, Die Geographie ſoll nicht blos den Raum 
auf der Erde abtheilen, und die Richtungen und Verhältniſſe dieſer 
natürlichen oder willfürlichen Abtheilungen deutlich denken lebren, 
ſondern ſie ſoll zugleich die Erde als von lebendigen Weſen 
bewohnt, von Völkerſchaften unter ſic) vertheilt, nac< ihrer gegen- 
wärtigen Beſchaffenheit, ſie ſei nun ein Product der Kunſt oder 
der Natur, nac< ihren Erzeugniſſen, nach allen ihren Verhältniſſen, 
als Theil des Weltgebäudes und als Ganzes für ſich darſtellen, 
Sie iſt daher mit vielen anderen Wiſſenſchaften verwandt, greift in 
das Gebiet faſt aller praktiſchen Kenntniſſe ein, und würde, von 
ihnen allen rein abgeſondert, ſehr dürftig, beſonders für das frühere 
Alter ganz untauglich erſcheinen, 
Bei deim Unterrichte in der Geographie hat es von jeher für 
den Lehrer zwei Klippen gegeben, welche mit mehr oder weniger 
Glück umſchifft worden ſind. Die erſte Schwierigkeit iſt der Aus- 
gangspunct des Unterrichts; die andere die Behandlung des 
Unterrichts ſelbjt, damit er nicht zu einer todten Nomenclatur werde 
und die Hexſtellung der Berbindung mit der Geſchichte und den 
Naturwiſſenſc<aften, -- Was den Aufang des Unterrichts in der 
Geographie anlangt, ſo ſind es beſonders zwei Wege, die man ein- 
geſm<lagen hat. Die eine Methode beginnt mit dem Allgemeinen 
und geht auf das Beſondere über; die andere heginnt mit dem 
Beſonderen und ſchließt mit dem Allgemeinen. Das heißt, nach der 
erſten Methode fängt man beim Unterrichte in der Geographie mit 
ihrem mathematiſchen Theile an und läßt darauf, von Europa 
ausgehend, die Beſchreibung der Erdtheile folgen. Häufig wurde 
auc< das Specielie no< weiter hinausgeſchoben, ſo daß der Schüler 
ſich wohl in Amerika heimiſch wußte, in ſeinem engeren Vaterlande 
aber eben ſo fremd war, wie der Anwohner des Väſſuri. 
In neuerer Zeit, wo die Geographie als Wiſſenſchaft einen 
ungemein hohen Standpunkt eingenommen hat, verſuchte man, einen 
andern Unterrichts8gang einzuſchlagen. Man iſt nämlich in der Erd- 
beſchreibung von dem Wohnorte im Vaterlande ausgegangen und 
hat an das Nahe das Entfernte geknüpft. Unſtreitig iſt dieſer 
Unterrichisgang weit naturgemäßer, wenn er nicht zu einſeitig auf- 
gefaßt wird, und man ſich bei dem HerauSgehen aus dem Anfangs 
engen Kreiſen von den rechten Principicn leiten läßt, Wir ziehen 
dieſen leßteren UnterrichtSgang aus guten und bewährten Gründen 
unter mehreren Modificationen vor, 
Die Grundzüge der Methode des geographiſchen Unterrichts 
ſind im Allgemeinen darauf berechnet, den- Geſichtskreis der Schüler 
nac< und nach zu erweitern und die excentriſchen Kreiſe zur rechten 
Zeit zu ziehen. Nach der aufzuſtellenden Methode zerfällt dieſer 
Unterricht in drei Lehrſtufen oder Curſus,
	        
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