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rittterlihe Sinn genährt, dem die Ehre der Jungfrau und des
Weibes ſo theuer als ſeine eigne war. QLiebeleien im Knabenalter
find eben ſo widrig, ihre Begünſtigung oder Scherz darüber von
Seiten Erwachſener oft eben ſo verderblic<, als das Erwachen der
Liebe in der reinen Jünglingsſeele wohlthätig für die Bewahrung
der Tugend und Unſchuld werden kann. =- Wenn das weibliche
Gemüth der religiöſen Eindrü>ke empfänglicher erſ<eint, weil es
zart und weicher iſt, und mehr in Gefühlen, als in Begriffen lebt,
ſo iſt dom auf der andern Seite grade für den Jüngling und Mann
ein religiöſer Sinn um ſo wichtiger, je mehr Zweifeln ſein
Verſtand, je mehr Verſuchungen und Gefahren ſeine Tugend, je
ſchwierigere Proben ſein Muth, je mehr Erſchütterungen ſeine Stand»-
haftigkeit bei ſo manchen bittern Erfahrungen und ſ<weren Leiden
ausgeſeßt iſt, Nur wirke die Erziehung vorzüglich dahin, daß in
ſeine Vorſtellungen von göttlihen Dingen Klarheit, in ſeinen
Glauben Vernunft, in ſeine Gefühle Grund und Tiefe komme.
Daß Gottvertrauen ihn rüſtig im Unternehmen und Handeln, ſtark
und getroft im Leiden, daß es ihn kräftig mache , die Schwächeren
um fi< her zu halten und zu ſtüßen, wenn ſie verzagt werden,
Dieß wird man im Geſpräche über religiöſe Gegenſtände mehr
dur< Ernſt, durch Würde, durc< Vergegenwärtigung großer religt-
öſer Charaktere und kräftiger Glaubenshelden, als durch Erwe&>ung
bloß weicher Gefühle und Rührungen erreihen. Aeltern aber, welche
felbſt die Kraft der Religion aus der Erfahrung kennen, werden
durc< die Erzählung ihrer eignen Lebensgeſhichte am meiſten dazu
beitragen. Was der Knabe und Jüngling, der no< keine Noth des
Lebens kennt, zu überhören ſcheint, bleibt do< als Samenkorn in ſeiner
Seele, und entwickelt ſich oft in ſpätern Jahren zur herrlichen Frucht.
Knees, ruſſiſG<er Edelmann erſter Claſſe.
Körper des Menſchen und ſein Wachsthum. Das
dreijährige Kind hat in der Regel faſt die Hälfte der Größe, zu
welcher es auswachſen wird, wenn kein Hinderniß vorkommt. Der
ganze Organismnus hat ſich in allen Theilen geſtaltet, aber no? in
keinem vollendet. Er dehnt ſih nac< und nac< in dem Umfange
mehr aus, bis die Länge des jungen Menſchen ihr Höchſtes erreicht
hat, aber zugleich formt ſih die Geſtalt, und die Theile treten in
ihr Verhältniß. Während deſſen, und no< weiter hinaus, gewin
nen dieſe Theile ihre verhältnißmäßige Feſtigkeit. Dieſe Vorgänge
intder Entwikelung des Organismus nennt man Wachsthum. Er
iſt bei dem Manne mit 25 Jahren und bei dem Weibe mit 18 bis
20 Jahren, oft auch bei jedem Geſchlechte früher vollendet; die in-
nere Befeſtigung aber geht no<h fort, oft bis zum 40. Jahre, Von
dieſer Zeit an zieht fich die Natur wieder von ihrem Höhepuncte
dadurch zurüs, daß die zunehmende Befeſtigung der inneren Theile
über das Verhältniß hinausgeht; die Knochen werden mehr von