Full text: A - Dinter (1)

574 Berufswahl... - Beſchäftigung. 
Wählenden zu ſein. Neigung und intellectuelle, wie ſittlihe Begabung, die äußern 
Verhältniſſe der Familie in Vermögen, Rang und Beziehungen, die ſpeciellen Anfor= 
derungen und die Stellung des in Frage kommenden Berufes unter den betreffenden 
Zeitverhältniſſen , die ſich bietenden günſtigen Gelegenheiten oder erſchwerenden Hinder- 
niſſe, -- alles muß ſorglich erwogen, der Entſchluß aber jedenfalls nicht zu früh 
gefaßt werden, damit nicht die Hauptgrundlage der Entſcheidung, die Erkenntnis der 
Neigung und Begabung, für vie Berathenden und den Berathenen fehl. = | 
Paldamus. 
Berufungsurkunde , ſ. Beſezungsre<t, Anſtellung. 
Beſchäftigung. Der Begriff der Beſchäftigung im pädagogiſchen Sinne wird 
ſich am einfachſten ergeben, wenn wir ſie in der mittleren Stellung betrachten, welche 
ſie offenbar zwiſchen Spiel und Arbeit einnimmt. Arbeit bezeichnet eine auf einen 
beſtimmten Zwe> gerichtete mit Anſtrengung verbundene Thätigkeit. Spiel dagegen 
iſt „das, was man zu vergnüglicher Zeitverkürzung treibt," ein äußerer Zwe>k iſt dabei 
nicht vorhanden, ſondern das Spiel iſt ganz in ſich ſelbſt befriedigt, und auch mit An- 
ſtrengung iſt es nicht verbunden, wenigſtens darf die dabei vorkommende Anſtrengung 
nicht als jol<e empfunden werden, wenn das Spiel nicht aufhören ſoll , Spiel zu ſein. 
Die Beſ<häftigung hat mit der Arbeit gemein, daß auch ſie auf einen Zwe ge- 
richtet iſt; dagegen nähert ſie ſich dadurch dem Spiel, daß auch ſie den Begriff eigent- 
licher Anſtrengung ausſchließt, und daß ſie niht dur<h einen beſondern Zwe , nament- 
lich nic<t durch einen beſtimmten Berufszwed> gefordert iſt, ſondern als eine nüßliche 
Thätigkeit überhaupt ihr Ziel nur in ver Uebung der menſchlichen Kräfte , oder in der 
nüßzlichen Bearbeitung beliebiger Dinge der Außenwelt findet. Darum kann das Spiel 
zur Beſchäftigung werden, wenn es zu einem äußern Zwe> unternommen wird. Wenn 
z- B. der Erzieher dem Kinde, um es von Unarten abzuhalten, ein Spiel aufgiebt, 
ſo giebt er ihm damit zunächſt eine Beſchäftigung, die erſt, wenn des Kindes unbefangene 
Luſt daran erwacht, zum eigentlichen Spiele wird. Andererſeits kann eine Arbeit, 3. B. 
Gärtnerarbeit , Drechslerarbeit , Buchbinderarbeit u. f. w. zur bloßen Beſchäftigung 
werden, ſobald ſie nämlich aufhört, eine anſtrengende, eigentliche Berufsthätigkeit zu 
ſein. Die Zeit nun, welche die eigentlihe Arbeit und die Ruhe von ihr übrig läßt, 
mit Beſchäftigung auszufüllen, iſt ein Vorrecht und gehört zur Würde des Menſchen. 
Das göttliche Cbenbild, worauf dieſe Würde beruht, fordert, daß der Menſ< ſeinen 
Leib vem Geſetze des Geiſtes dienſtbar macht und au< den Dingen der Außenwelt das 
Gepräge ſeines Geiſtes aufdrückt : die Beſchäftigung zeigt, daß er auch außerhalb ſeiner 
eigentlichen Berufsthätigkeit dieſer hohen Beſtimmung ſich erinnert, und nur auf den 
Menſchen kann der Ausdru> Beſchäftigung angewandt werden. Von der größten Wich- 
tigkeit iſt es nun aber, daß in dem Kinde frühe ſchon das Bewußtſein gewe>t werde, 
wie träge Ruhe und weichliher Genuß dem Menſ<hen nicht wohl anſtehe, wie er viel- 
mehr beſtimmt ſei, thätig zu ſein und etwas zu leiſten. Schon das darf darum der 
Erzieher nicht vulden, daß der Zögling die Erholung von der Arbeit in abſoluter Ruhe 
ſuche, ſtatt in Abwec<hslung der Thätigkeit. Das träge, blöde, no< ungeſchi>te Kind 
muß er ſelbſt zum Spiele anhalten unv ſpielen lehren, bis es das Spiel aus freier 
Neigung ergreift und aus eigener Kraft fortſebt, er muß dafür ſorgen, daß es wenig- 
ſtens im Spiele eine Beſchäftigung findet (ſ. o.), wozu dann vor allem nöthig iſt, daß 
das Kinv dur<; die Art des Spiels au<g wirklih beſchäftigt wird. Das Spielzeug 
muß ihm nicht ſo fertig dargeboten werden, daß es dasſelbe nur beſitzen, müßig be- 
wundern und endlich zerſtören kann, ſondern ſeine Thätigkeit muß dadurc< angeregt, 
ſeine Kraft geübt werden. „Daher,“ ſagt I. Paul (Levana, 1, 8. 50), „komme kein 
Spielzeug, ſhon durc< Anſchauen vollendet, an, ſondern jedes tauge zu einem Arbeits- 
zeuge. Z. B. wenn ein fertiges (kleines) Bergwerk nach wenigen Stunden vor den 
Augen des Kindes befahren iſt und jede Erzgrube erſchöpft ; ſo wird es hingegen dur 
einen Baukaſten (eine Sammlung von loſen Häuſer<hen, Bögen, Bäum<hen) im ewigen
	        
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