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Onanie, auf eine av ſih unnatürliche Art befriedigt werden könne,
und daß dieſes auf Unkoſten der Geſundheit und der vollen Aus-
bildung des Körpers geſchehe. Je gefährlicher aber dieſes Uebel
iſt, um ſo mehr iſt es Pflicht des Erziehers, demſelben mit allen
nur möglichen Mitteln entgegen zu treten. Vergl. den Artikel „Ge-
heime Sünden.“
Geſchma> und Geſ<mad>sbildung. Betrachten wir zu-
nächſt den Geſhma& als einen Sinn, Geſc<hmadsſinn, ſo er-
iebt ſim, daß er für das Erkenntnißvermögen von großer Wictig-
eit iſt. Dem edlen Gefühle dient er mehr negativ, indem er gegen
eine thieriſche Gaumluſt geſ<üßt und zum reinen Wohlgeſc<hmace
an geſunden einfachen Speiſen gewöhnt wird; und in dieſer Hin-
ſiht möge er auf das hindeuten, was wir Geſchma> im höhern
Sinne nennen. Hiermit wird ex denn auh für die Sinnen - und
Seelenkraft geübt, ſowohl dur< ſcharfe Unterſcheidung des Geſ<mackes
der verſhiedenen Gegenſtände, als dur; Erhebung über das Thie-
riſ<e ihrer Luſt oder Unluſt, In den erſten Lebensjahren bildet
man den Geſ<ma> dadurF, daß man dem Kinde nur einfache
Speiſen giebt, die Zunge mit Salz und Gewürz verſchont, damit
ſie nicht abgeſtumpft und vor der Zeit für die ſtärkeren Reize em-
pfänglich , lglich lüſtern wird. Die Cultur des Geſchma>sfinns
hat, da es Vieles giebt, was nur dur< deu Geſ<hmac> erkannt
wird, ihren materiellen und formellen Nußen. Gewiß gewinnt jeder
junge Menſc< in ſittlicher Hinſicht, wenn ſein Gaumen nur im Dienſte
des Magens, dieſer aber nur in dem der Geſundheit ſteht, -
Bei der Erziehuug der Jugend verdient die Bildung des Ge-
ſ<hma>es im höhern Sinne eine beſtimmte Umſicht, Der Geſ<ma>
beruht zunächt auf einem ſorgfältig entwickelten, vielſeitig geübten
und ſich einfa< und beſtimmt anfündigenden Sh önheitsgefühle,
das mit einer ebenmäßig entwikelten und reichen Phantaſie und mit
einer gereiften Urtheilskraft in unzertrennlicher Verbindung ſteht.
-- Negativ betrachtet, darf er nichts für ſchön erkennen, was
dem Guten und Wahren entgegen iſt; poſitiv genommen muß ex
ſich in gleihmäßiger Stärke und Kraft mit der Vernunft und der
fittlihen Thätigkeit des Individuums zeigen, damit er die Reife
deſſelben in ihrer Vollendung begründe, und die veredelte Menſch-
heit auc) von Seiten des harmoniſc< wirkenden Gefühlsvermögens
in dem Individuum darſtelle.
Das Gefühl für das Schöne, oder den Geſc<hmat ſollte
die Erziehung daher nie ganz vernachläſſigen, da ja auch der Ge-
ſ<ma> mit der Cultur der Vernunft und des ſittlihen Gefühls zu-
ſammenhängt. Er erweikt Gefühl für Ordnung und Harmonie,
Widerwilleu und Verachtung gegen das Schlechte, Unordentliche und
Häßlihe. Der Menſ< , in deſſen Seele der gute Geſc<ma> ſeine
völlige Bildung errei<t hat, iſt in ſeiner Art zu denken und zu