Methodologie
s. Pädagogik
Militär - Erziehungs-
wesen
und Bildungs-
1. Gesgchichtliche Entwicklung. 2. Die
Miltitärbildungsanstalten im 19. Jahrhundert.
Preuſsen, Osterreich, Ruſsland. Frankreich.
England, Italien, Niederlande, Norwegen,
Schweden. Griechenland, Belgien. Dänemark,
Portugal. Rumänien, Schweiz, Serbien. Spanien.
Türkei. Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Japan.
1. Geschichtliche Entwicklung. Die
Errichtung Stehender Heere erheischte einen
FrSatz an Tührern, die dem Fürsten ver-
antwortlich waren, der SeinerSeits pestrebt
Sein muiste, durch Heranbiläung geeigneter
Elemenie dem Offizierkorps einen dauern-
gen Nachwuchs zu Sichern. Nach dieser
Richtung übervimmt Brandenburg die
Führerrolle; 1653 wurde zu Kolberg eine
Ritterakademie errichtet, in weiche die
jungen Leute mit 15--16 Jahren eintraten,
daselbst 2--3 Jahre blieben, und im Exer-
zieren, Reiten, Fechten, Tanzen, Kriegs-
baukunst, Mathematik und FranzöSisch unter-
wiegen wurden. ÄAuſser dieser Anstalt, die
1701 aufgehoben wurde, Suchie der groſse
Kurfürst Seinem Offizierkorps einen weiteren
Ersatz zu Sichern durch die Einrichtung
der GeneralsSpagen und der Regiments-
Kadetten, die Sich bei den Truppen be-
jianden, und welche nach Zuwachs der
tranzöSiSchen Emigranten zu Kadetten-
kompagnien vereinigt wurden. - - Branden-
burg folgte Sachszen mit der 1692 von
dem Kurtürst Johann Georg IV. errichteten
Cadets-Corps, das aus 125 Zögilingen be-
Sand. Die Kadetten nahmen an den Rhein-
ieidzügen teil und wohnten, wenn in
Dresden anwesend, “zur Hebung des Wohl-
Standes der abgebrannten Stadt bei den
Bürgern. Ferner verdienen in der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts Erwähnung
die 1650 in Lüneburg und 1687 zu Wolfen-
büttel ins Leben gerufene Ritterakademien.
Von epochemachender Wichtigkeit für
äie Militärbildungsanstalten wird erst das
13. Jahrhundert. Zwar konnte die 1705
11 Berlin eingerichtete neue Fürsten- und
Ritterschule, -in welcher nicht allein Sr.
Rein, Encyklopad. Handb. d. Pädagogik. 2?. Aufl.
Methodologie -- Militär-Erziekungs- und
ildungswesen 849
Königlichen Majestät Vasallen, Sondern auch
Fremde aufgenommen und nach Standes-
gebühr erzogen werden Sollen« -- Sich
nicht eines langen Daseins erfreuen. Friedrich
Wilhelm IL machte 1713 dieser Zwitter-
bildung ein Ende, um 1717 durch Ver-
einigung der Kadettenkompagnien zu Magde-
burg (errichtet 1709), Kolberg (neu ein-
gerichtet 1703) und Berlin, das corps des
Cadets ins Leben zu rufen, das Sich an-
fänglich aus einer Kompagnie kronprinz-
licher Kadetten zuSammenseizte, bald aber
zu einem Bataillon erweitert wurde, dem
der Kronprinz bis 1730 als Chef vorstand.
in diese Anstalt Sind bis 1740, 1612
Kadetten aufgenommen, von denen 39
Generale geworden und 8 den Schwarzen
Adlerorden erhalten haben. Wenige Wochen
nach Seiner Thronbesteigung erliels Friedrich
eine A. H. C. O., welche das Sittliche
Niveau bei der Erziehung des jungen
Adels im Kadetienkorps zu heben Suchte.
»Der Dienst muſs den Kadetis gelehrt
werden, wie es Soldaten gehört und ge-
bührt. Der Oberstleutnant von Olsnitz
aber muls dabei nie aus dem Sinn lassen,
daſs die Kadetts keine Musketiere von
ProfesSion Sind, Sondern dals Solche Offi-
ziere werden Sollen, Sie Sollen auch
nicht mehr mit der Fuchtel bestraft werden,
Sondern wie Edelleute und künftige Offi-
ziere traktiert werden. Nach dem Sieben-
jährigen Kriege Suchte der König auſser
durch die Instruktion für die Lehrer vom
1. Juli 1765 noch durch Seinen Dialogue
de morale 4 l'usage de 1a jeune noblesse
--- den er 1770 Schrieb -- auf die Kadetten
einzuwirken. Der König meinte: Gut
unterrichten bestehe in der groſsen Kunst,
äie Zöglinge mit Vergnügen lernen zu
lasSen; das Gedächtnis Solle nicht über-
lastet, Sondern Verstand und Urteilskraft ge-
bildet werden; GesSchichte und Geographie
Sollen Hand in Hand gehen. -- Wasaber auch
unterrichtet werden möge, Jede LehrStunde
habe auf Geist und Scele der Schüler zu
wirken.« 1769 rief der König die Kadetten-
anstalt zu Stolp i. P. ins Leben, »um dem
Mangel des jungen pommerschen Adels
abzuhelfen, dessen Eltern zu arm waren,
um jür ihre Söhne ausreichend Sorgen zu
können; 1776 wurde aus gleichem Grunde
in Culm eine Kadettenanstalt gegründet,
um dort die Söhne des preuſsiSchen und
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