352 Geſeße des Unterrichts
daß er damit bekannt gemacht werde. Die Schulgeſeße müſſen
kurz und bündig ſein und alles das benennen, was von jedem
Schüler erwartet wird, Der Form nach müſſen die Geſeße einfa<m
und deutlic<, ſehr beſtimmt, und der Zahl nach muß ihrer ſo
wenig als möglich ſein. Sie müſſen ferner ganz poſitiv das be-
ſtimmen, was die Schule verlangt, und nicht nur Dinge verbieten,
deren Berbot ſich von ſelbſt verſteht oder was ſich, wie Geſinnungen
und Gefühle, überhaupt nicht gebieten läßt. Auch darf nur in
einzelnen Fälleu mit der Uebertretung eine poſitive Strafe verbun-
den ſein, da in den meiſten Fällen die Eigenthümlichkeit der Schü-
ler Modificationen nöthig und rathſam macht, =- In niedern
Sculen iſt es nüßlih, daß die Sculgeſeße ſtets vor den Augen
der Schüler bleiben, in höhern müſſen ſie dieſe beim Eintritt in
die Hände bekommen , wie ſie dann auch daneben in gewiſſen Zeit-
abſc<nitten dur< öffentlihe Vorleſung wieder in Erinnerung zu
bringen ſind. =- Es iſt ein alter, bewährter pädagogiſcher Grund-
ſaß: viele Geſeßze, viel Uebertretungen.
Geſeße des Unterrichts, Der Unterricht bildet eine lebendige
Kraft in ihrem Heranwachſen ; ſein Grundſaß iſt daher die Erre-
gung des geiſtigen Lebens zur ſelbſtthätigen Ausbildung, Alles,
was er mittheilt und wozu er auffordert, ſoll dieſem Geſetz folgen,
mithin jedem Momente der Kraftentwiklung und ſo der ganzen
Zeit derſelben gemäß ſein. Aus dieſem Geſichtspuncte der Methode
ergiebt ſich vorerſt ein negatives, dann ein poſitives Geſeß,
und in jedem eine Reihe von Regeln. |
Das negative Geſeß heißt: der Unterricht ſei weder
ein blos äußeres Geben, no< ein inneres Nehmen.
Wenn der Unterricht blos nach Außen wirkt, ſo bildet er nicht ein-
mal die organiſche Kraft, wie viel weniger die lebende, die geiſtige.
Der Unterricht fange alſo weder zu ho< an, no< bleibe er auf der
niedern Stufe ſtehen, ſondern begleite das Kind, den Knaben, den
Jüngling ſtetig, bis dieſer in der freieſten Selbſtthätigkeit vollen-
deter Einſiht oder Darſtellung daſteht. |
Das poſitive Geſeß der Methode heißt: Der Unterricht
gehe von außen nach innen, um den Lernenden in der Entwicklung
ſeiner Kraft zu bilden. Er fängt in dem Organiſchen an, geht in
die Seele ein und bewirkt etwas im Geiſte. Wir nennen ihn kurz,
belebend, beſeelend, begeiſtigend und finden hiernach die drei Haupt-
geſeze der Methode, welche deshalb die genetiſc<e heißt, Das
erſte Geſeß des Unterrichts iſt: derſelbe gehe vom Leben
aus und in das Leben einz; er ſei lebendig, ſowohl von
Seiten des Lehrers als des Schülers. Das iſt ſein Haupterfor-
derniß, ohne welHes der weitere Erfolg nicht erwartet werden kann.
Das zweite Geſetz iſt: der Unterricht gehe in die Seele
ein. Seele iſt die Natur des Menſchen, in wie fern ſie empfin-