Clavierſpiel. u Comenius. '821
"die Begabung eine eminente iſt: vann aber ſoll er die Compoſition lernen, um ſeine
"Ideen nicht im Momente verdampfen zu laſſen, ſondern ſie in: Regel und Form zu
faſſen. Hierüber, d. h. über das künſtleriſche Schaffen , ſoweit daſſelbe no< die Erzie-
hung angeht, ſiehe d. Art. Muſik. | |
- 114. Eigene Uebungen zum Behufe des Vomblatteſpielens ſpeciell vorzunehmen,
iſt überflüſſig; hat der Schüler den Grad der Fertigkeit erlangt, daß ſeine Kräfte be-
reits über Muſikſtüke von mäßiger Schwierigkeit hinausreichen, dann wird er ohne be-
fondern Befehl alle Sachen dieſer Art vom Blatte ſpielen: die beſte Uebung hierin iſt
das Zuſammenſpiel entweder zu 4 Händen oder mit andern Inſtrumenten. Fehlt es
aber no< an der Fertigkeit, ſo ſind eigne prima-vista-Uebungen eher eine Verführung
zu unſolivem Spiel und eitler Meinung. Es giebt zu jener Kunſt keinen andern
Weg als den der allgemeinen muſikaliſchen Bildung, die nicht bloß die Finger fertig
gebrauchen, auch nicht bloß die Notenſyſteme blitſchnell überſchauen, ſondern durch eine
Art Divination den Gang der Gedanken des Componiſten einigermaßen voraus ahnen
. lehrt. Palmer.
Collaborator, ſ. Lehrer, Arten von Lehrer.
Collaturrecht, f. Beſetzungsre<t.
Golläges, ſ. franzöſiſches, belgiſches Unterrichtsweſen.
Collegialität, |f Lehrercollegium.
Comenius (Johann Amos) wurde am 28. März 1592 zu Comnia (ſo gewöhn-
lic, 3. B. bei v. Raumer; bei Cranz, Zipſer u. a.: Komna, die böhmiſche Form iſt
Komne), in der Nähe von Ungariſch Brod im ſüdöſtlichen Mähren (359 30 L. 490 B.)
geboren. Von ſeinem Geburtsorte erhielt er ven Namen Komensky, lat. Comenius,
und es wurde durch dieſen Beinamen ſein eigentlicher Name ſo völlig verdrängt, daß
ſelbſt ſein Enkel D. E. Jablonsky (ebenfalls nach ſeinem Geburtsorte Jablonne in
Böhmen ſo benannt, ſein eigentliher Name war Gigulus) ihn niht mehr angeben konnte,
obwohl er ihn in ſeiner Kindheit noc< gehört hatte. C.!s Vater war ein Müller und
gehörte zu den böhmiſchen Brüdern, welche in jener Gegend von Mähren ihren Hauptſitz
hatten. In Folge des frühen Todes ſeiner Eltern wurde C.'8 Erziehung vernachläſſigt,
und erſt im 16. Lebensjahre kam er in eine lateiniſche Schule. Im Jahre 1612 bezog
er, um zum Prieſterſtande ſich vorzubereiten, die 1584 gegründete, 1654 zu einer Univer-
ſität erhobene Gelehrtenſchule zu Herborn in Naſſau, wo der um neye Methoden und
encyklopädiſche Zuſammenfaſſung und Syſtematiſirung des geſammten menſchlihen Wiſ-
ſens vorzugsweiſe bemühte und zugleich <iliaſtiſchen Erwartungen ergebene Joh. Heinr.
Alſtedt (geb. 1588, geſt. 1638 als Profeſſor zu Weiſſenburg in Siebenbürgen, vgl. über
ihn Bayle u. d. W. u. Morhof, Polyhist. Il, 7) auf C's Richtung offenbar einen
bedeutenden und nachhaltigen Einfluß übte. Nach einem längeren, durch eine Reiſe
nah den Niederlanden unterbrochenen Aufenthalt auf der Univerſität Heidelberg kehrte
er 1614 in ſein Vaterland zurü>. Da er das kanoniſche Alter noch nicht hatte, ſo
Übernahm er zunächſt die Leitung der Brüderſchule zu Prerau (ſüdöſtlich von Olmüß)»
1616 wurde er ordinirt und kam 1618 als Prediger na< Fulnek in Mähren (ſüdlich
von Troppau), wo er zugleich die Direction der Sule übernahm. Bald brach die
Zeit ſchwerer Prüfungen für ihn herein. Nach ver unglüklihen Schla<ht auf dem
weißen Berge (8. Nov. 1620) wurde Fulnek 1621 von den Spaniern geplündert und C.
faſt ſeiner ganzen Habe, namentlich ſeiner Bibliothek und ſeiner Manuſcripte , beraubt.
Als im Jahre 1624 alle proteſtantiſchen Prediger aus den öſterreichiſ<en Lanven ver=
wieſen wurden, verlor C. natürlich ſein Amt, do< gelang es ihm, ähnlich wie anderen
Leidensgenoſſen, noch eine Zeit lang zuerſt auf den Beſitzungen des Herrn von Zerotin
in Mähren, dann auf denen des Herrn Georg Sadovsky von Slaupna im böhmiſchen
Rieſengebirge in Verborgenheit zu leben und zu wirken, beſchäftigt mit der Erziehung
der Söhne ſeines Gönners und mit Schriftſtellerei, auch beſuchte er von da aus feine
verlaßne Gemeine und unternahm 1626 zu ihren Gunſten eine Deputation nac< Polen.