Full text: A - L (1)

Kategorie -- Keuſchheit 483 
Kategorie, in der Philoſophie die oberſten Gattungsbegriffe. 
Kategoriſch, beſtimmt, entſcheidend. 
Katoptrik, ein Theil der Optik, welcher ſich mit dem Zurück- 
werfen des Lichtes beſchäftigt. 
Keroplaſtik, Bildnerei aus Wachs, 
Keuſchheit, Sie iſt eine der ſchönſten Zierden der Jugend, 
gleichſam die Krone der jugendlihen Tugenden. Die Unkeuſchheit, 
dieſes häßli<e Laſter, entſteht hauptſächlich durc< Verfrühung des 
Geſchlechtstriebes, weil alsdann die Reize zu ſtark auf die Sinn- 
lihfeit wirken und no<M nicht durc< jenes edle Selbſtgefühl aufge- 
wogen werden, und weil alsdann aum) die Schamhaftigkeit zu viel 
leidet, indem ſie zu einer Zeit verletzt und vertrieben wird, wo ſie 
der Schußengel der Tugend ſein ſollte. Man denke ſich alſo, wie 
unglütlich der EindruX von leichtfertiger Geſellſchaft und unzüch- 
tigen Reden bei den Kindern ſein muß. Zwar empört ſich nicht 
ſelten bei Kindern edler Art, beſonders bei Mädchen, das Gefühl 
ihrer Würde dagegen, ſo daß ſie ſih mit bitterem Haſſe gegen 
ſolme Tugendfeinde rüſten, allein der Funke, den die Phantaſie nun 
einmal gefangen hat, glimmt und glüht fort, und die innere Rein- 
heit iſt verloren. Führen nun zwar die Aeltern ſelbſt ſolhe Reden, 
ſo iſt nichts anderes abzuſehen, als gänzliche Uebergebung an die 
Wolluſt. Solche Erfahrungen ſind nicht ſelten. Nahe daran, dem 
Erfolg nach, wenn gleich herzlich gut gemeint, grenzt das Verfahren 
derjenigen, welche den Kindern Belehrungen über den Geſchlechts- 
trieb geben wollen, um das Uebel zu verhüten. Sie verleßen die 
Sc<hamhaftigkeit ; weiter brauchen wir nichts zu ſagen, um die Ver- 
fehrtheit dieſes Berfahrens zu zeigen. Wir können no< hinzuſeßen, 
daß ſie eine Gedankenreihe anregen, die no<m ganz wegbleiben ſollte, 
weil mit derſelben Lüſte und Begierden kommen. Wenn ja etwas 
vor dem Jünglingsalter geſagt werden ſoll oder muß, ſo kann es 
nur mit der größten Shonung der Shamhaftigkeit geſ<ehen. Was 
hierin die Natur verbirgt, ſoll der Menſc< nicht verſchleiern. Auf 
der andern Seite iſt freilich) eine Verſchleierung nur ein ſtärkeres 
Reizmittel , ja es giebt Erfahrungen, daß Jünglinge während der 
Lectüre ſolher Schriften, welche gegen das Laſter redeten, von dem 
Laſter ergriffen worden ſind, .weil die Darſtellung unter der Hülle 
nur deſto mehr Reiz erregte. Das Uebel fängt an mit einer ge- 
wiſſen Freude an unkeuſchen Vorſtellungen, hiermit folgt Verluſt 
der Scham vor ſich ſelbſt, dann ein Gelüſten, und dann bedarf es 
nur der geringſten Gelegenheit, z. B. der Berführung von Andern, 
oft nur der ſtärkeren Regung des Triebes dur< Bettwärme oder 
andere äußere Umſtände; ſo begeht der junge Menſch das Schänd- 
lihe, und nun wird die Begierde immer ſchreiender und häufiger, 
und das Laſter bekommt ſeine fur<tbare Herrſchaft. Dieſe Laſter 
find in allen Ständen verbreitet ;. dort mehr durch die herrſchende 
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