Full text: A - L (1)

 
Le> -- Leeküre 531 
unbeſonnen nennen muß, wobei ſie jedoH im Grunde recht haben. 
Man würde ſie falſch machen, wenn man ſie deßhalb ſogleich ta- 
delte. Ihre Unmanierlichkeit iſt zuweilen reiner AusdruF un- 
verfünſtelter Natur. In reifern Jahren werden ſie ſ<hon fähig wer- 
den, etwas von dem Conventionellen unter den Menſchen zu be- 
greifen, und einſehen, daß Klugheit und Redlichkeit neben einander 
beſtehen können. Dann iſt es Zeit, ſie darüber zu belehren. 
Unſtätes Weſen und Ungeduld bei den Arbeiten und Beſchäf- 
tigungen entſtehen gemeiniglih aus mangelndem Intereſſe an der 
Sache, oder, weil man im Anfange der Flüchtigkeit und Oberfläch- 
lichkeit zu ſehr nachgeſehen hat; darüber die meiſte Klage in den 
Schulen, wo man Vieles vorträgt, was nicht für Kinder gehört, 
und wo man oberflächli<? lehrt. Man ſc<afſe dieß weg und in- 
tereſſire die Kinder, nicht dur9g Grleichtern, ſondern dur<g An - 
ſtrengen nach dem Maß ihrer Kraft. Die Lebhafteſten werden 
dann gerade die unermüdetſten ſein, Es liegt faſt iminer an dem 
Lehrer, wenn die Schüler ungeduldig dem Ende des Unterrichts 
entgegen ſeuſzen, 
e&, Rite, Spalten im Shiffe, dur<; wel<e das Waſſer ein- 
dringt. 
"ection, Unterricht, Lehrſtunde, Verweis. 
Lectüre, Leſen ; was man lieſt. 
Lectüre und Bildung des Styls und Geſchmad>s 
durc< ſie, Das Leſen correcter und in ihrer Art und nach 
ihrem Zwe> muſterhafter Schriften hat wenigitens eben ſo viel 
Antheil an der Bildung des Styls und ſpäterhin des richtigen 
Geſchma>s , ſowohl im mündlichen, als ſchriftlichen Ausdru>k, als 
die Regel, ſobald nur ſtets eigne Uebung hinzufommt, welche allein 
die Fertigkeit geben kann, Der Lehrer aber halte hierbei auf ſtrenge 
Auswabhl, obne welche grade die, welhe am meiſten leſen, nie zu 
einer eignen Geſchmacsfeſtigkeit gelangen. Man ſehe auc< darauf, 
daß mit Verſtand geleſen werde, das heißt mit Beobachtung des 
Juhaltes und des Vortrags, und, damit die Schüler au< Beides 
achten lernen, aug gemeinſchaftlich von ihm mit lehrreichen 
Bemerkungen über Sinn und Sprache ununterbrochen es lejen. Auch 
muß in der Reihenfolge der Schriften, womit man junge Leute 
bekannt macht, ein gewiſſer Plan liegen, und man verhüte, wenn 
man es irgend kann, daß die Schüler nicht zu früh ſelbſt das in 
die Hände nehmen, was zwar claſſiſch iſt, aber no<g über ihre 
Sphäre hinausgeht, und deſſen Genuß ihnen gleichſam aufgeſpart 
werden muß, ſo wenig als das, was durch ſeine Originalität merk- 
würdig ſein mag, aber ſic) deßhalb no<& nicht zur Nachahmung 
eignet. Um aber das Geleſene noch tiefer einzuprägen, gewöhne 
man theils frühzeitig an das Abſchreiben vorzüglicher Stellen, an 
Auszüge, Nachahmungen ; theils laſſe man ſehr viel, aber wo mög- 
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