Haäusliche Andacht 375
jahren am meiſten um ſim; Kinder hängen am feſteſten an ihnen;
ſie haben die jungen Seelen gleihſam ganz in ihrer Gewalt: wie
viel. können ſie alſo dazu beitragen, daß die erſte ErweKung der
Aufmerkſamkeit und des Nachdenkens «auf die rechte Art geſchehe;
daß das Kind das wichtigſte Mittel der Verſtandesbildung, die
Sprache, früh und recht gebrauchen lerne,
HäusStiche Andacht. Es iſt -- nac; den Worten eines ge-
feierten Mannes -- Jewiß ein rührender und erhebender Anbli>E,
fich im Kreiſe einer <hriſtliHh frommen Familie zu befinden, wenn
ſie ſih mit Gott, dem Allerheiligſten, im Gebete unterhält. Wer
bleibt wohl ungerührt, wenn er eine Mutter ſieht, die mit zum
Himmel erhobenem Blik und Händen für Geſundheit und Leben,
für Unſ<uld und Wohlergehen ihrer Kinder betet, und der Vater
mit feinen Hausgenoſſen daſſelbe thut? Wer mag wohl unbewegt
bleiben, wenn «aufblühende Kinder ihre unſchuldigen Hände und
Herzen mit ihren Aeltern zu ihrem Vater im Hunmel flehend em-
porheben? Niemand wird es in Abrede ſtellen, daß ehemals in
hHriſtliHen Familien mehr häusliche Andacht zu finden war, als
jezt. Darum war auch im Leben weniger Tändelei und Leichtſinn,
dagegen mehr Ernſt, froher Muth und Luſt zu großen und gemein-
nüßigen Geſchäften, mehr ſtilles und häuslies Glü>. Mit der
vermeinten Verfeinerung der Sitten iſt leider in ſehr vielen Familien
der ſchöne religiöſe Sinn der Aeltern verſ<wunden und Erkaltung
gegen das Heiligſte an deſſen Stelle getreten. Nothwendig mußte
auf dieſe Weiſe manc<es Herz verwildern, ſtatt ſich veredeln, zumal
es ſiHh an Dinge anſhloß, an welche ſi vernunftloſe Thiere des
Feldes anſchließen. Bei einer ſolchen verkehrten Richtung wurde
vergeſſen, daß der Menſ< nicht blos der Erde, ſondern vorzüglich
dem Himmel angehöre, und nur in Verbindung mit Gott in leben-
digem Streben nach dem Ewigen ſeine Beſtimmung errei<en könnte.
Man werfe nur einen aufmerkſamen Blik in Familien, bei welchen
die häusliHe Andacht verſ<hwunden iſt, um ſic) von der Wahrheit
des Geſagten zu Überzeugen. =- Wo die häusliche Andacht unter-
haſten wird, da wohnt Friede und Troſt, und dieſe verbreiten Froh-
ſinn über jedes Tagewerk. =- BliFen wir hin auf die Sitte der
Bäter, welche die tägliche Andacht im engen Kreiſe der Jhrigen zu
einer ihrer wichtigſten Angelegenheiten machten, und wir werden be-
merken, daß ihr Haus ein Tempel des Allerhöhſten war. Und
dieſe täglichen Andachten ergoſſen Segen über Aeltern und Kinder.
Nothwendig mußte das ſchöne Beiſpiel der erſteren einen wohlihä-
tigen Eindru> auf die empfänglichen Gemüther der leßteren machen
und denſelben gleiße fromme Gefühle einimpfen. Die häusliche
Andacht wirkt mit ſanfter und erhabener Macht auf alle Seelen.
'Sie iſt es, welche dem Menſchen den rechten Standpunkt anweiſt,
den er in der Welt haben ſoli. Aeltern und Kinder fühlen ſich