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aber vor Landescollegien, weil viel dabei auf die beſonderen
Beſchaffenheiten und Bedürfniſſe einzelner Anſtalten ankommt. =-
Von Zeit zu Zeit iſt eine Reviſion der dur< längere Drdnung
bereits eingeführten nöthig. Nur werde nicht zu ſchnell das ver-
worfen, woran einmal die Schüler gewöhnt ſind, wenn es auc< nicht
ohne Fehler ſein ſollte. Namentlich gilt dieß von Sprac<hlehren,
geographiſchen und Geſchiht8copipendien, wo die abweichende
Eintheilung der Zeit und des Raumes den Schüler verwirrt.
Der übrige Lehrapparat, Inſtrumente, Globen, Karten 2c.
ergiebt ſic) meiſt von ſelbſt. Der Bedarf jeder Claſſe muß genau
angegeben und von Zeit zu Zeit ergänzt und erneuert werden.
Lehrſtoff. Die Theorie der Lehrkunſt hat zu unterſuchen, wel-
hes die Gegenſtände oder Materialien ſind, an welchen der ju-
gendliche Geiſt zu üben und mit denen er vorzüglich bekannt ge»
macht werden ſoll. Sieht man blos auf die Anlage, ſo giebt es
kein Wiſſen und kein Thun, was überhaupt in der Sphäre der
menſchlichen Natur liegt, wozu jene nicht bei jedem Einzelnen vor-
ausgeſeßt werden könnte, Perfectibilität, oder die Fähigkeit zu einer
immer weiteren Vervollkommnung aller, wenigſtens der geiſtigen
Kräfte, iſt der Charakter der Menſc<heit. Da nun kein Menſch ---
idealiſc< betrachtet =- durch körperliche oder durch geiſtige Kraft
und Thätigkeit Alles was im Bereiche des Menſc<lihen Uiegt, lernen
und leiſten kann, ſo könnte darin eine Verſuchung liegen, ihn auc<
für Alles geſ<hi>t zu machen, alles Wiſſenswürdige lehren zu
wollen. Aber bald genug erinnern das Maß der Zeit, die Endlich-
feit der Kräfte und vorzüglich die ungleichen äußeren Berhältniſſe
an die Nothwendigkeit einer Beſchränkung, Wenn daber der Lehr-
ſtoff zu beſtimmen iſt, an welche ſich die Methode anknüpfen ſoll,
ſo dürfen jene Puncte nicht überſehen werden,
Man iſt bald genöthigt, bei der Wahl des Lehrſtoffes auf die
zum Theil zufälligen, zum Theil nothwendigen Verhältniſſe Rü>-
ficht zu nehmen, unter welchen die Menſ<gen weiter fortgebildet
werden können. Denn nicht nur macht das Geſchle<ht einen be-
deutenden Unterſchied, ſondern für den bei weitem größeren Theil
tritt auch die Nothwendigkeit ſehr früh ein, ſim einen beſtimmten
Beruf zu wählen, und es iſt für Manche beinahe ſhon durc< ihre
Geburt und ihre früheſte Lage entſchieden. Die größere Hälfte ſoll
mehr mit der Hand und dem Körper überhaupt, als mit dem Geiſt
für die Geſellſchaft und ſich ſelbſt thätig werden, oder doch ſelbſt
ihre geiſtigen Kräfte und Fertigkeiten mehr auf materielle Ge-
genſtände wenden. Die kleinere Zahl wird meiſt in der Jdeen-
welt leben, oder doch vorzüglich durch geiſtige Thätigkeiten für die
höheren Bedürfniſſe und Zwede der Geſellſchaft wirken. Dieſe dop-
pelte Hauptclaſſe ſondert ſic) wieder nac< der Verſchiedenheit des
Berufs und Geſchäfts, höchſt mannichfaltig in Lebensarten und