Full text: A - L (1)

358 Sewerbeſchulen -- Ghaſelen 
Gewerbeſchulen , ſ. Induſtrieſhulen. 
Gewinnſpiele, Sie ſind die gefährlichſte Beſchäftigung für 
Kinder; denn ſie werden, ehe man es denkt, zur Leidenſchaft, 
zur elenden , geiſt» und herztödtenden Leidenſchaft. Man ſollte zit- 
tern, wenn man Kinder voll heißer Begier nac) Gewinnſt am Spiel- 
tiſ<e ſihen ſieht. Sie hören nichts, ſie ſehen nichts, ſie denken 
nichts als das Spiel, und aller Sinn für beſſere Freuden iſt abge- 
ſtumpft. Es iſt unausſpre<hlic< , welche Verwüſtung dieſe unſetige 
Leidenſhaft in jugendlihen Seelen anrichtet, Alle Erzieher ſollten 
ſich daher hüten, ſich durch ihr eignes Beiſpiel an der Jugend zu 
verſündigen. Die lauteſten, wildeſten Spieie find nicht jo gefähr- 
li<G, als die Gewinnſtſpiele, . 
Gewöhnung. No4h vor dem Gebote und vor dem Berbote 
und vor der Belehrung kann dem Sinn und Willen der Kinder 
dur“ die Macht der Gewohnheit eine Richtung gegeben werden, 
die na; und nac zum Charakter wird. Man mach? früh das, 
was doh einſt als Pflicht erſheinen ſoll, zur äußern Nothwendig- 
keit, und es fügt fim die biegſame Natur in die Form und den 
Zwang der Sitte und der Ordnung, faſt ohne zu ahnen, daß es 
Zwang iſt. Wer Kinder das, was ſie künſtig ertragen ſollen, früh 
ertragen, was ihnen meiſt Regel werden: ſoll, glei) zur Regel ihres 
Handelns werden und es ſie endlic< ſo oft und ſo lange wieder- 
holen läßt, bis ſie ni<t mehr fehlen, der hat nicht wenig gewonnen. 
Dürfen ſie niemals zu thun aufangen, was ſie irgend einmal zu 
thun aufhören müſſen, ſo erſpart man ihnen die große Schwierig- 
keit des Verlernens und des Ablegens deſſen, was jon zur halben 
Natur geworden. Da ſich der Sinu und die Thätigkeit der Kinder 
aufangs nur in der engern Sphäre der kleinen Verhältniſſe des 
Lebens äußern kann, ſo wird ſic) auch zunächſt eine ſol<e Gewöh- 
nung theils auf das leichtere Criragen körperliher Unbequemlich- 
keiten und Entbehrungen, theils auf das, was man zur äußeren 
guten Sitte rechnet, wie Reinlichfeit , Ordnung, Schamhaftigkeit 2c. 
beziehen. Aber auf gleiche Weiſe wird auch der Sinn für andere 
Tugenden, z. B. für Arbeitſamkeit, Mäßigkeit, Geduld 2c. gebildet 
werden können. =- Was von dem allen anfangs faſt nur ein me- 
hHaniſches Handeln aus früher guter Gewöhnung iſt, 
wird nach und nach faſt Bedürfniß, geht in ein Handeln aus Grund- 
ſäßen über und wird dann das Ergebniß freier Selbſtthätigkeit. 
Fügen wir dieſen bewährten Grundſäßen no< folgende Be- 
merkungen bei. Die Gewöhnung junger Leute, ſelbſt von der 
früheſten Jugend an, zur äußeren Ordnung, Reinlichkeit 2c. bleibt 
aum auf das Jnnere nicht ohne Einfluß. Kinder thun damit die 
erſten Shritte zur Cultur. Dieſes Erziehungsmittel iſt aber ſo 
leiht, daß die Vernachläſſigung deſſelben unverzeihlich iſt. | 
Ghaſelen, Lobgedicht. Metrum, ſo wie Länge der Zeilen iſt
	        
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