Full text: A - Dinter (1)

794 Claſſenlehrſyſtemn. - | EClaſſetttheilung. 
daß man nie umhin können wird, diejenigen Nachtheile mit in Kauf zu nehmen, welche 
- gegenwärtig -zwar- wohl deutlich erkannt, aber auch von der weiſeſten Sculverwaltung 
no< nicht ganz überwunden ſind. Es bleibt nämlich immerdar ſehr ſchäzenswerth, 
wenn diejenigen Seiten ver Fähigkeiten, in welchen ein Lehrer am ausgezeichnetſten iſt, 
wenn er als Fachlehrer verwendet wird, für eine größere Zahl Schüler Nutzen bringend 
werden, als wenn er auf eine einzelne Claſſenſtufe als Claſſenlehrer beſchränkt und 
verurtheilt wird, manches zu lehren, worin er nicht ſicher iſt. Es liegt ein großer 
Antrieb für ihn darin, daß er ſich in der Lage ſieht, ſich in ſeinem Fache auszuzeichnen 
und auf mehreren Stufen daſſelbe in ſeinem bildenden Einfluß zeigen zu können, und 
dies kann nicht ohne große Bedeutung für den Schüler bleiben. Iſt dies nun bei einem 
jeden Lehrer rücſichtlich ſeines Faches ver Fall, ſo erſcheint der Schüler auf das wirk 
ſamſte beim Fachlehrerſyſtem in Thätigkeit verſezt. Es kann bei ſolcher Lage des 
Schülers an hervortretenden Fortſchritten in den einzelnen Fächern nicht fehlen ; ſeine 
Bildung wird aber gleichwohl keine allgemeine ſein. 
Iſt der Fachlehrer auf den verſchiedenen Schulſtufen in ſeinem Face fortgeſeßt 
thätig, ſo kann er die gehörige Fortentwi>lung des Schülers in ſeinem Fache über- 
blifen und pflegen; die Schüler aher , ſofern ſie den früheren Lehrer behalten, treten 
mit ihrem Uebergange in die nene Claſſe nicht in eine fremde Welt, in welcher ſie mit 
fremden Perſönlichkeiten ſich einzurichten haben. 
Im Fachlehrerſyſtem wird immer müßen alles Ernſtes darauf hingearbeitet werden, 
daß die Harmonie in der Bildung des Einzelnen, welche ernſtlich gefährdet erſcheint, 
geſichert verbleibe und daß der Schüler jedenfalls in ein Verhältnis zu einer beſtimmten 
einzigen Perſönlichkeit gelange, von welcher er die Ueberzeugung gewinnen kann, daß 
ſie ihn kenne, würdige und ein begründetes allſeitiges Urtheil über ihn abzugeben im 
Stande ſei. | 
Beide Syſteme, vas Claſſenlehrerſyſtem ſowie das Fachlehrerſyſtem, behalten hiernach 
für gewiſſe Unterrichtsſtufen ihre bedenklichen Seiten, venen wirkliche Mängel zu Grunde 
- liegen. Die Conferenzen der lehrenden Perſönlichkeiten werden denſelben in vielen Fällen 
abzuhelfen im Stande ſein; die Behörden aber werden durch richtige Zuſammenſetzung 
ver Lehrercollegien nach Geſchiflichkeit und Geſinnung ver Lehrer ſchon von vornherein 
das Meiſte dazu beitragen können, daß die angedeuteten Uebelſtände wenn nicht ganz 
vermieden, ſo doch vermindert werden. (Vergl. auch den Art. Parallelſyſtem.) 
W. Thilo. 
Claſſenbuch, ſ. Shultagebuc. 
Claſſenprüfungen , ſ. Shulprüfungen. 
Claſſenſchulen , Abtheilungsunterricht, ſ. Halbtagsſ<ule. 
Claſſentheilung. Von Claſſentheilung kann in doppeltem Sinne die Rede ſein, 
ſofern darunter entweder die Trennung ver Schüler in ſelbſtändige Claſſen oder die 
Abtheilung der gleichzeitig zu unterrihtenden Scüler verſtanden wird. Für beide Fälle 
ſind, ſo verſchieden je nah den localen Verhältniſſen die Claſſentheilung ſich geſtalten 
mag , bei der großen Bedeutung, vie eine zwe>mäßige Claſſification für vas Schulge- 
ſchäft hat, gewiſſe Grundſätze aufzuſtellen, nac) denen die Eintheilung zu machen iſt. 
I. Von den Geſichtspuncten, die bei der Eintheilung in ſelbſtändige Claſſen zur 
Sprache kommen, ſind als äußere die Zahl, das Geſchleht und das Alter der Kinder 
zu nennen, da die Vertheilung naß Ständen Sache der Sc<ulorganiſation im allge- 
meinen iſt, als innere die Stufe der geiſtigen Ausbildung und das Verhältnis ver Kin- 
der zum Lehrer. 1. Da die Zahl der Schüler, die ein Lehrer mit Erfolg zu unterrich- 
ten vermag, an eine beſtimmte Grenze gebunden iſt, ſo muß vor Allem feſtgeſtellt wer- 
den, wie viele Schüler in einer Claſſe vereinigt ſein dürfen. Nun liegt es zwar im 
Intereſſe der Shule, die von einem Lehrer zu unterrihtende Schülerzahl möglichſt niedrig 
zu beſtimmen, ſofern ſie nur überhaupt den Begriff einer Schule darzuſtellen geeignet 
iſt, auf der andern Seite gebietet aber die Rückſicht auf die Gemeinden, die Forderun-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.