Inrotulation -- JInſubordinaktion 435
ja die Erfahrung lehrt, das viele erwachſene Menſchen ſich nie bis
zu einem deutlichen Bewußtſein ihrer inneren Zuſtände erheben,
Gleichwohl iſt es äußerſt wichtig für die intellectuelle Ausbildung,
daß auc< dieſe Art von anſchauender Erkenntniß frühzeitig gewet
und gefördert werde, denn grade aus ihr geht das innere höhere
Leben hervor. Man erwartet auc< ſonſt vergebens, daß junge Leute
Sinn für die geiſtigen Zuſtände anderer Menſchen haben ſollen,
wenn ſie ihre eigenen niht wahrnehmen ; man verſucht umſonſt, ſie
zu einer früheren Selbſterfenntniß zu bringen, wenn ſie nicht auf
fic) merken lernten. No< weniger kann man darauf rechnen, daß
ihnen die Freuden, welche das Anſchauen des Wahren, Schönen
und Guten erweckt, je bekannt werden, wenn ſie in ihrer eignen
Empfindung nichts finden, was dem Allen entſpri<t, Bei jün-
gexen Kindern kann man indeß no< nicht viel mehr thun, als
ſie oft auf ihr inneres Selbſt führen; ſie erinnern, wie ſie bei
gewiſſen Gelegenheiten empfinden, was in ihnen vorgegangen , wie
ſie mit ſich gekämpft, wie ſie nach etwas verlangt, es gehofft, erwar-
tet, gefürchtet; wie ihnen vor, bei und nach einer guten Handlung
zu Muthe geweſen; was ſie geträumt, woher wohl der Traum ent-
ſtanden 3; was ſie fich eingebildet, wie die Einbildung von der Wirklich-
keit verſchieden geweſen. Wer ein Wenig in Kinderſeelen Beſcheid weiß
== wozu nichts mehr beiträgt, als ein Rü&bli>k auf die eigenen Kin-
derjahre -- der wird ihnen das Innerſte ihrer Zuſtände und Gefühle ſo
genau beſchreiben und ſo klar machen können, daß ſie glauben, er
habe felbji in ihr Geheimſtes geblit. Aber eben darum lernen ſie
ſim ſelbſt, ſei es auc< anfangs noG ſo unvollkommen , beſchauen,
werden beſonnen und ſinnig im guten Verſtande des Wortes, und
jo immer mehr mit ſim ſelbſt bekannt. Es iſt ein unausſprechliches
Verdienſt, ihnen früh zu dieſer wichtigſten alier Bekanntſchaften
ſiHexr verholfen zu haben,
Inrotulation, Einheften, Zuſammenpa>en der Acten, um ſie
einem erfennenden Richter zu übergeben. |
Inſeriren, einrücken, beifügen (in söffentlihe Blätter).
Infignien, Kennzeichen, Merkmale z Chren- und Standeszeichen.
Infinnation , Einhändigung von obrigkeitlihen Zufertigungen.
Inſolent, übermüthig, unverſchämt.
In Solidum , oder folidariſH, bei Verträgen, in ſo fern ſich je-
der Einzelne für Alle und Alle für Einen verbürgen.
Inſpection, ſ. Aufſiht.
Inſpiration, Einathmungz dann göttliche Eingebung.
Inſtinct, der körperliche, von der Natur in thieriſc)e Weſen
gepflanzte Trieb, einen Gegenſtond zu erlangen oder zu meiden,
Inſubordination, Widerſeßlichfeit, Auflehnung gegen Vor-
geſeßte.
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