Heer --- Seftigkeit 2e. 405
Na<h dem Exil entſtanden bei den Hebräern eigentliche Gelehr-
tenſchulen 3 zuerſt zu Jeruſalem; ſpäter in Alexandrien. Die Gegen-
Fände des Rabbiner - Unterrichts waren theoloaiſc<e und juriſtiſche
Geſeßfragen, wobei man theils mit dem Buchſtaben der Schriftſteller
ſophiſtiſirte , theils einen geheimen Sinn derſelben finden wollte.
Sprache und Beweis8art war oft ſymboliſ<, in bildlichen Redens-
arten und Parabeln. Der Lehrer trug entweder ſeine Lehren ſelbſt
vor, oder er ließ ſie durc< ſeinen Interpreten vortragen. Er mußte
dieſes Geſchäft ſtehend verrichten und das, was ihm geſagt wurde,
getreulich, ohne den mindeſten Zuſaß ausreden. Hatte nun einer
der Zuhörer einen Zweifel, ſo wandte ſi< dieſer damit an den
Jnterpreton und dieſer an den Lehrer. Die Prüfung durch Fragen
war nicht gewöhnlich. Der Lehrer fragte nie den Schüler, dieſer
aber öfter den Lehrter. = Die Rabbinenſ<hulen waren urſprünglich
Privatanſtalten , aber durch irgend einen bedeutenden Lehrer errich-
tet. Eine ſolH<e Schule hieß daher Rabbinenhaus, und ſie erwarb
fſiH oft durch ihren Stifter eine allgemeine Autorität.
Nach der Zerſtörung Jeruſalems gab es zwei Hauptaegenden
der jüdiſchen Akademie : die PaläſtiniſHe und die Babyloniſche, da-
her auch zwei Hauptſammlungen der Meinungen über das Geſeß.
Eigentlihe Erziehungsſchriften finden ſih nicht unter den
Aſraeliten, weder aus alter, nom aus neuer Zeit, bis erſt zur
neueſten, wo die europäiſche Cultur auch auf fie ihre Geltung aus»
übte.
He>er, JI. J., geboren 1707, ſtarb 1768, Lehrer am Pädago-
gium zu Halle, ſtiftete zuerſt in Berlin eine Realſc<ule. Vergl.:
He>er, JI. JI., Nachrichten vom Anfang und Fortgang der
Realſchule in Berlin. 1749-- 1768.
Hedſchra, Auswanderung, Flucht; die muhamedaniſche Jahres-
rechnung, welche mit der Flucht Muhameds von Mekka nach Me-
dina (16. Juli 622) anfängt. .
Heftigkeit und Leidenſ<aftlic<keit von Seiten der
Lehrer und Erzieher. Für viele Lehrer iſt die Aufgabe der
Selbſtbeherrſ<ung eine ſehr ſchwere. Dieſe8 hat nicht blos ſeinen
Grund in der natürlichen Hie man<her Temperamente, die ſich bei
„Jedem Geſchäft zeigt, ſondern eben ſo oft theils in den unrichtigen
Anſichten. und Urtheilen über das, was ihnen als Fehler und Ver-
gehen in dem Zöglinge erſcheint, theils in einem falſchen Wahn,
dur<h augenbliFlihes und * oft wiederkehrendes Auffahren, "Eifern
und Scelten viel auszurichten ; theils in der Ungeduld, die auf
der Stelle Wirkungen ſehen will, welche, der Natur der Sac<ße nah,
erſt eine ſpätere Zeit zu Stande bringen kann. Heftigkeit und
Leidenſ>aftlichkeit von Seiten der Lehrer iſt zunächſt ſehr häufig
eine Folge davon, daß das, was man Bosheit oder grobe Berge-
hung zu nennen pflegt, oft unrichtig aufgefaßt wird. Könnte man