354 Aufſätze. Auguftinus.
verlangt, in Anſpruch genommen werden muß, lehrt eine umſichtige Didaktik von ſelbſt
(vgl. d. Artikel „Aufgaben“). Eiſenlohr.
Auſſäte , lateiniſche, ſ. Lateiniſche Sprache.
Aufſicht, |“ Beaufſichtigung.
-“ == Shulaufſic<ht, | Sc<ulregiment.
Auſſteigen, ſ|- Verſetzung.
Augenmaß , |- Sinnenübungen,.
Anguyſtinus (Aurelius), der größte Kirhenvater des Abendlandes, geb: zu Tagaſtä
in Nordafrika 353, + als Biſchof von Hippo 429. Des Mannes hohe Bedeutung, die
ihm ſowohl als vem Begründer der erſt wieder im Proteſtanti8mus zu voller Anerkennung
gelangten und fixirten, e<ht evangeliſchen Lehre von Sünde und Gnade, wie andererſeits
als einem Hauptträger ver Idee einer einheitlich organiſirten, mit höchſter Auctorität
ausgeſtatteten katholiſchen Kirche gebührt (weshalb er nach ver einen Seite eben jo ſehr
der Patron Luthers und der evangeliſchen Kirc<e, wie nach ver andern der Patron des
Katholicismus , ein ſpecifiſch katholiſcher Heiliger iſt) =- haben wir hier nicht näher zu
erörtern ; für Nichttheologen dient zu dieſem Zwe>e Neanders Scdilverung im 11.
Bande ſeiner „Denkwürdigkeiten“; Böhringer, Kirc<hengeſchi<hte in Biographien 1. 3.
S. 99--774 ; Hagenba<hs Vorleſungen über die Geſchichte ver alten Kir<he uv. a. m.
Was unſerem Kir<henvater die Ehre einbrachte, auch von den Pädagogen beachtet, d,. h.
vornehmlich geſ<hmäht zu werden =- ſeine Lehre von der Erbſünde als einem von
Adams Fall ſich herdatirenden, dur<8 ganze Geſchlecht ſich forterbenden, in dem Ge-
lüſte fich kundgebenden ſittlihen Verderben =: dies laſſen wir als Lehre mit ihren
pädagogiſhen Conſequenzen hier ebenfalls noc< bei Seite, da vem Dogma von der
Erbſünde nah ſeiner pädagogiſ<en Wahrheit und Bedeutung ein eigener Artikel ge=
widmet und dabei auf die auguſtiniſche Geſtaltung dieſer Lehre Rückſicht genommen
werden wird. Gegenwärtige Zeilen dagegen haben nur ven Zwe, namhaft zu machen,
was ſich in Auguſtins perſönlicher Lebensentwiklung theils in allgemein pädagogiſcher
Hinſicht , theils in Bezug auf die Geſchihte ver alt<riſtlihen Erziehung und Sul-
bildung Bemerkenswerthes darbietet, und was uns, als Zug im Leben eines Mannes
von ſolcher Größe, um ſo werthvoller iſt, weil wir uns ein hiſtoriſc<es Bild von der
Pädagogik der alt<riſtlihen Jahrhunderte faſt nur aus ſolhen Zügen conſtruiren können.
Zunächſt iſt es das Bild ſeiner vortrefflichen Mutter Monica, was den <rift-
lihen Pädagogen in hohem Grade intereſſiren muß: wie ſie ihren noch heidniſchen,
aufbrauſenden Gatten Patricius vur<h unendliche Liebe und Sanftmuth für das Chriſten=-
thum zu gewinnen weiß ; -- wie ſie in ihres Sohnes früheſte Kindheit mit inbrünſtiger
und doH immer zarter Frömmigkeit die Saatkörner <riſtlihen Lebens ausſtreut, die
auh unter jahrelanger Verſchüttung dennoch nie erſtarben und ſpäter ſo reichliche
Frucht trugen ; -- wie ſie Jahrzehente hindurch Kummer über Kummer um des Sohnes
willen zu tragen hat, da er, feurig von Natur, von raſc< auflodernder Sinnlichkeit,
unruhig und unternehmend, auf ſchlimme Abwege geräth, geſtachelt vornehmlich von zwei
Leidenſchaften, Ehrgeiz und Fleiſchesluſt, und ihm ſelbſt das Suchen nach Wahrheit zur
Verſuchung wird, indem er in der Manichäer Hände fällt ; =- wie ſie aber nie abläßt,
für ihn zu beten und zu hoffen, denn „der Sohn ſo vieler Thränen kann ja nicht ver-
loren gehen" (dies ſagte ihr nach Conf, IIT, 12. „ein gewiſſer Biſchof", der Tradition
nach Ambroſius, was aber <ronologiſ< nicht denkbar iſt, nach wahrſcheinlicher An“
nahme der Biſchof von Tagaſtä) ; =- wie ſie ihn, in vie Heimat zurückgekehrt, mit
einer Geliebten und einem Sohne (Adeodatus), wieder aufnimmt, ſich ſelbſt aud) einer
Schuld anklagend, weil ſie ſich ſeiner Schulbildung unter heidniſchen Lehrern nicht
widerſelt ; =- wie ſie ihn als gefeierten Redner und Lehrer der Beredtſamkeit abermals
von ſich laſſen muß, da er nach Karthago und Rom und, weil er nirgends Frie-
den findet, na<g Mailand geht, wo ihn der heilige Ambroſius ſowohl dur< ſeine
Reduergabe als durch die Macht ſeiner ganzen Perſönlichkeit dergeſtalt feſſelt, daß e*