16 Aberglaube, Abgangszeugniß.
niſch aber, uns hiebei nach äußerlichen Merkzeihen richten und unſer Leben nach dem
Kalender, anſtatt nac< dem Wegweiſer des Ewigen reguliren. Das Bedürfniß ſpricht.
ſich in jenem Aberglauben aus, nichts Einzelnes im Erleben und Handeln gering zu
achten, Jedes, auch das Kleinſte, einer höheren Ordnung einzureihen, aber es befriedigt
ſich rein äußerlich und unfrei; denn ſo lebt nicht das Kind im Hauſe, welches von den
Augen des Baters ſich leiten läßt, ſondern der Unterknecht, der ſich einer von Ober-
knechten octroirten mechaniſchen Hausordnung unterwirft, daher auch keine. moraliſche
Kraft in ſolchen Vorſtellungen liegt, weder für das innere Leben, no<h für das äußere,
wie ſi aus dem oft ganz unſittlihen Wandel ſolcher abergläubiſchen Leute erklärt,
welche z. B. am Freitag reiſen für eine Sünde, aber alle Tage fluchen für keine hal-
ten. Es beweist mit für den tiefſittlichen Eruſt der moſaiſc<en Geſetzgebung, wie für
die Höhe religiöſer Vorſtellung und die Innigkeit des Verhältniſſes zu Gott, wenn dort
das Volk gewarnt wird: „daß nicht unter dir gefunden werde ein Weisſager , oder ein
Tagewähler, oder der auf Vogelgeſchrei ac<te, oder ein Zauberer, oder Beſchwörer,
oder Wahrſager, over Zeichendeuter, oder der die Todten frage; denn wer ſolc<hes thut,
der iſt dem Herrn ein Greuel; , ., . Du aber ſollſt ohne Wandel ſein mit vem
Herrn, Deinem Gott." (5. Moſ. 18, 10-13. vgl. 3. Moſ. 19, 31). Man
vergleiche dieſen mikrologiſchen Aeußerlichkeit8- und Kalenderdienſt mit derjenigen Ge-
ſinnung, welc<e den Wandel nach dem Vorſatz: „es ſei in mir kein Tropfen Blut, der
niht den Willen Gottes thut,“ richtet, um zu erkennen, daß dort die Ahnung eines .
Numen in Abgötterei ausſc<hlägt und daß ein „Aber“ vabei iſt, welches den Glauben
nicht nährt, ſondern daran zehrt.
Aus dem Bigsherigen geht ſchon hervor, wie dem Aberglauben zu begegnen ſei.
Worauf es vor Allem ankommt, iſt Befriedigung der tieferen Herzens= und Geiſtesbe-
dürfniſſe, Erleu<tung des Grundes der Seele , aus welchem die nächtlihen Dinge her-
vorbrehen , wenn nicht das Licht hinuntergedrungen iſt. Chriſtliche Erkenntniß und
kindliches Gottvertrauen pflanzen nimmt ver Wurzel des Aberglaubens die Nahrung
von innen ; Beſeitigung der Vorurtheile über Naturdinge, dur< Mittheilung ver-
ſtändiger Anſichten und überhaupt Gewöhnung zu richtigem Wahrnehmen und Urtheilen
die von außen; bei Knaben iſt außerdem Herzhaftigkeit und Muth zu üben und wider
Geſpenſterfurht auch die Ambition ins Feld zu führen. Spott wird nur gegenüber
von ganz aberwißigen Kundgebungen des Aberglaubens am Ort ſein, um Scham zu er-
zeugen und den Verſtand aus vem Schlaf zu we>en; dagegen um ſo größerer Ernſt
der ſittlichen Entrüſtung wider das Gottloſe, Liebloſe und Unmoraliſche im Aberglauben.
Ex profes80 ihn befämpfen iſt indicirt, wenn irgend etwas Auffallendes vorausging,
ſeine Verfehrtheit und Verderblichkeit bloß zu legen. Den Streit wider ihn mit Haaren
herbeiziehen bewirkt eher das Gegentheil, Auch foll man die Schwachen nicht verletzen
ohne Noth, bei welchen der Aberglauben oft nur ein Ueberkleid ves Glaubens iſt, das
mit ſc<neller Gewalt ausziehen Erkältung bewirkt. Ein Lehrer, welcher die Großmütter
im Orte wider ſi<h hat, wird die Kinder ſeiner Schule ſchwer für ſich haben. Ver-
ächtliche Behandlung der Abergläubiſchen ſheuc<ht ihren Irrthum ins Verborgene zurüc>
und macht ihn deſto zäher; Bekämpfung des Aberglaubens durc<h Waffen des Unglaubens
pflügt blos das Feld um, daß neues Unkraut ſtatt des alten ſprießt. Gleichwie die
Gledermäuſe um die angezündete Lampe flattern, aber vor der Sonne weichen, ſo weicht
der SpuF aus dem alten Heidenthum und aus den heidniſchen Regionen des Herzens
nicht dem ſelbſtgemachten Schein ver oberflächlichen Aufklärung, ſondern dem Gottes-
licht, das Glauben und Wandel - durchleuchtet und das belehrende Wort im Munde
des Erziehers bekräftigt. A. Hauber,
Abfragen ſ. Fragen und Antworten.
Abgang |f. Austritt.
Abgangsprüfung in Gymnaſien, Realſchulen, Volksſchulen ſ. unter Prüfung.
Abgangszeugniß f. Zeugniß.