Full text: A - Dinter (1)

Aufnahme. Auffäte in höheren Anſtalten. 313 
Gewohnheitsſa<he wird , jede8mal wieder einen neuen Schwung geben, und die Bedeu- 
tung der Schule in ven Augen der Eltern, die ohnehin den erſten Eintritt eines Kindes in 
vie Schule ernſt und wichtig zu nehmen geneigt ſind, erhöhen. Freilich darf hier nichts 
gemachtes ſich einmiſchen; alles muß ſich gleichſam von ſelbſt machen und wenn es zu 
Herzen gehen ſoll, von Herzen kommen. - 
An höheren Lehranſtalten, in welche die Schüler aufgenommen werden, nachvem 
ſie meiſt zuvor ſhon eine andere Anſtalt beſucht haben, werden bei ver mit dem Be= 
ginne des neuen Schuljahrs zuſammentreffenden Aufnahme der neuen Schüler die Ge- 
ſeze und Statuten der Anſtalt in Gegenwart ſämmtlicher Zöglinge und Lehrer verleſen, 
womit ſich eine Anſprache des Vorſtandes auf natürliche Weiſe verbindet. Hirzel. 
Aufnahmebuch, ſ. S<hulacten. | 
Aufrichtigkeit, |. Wahrhaftigkeit. 
Aufrücken, |. Verſetzung. 
Anfſäte (deutſc<e) in höheren Anſtalten, Erſter Artikel, 1) Allge- 
meiner Zwe>derſelben, Um den Zwe und die Grenzen der deutſchen Auf= 
ſätze auf Schulen möglichſt genau zu beſtimmen, möge es geſtattet ſein, von einer all- 
gemeinen pädagogiſchen Bemerkung auszugehen. Aller Unterricht kann im Grunde nur 
die Beſtimmung haben, die Subſtanz des Geiſtes, welche die edelſten und gebildetſten 
Repräſentanten ver Menſchheit in ihren Werken niedergelegt haben, zu einem lebendigen 
Eigenthum der Jugend zu machen. Um dieſes aber zu ermöglichen, muß man die 
Schüler ſtets zu einem doppelten Verhalten veranlaſſen, nämlich auf der einen Seite 
zu einem Aufnehmen eines gegebenen werthvollen Inhalts und auf der anderen Seite 
zu einem Wiedergeben und Bearbeiten deſſelben nach geeigneten Geſichtspuncten. Jene 
Operation iſt vorwiegend Sache des Gedächtniſſes und des abſtrahirenven Verſtandes, 
dieſe dagegen ein Werk des praktiſchen Urtheil8 und der Darſtellungsgabe. Jeder gute 
Unterricht hat dieſe Doppelſeite an ſich. Der grammatiſche Unterricht in der lateini- 
ſchen Sprache iſt nur dann lebendig und wirklich bildend, wenn dem Schüler nicht bloß 
die grammatiſchen Geſeße an lateiniſchen Beiſpielen zum Bewußtſein gebracht werden, 
ſondern wenn er auch gewöhnt wird, dieſe Geſetze an deutſchen Beiſpielen, die er ins 
Lateiniſ<e zu überſetzen hat, praktiſQ; anzuwenden. Erſt dann, wenn ihm die zulebt 
erwähnte Operation gelingt, hat der S<üler die Regel nicht bloß ins Gedächtnis auf- 
genommen, ſondern wahrhaft begriffen, ſowie es überhaupt kein vorzüglic<heres Mittel 
giebt, etwas allgemeines zu einem recht lebendigen Eigenthum des Geiſtes zu machen, 
als die Anwendung deſſelben auf die verſchiedenartigſten einzelnen Fälle. Der mathe- 
matiſche Unterri<t bleibt um deswillen vielfac< ſo todt, weil der praktiſche Theil der 
Aneignung nicht hinlänglich berüdſichtigt wird ; denn es genügt auch hier keine8wegs, 
daß der Schüler die Lehrſätze kennt und beweiſen kann, ſondern ſie werden erſt dann 
recht lebendig in ihm, wenn er ſie vurch Löſung von angemeſſenen Aufgaben auf die 
verſchiedenartigſten einzelnen Fälle anwendet. Die ſelbſtändige Auflöſung einer jeden 
ſolchen Aufgabe macht ven Sat klarer, concreter , reichhaltiger, auch für den Schüler 
intereſſanter. So verhält ſichs mit aller Bildung; ſie iſt ſtets ein Wiſſen und ein 
Können zugleich und das Wiſſen iſt erſt dann ein lebendiges, wenn es ſich durch eine 
vielſeitige praktiſche Thätigkeit vermittelt hat, ſowie andererſeits das Können erſt da- 
durc; ein geiſtiges wird und ſich von dem gemeinen Handwerk unterſcheidet, wenn es 
auf einem gründlichen Wiſſen beruht. Was nun von jedem Theil der Bildung gilt, 
das gilt eben ſo ſehr auch von der allgemeinen Bildung auf allen ihren Entwilungs- 
ſtufen. Sie gewinnt nicht bloß durc< die theoretiſchen Studien , wel<he namentlich in 
unſeren höheren Schulen dafür angeordnet ſind, eine lebendige Exiſtenz, ſondern noch 
mehr vadurch, daß ſie ſich bethätigt , indem ſie zur Verarbeitung gegebener Stoffe ver= 
wendet wird. Und dieſe praktiſche Bethätigung der allgemeinen Bilvung wird auf den 
Schulen vorzugsweiſe durch die deutſchen Aufſätze bewirkt, wenn für dieſelben zwec= 
mäßige Themata geſtellt werden. Ich verſtehe aber unter allgemeiner Bildung nichts
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.