Full text: A - Dinter (1)

260 Arndt. Arnold, 
vertreten , vorzugs8weiſe die Macht der Liebe, unter deren Walten es lebt und ſpielt 
und ſpielend Gott, ven Menſchen und das Leben kennen lernt. Do< ahnt es auch 
bereits in dem Ernſt des Vaters die Gewalt des Maßes und Geſetzes , die Macht der 
Nothwendigkeit, die dann im wilden Knabenalter Zucht zu üben und zu fleißi- 
gem Lernen anzuhalten hat, bis dann endlich im Jünglingsalter Liebe und Noth- 
wendigkeit zur Freiheit verſöhnt und damit die ſchöne menſchliche Bildung vollendet 
wird. Außer den „Fragmenten über Menſchenbildung“ dient auch) der „Entwurf der 
Erziehung und Unterweiſung eines Fürſten“ (Berlin, 1813) unmittelbar dem 
pädagogiſchen Zwe>. (EE8 ſind hier die Grundgedanken der früheren S<rift kurz zu- 
ſammengefaßt und auf Fürſtenerziehung angewandt nach dem Grundſatze: „Ein fürſt- 
liches Kind iſt ein Menſc< wie alle andern und ihnen allein darin ungleich, daß ſein 
Scidſal noh ernſter und gewaltiger iſt, als das, was über die niedrigeren Häupter 
hinwandelt. =- Die Geſetze müßen dieſelben bleiben für alle; nur vas Maß iſt ver- 
ſchieden. Man muß ein größeres Maß an den legen, der ſich künftig in den weiteſten 
Kreiſen bewegen ſoll.“ Größeren Einfluß, als durch dieſe eigentlich pädagogiſchen 
Schriften, hat A. durc< ſeine anderweite ſchriftſtelleriſme Thätigkeit auf die Jugend- 
erziehung geübt. Zunächſt ſind hier ſeine Märc<en zu nennen (Märchen und Jugend- 
erinnerungen von E. M. Arndt, 1. Theil, 2. Ausg. Berlin 1842), welche, ſoweit ſie 
nicht wirklihe Volksmärc<hen ſind, voH durch die volksmäßige Reinheit, Geſundheit und 
Tüchtigkeit ihres Tones wohl vor allen von einem Einzelnen erdichteten over umgedic- 
teten Märchen den Vorzug verdienen, zumal der prächtige „Klas Avenſtaken.“ Aud 
muß der vaterländiſchen Lieder Arndt's mit allen Ehren gedac<t werden. Mögen 
Körner's Gedichte zur Entzündung der kriegeriſchen Begeiſterung unmittelbarer gewirkt 
Haben, mögen die von Schenkendorf tiefere Gemüthsinnigkeit, wohl auch größeres 
poetiſches Verdienſt voraus haben, mag Rückert in den ſeinigen mehr Geiſtesblitze 
ſprühen laſſen, auch hie und da den Ton des eigentlichen Volksliedes beſſer treffen: 
nirgends iſt die Geſammtſtimmung jener großen Zeit ſo allſeitig, ſo geſund, ſo männlid) 
klax und kräftig ausgedrüct , als in den Liedern Arndt's, die darum auch vor allen 
volksthümlich geblieben und geeignet ſind, in der Jugend einen reinen und kräftigen 
vaterländiſ<hen Sinn zu weken und zu nähren. „Des Deutſchen Vaterland," „das Lied 
vom Feldmarſchall," „Vaterlandslied“ (Der Gott der Eiſen wachſen ließ u. ſ. w.), „Bun- 
Deslied“ (Sind wir vereint zur guten Stunde u. ſ. w.), „Der feſte Mann“ (Wer iſt 
ein Mann ? Wer beten kann u. ſ. w.) u. a. werden unvergeſſen bleiben; in einigen 
tritt die Abſicht, auf die Jugend zu wirken, deutlich hervor, ſo in „Der Knabe Robert,“ 
„Gebet bei der Wehrhaftma<hung eines deutſchen Jünglings ," „Antwort auf eines 
Königlichen Jünglings Frage,“ auch in einigen der ſchönen geiſtlihen Lieder. Und 
endlich ſind Arndt's „Erinnerungen aus dem äußeren Leben" (2. Aufl. Leipzig 1840) 
nicht zu vergeſſen, die trotz einiger ſtiliſtiſchen Unarten, wie denn von ähnlichen auch 
ver alternde Göthe nicht frei war, für Jung und Alt eine ebenſo angenehme, als lehr- 
reiche und förderliche Lectüre darbieten, für die Jugend um ſo mehr, als der Verfaſſer 
ſein eignes ſc<önes Jugendleben mit beſonderer Vorliebe und in's Einzelne gehender 
lebendiger Anſchaulichkeit geſchildert hat, In der Vorrede zu dieſem Werk ſtellt er ſich 
in Gedanken auf jenen breiten Stein, welcher im Mittelalter zu Stralſund in der 
Nachbarſchaft des Prangers auf vem Markte lag und von dem aus allerlei feierliche 
Verkündigungen vorgenommen wurden. Auf dieſen Stein alſo ſtellt ſich der Alte und 
ruft: „Hier ſteh ich, ein redlicher und verſtändiger Mann. Iſt einer, der 
meint, mich davon auf die Nachbarſtelle hinüberſtoßen zu können, der 
komme! I< lebe no<h, und will ihn beſtehen!“ -- Man wirv den alten Arndt 
nicht herunterſtoßen, auß nach dem Tode nicht. G. Baur. 
Arnold, Thomas, ver edle <hriſtlihe Shulmann und treffliche Rector ver Schule 
zu Rugby, iſt nicht nur ein heller Stern und anregender Mittelpunct in den pädago- 
giſchen Leiſtungen der engliſchen Schulen neuerer Zeit geweſen , ſondern ſteht auch für
	        
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