Full text: A - L (1)

Kinderwaärterinnen - 635 
K. 
Kinderwärterinnen. Ein gefeierter Arzt ſagt darüber: „Soll 
die Menſchheit anders und beſſer werden, ſo muß man auf die 
Erziehung der Menſchen in ihren erſten Lebensjahren ſein Haupt- 
augenmerk richten, denn in dieſen Jahren wird der Grund für das 
ganze Übrige Leben gelegt, und alles Gute und Schlechte, was der 
Erwachſene thut, verdankt er ſeiner erſten Jugend. Die Unmaſſe 
der verſchiedenſten Aberglauben und Glauben, die Unzahl der Un- 
arten und Laſter ſtammt aus der früheſten Kindheit; Nichts davon 
iſt angeboren, Alles anerzogen. 
Man trenne ſic) do<m ja endlig einmal von dem Gedanken, 
daß der Verſtand beim Kinde ſpäter ſc<hon no< kommt und mit 
dem Verſtande au; der Sinn für das Gute, die Tugend. Vom 
erſten AugenbliF>e des Lebens an beginnt ſchon mit Hülfe der Ein- 
drücke durc< die Sinne und das Gefühl innerhalb des Gehirns die 
EntwiFelung des Selbſtbewuüßtſeins, des Verſtandes, des Gemüthes 
und Willens, und ganz allmählig ſchreiten bei richtiger Uebung 
und Gewöhnung dieſe ſogen. geiſtigen Thätigkeiten und die damit 
innig verbundenen moraliſchen Eigenſchaften irer Vervollkommnung 
zu, während ſie bei falſcher Anregung in Folge unpaſſender Eindrücke 
zum Böſen ausarten. 
Das Hauptgeſez bei der geiſtigen und moraliſchen Erziehung 
des Menſc<en läßt ſim mit wenigen Worten ausdrü>en und lautet: 
man halte Alles vom Kinde ab, an was es ſich nicht 
gewöhnen ſoll, und wiederhole dagegen beharrlich 
das, was ihm zur andern Natur werden ſoll, Man be- 
denke dabei ſtets, daß das Kind zunächſt vorzugsweiſe dur< Na<h- 
ahmung lernt, ebenſo Schlechtes wie Gutes, und deshalb ſorge 
man für gute Vorbilder. Erziehen Aeltern von mehreren Kindern 
das erſte Kind nur re<i gut, dann wird dieſes den andern als 
gutes Vorbild dienen und den Aeltern das ſo ſchwierige Geſchäft 
der Erziehung ſehr erleichtern, | 
Was die körperlihe Behandlung des kleinen Kindes betrifft, 
ſo iſt vor Allem auf die richtige Ernährung durc< paſſende Nah- 
rungsmittel , auf ordentliches Athmen in guter (reiner, warmer) 
Luft und auf naturgemäße Pflege der Haut und Sinne zu achten. 
Nach dieſen wenigen, aber die Hauptregeln der Erziehung ent- 
haltenden Vorbemerkungen, wenden wir uns nun zu den Kinder- 
wärterinnen (Ammen , Muhmen und Kindermädchen). Sie ſind es 
leider, die in den meiſten Familien dem Kinde als Vorbilder und 
Erzieher dienen müſſen, denen das Kind ebenſo ſeine guten wie
	        
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