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Inhalt8angabe kann an Stelle der Überſeßung
treien,
V. Methodik bei Überſeßungen in die
Fremdſprache. Von der unterſten Stufe an muß
der Schüler lernen, einen u. denſelben Gedanken
in der Mutterſprache u. in der Fremdſprache aus-
udrücfen, Das kann anfang3 nur an ganz ein-
fachen Aufn geſchehen, die der Lehrer gibt, ſrei
od. im Anſchluß an das Übung8buch, Es empfiehlt
d), um die ungeteilte Auſmerkjamkeit u. Mitarbeit
er ganzen Klaſſe herbeizuführen, daß der Lehrer
== wenigſtens in den untern Klaſſen --- das
DÜbungäöbuch ſchließen läßt u. den Saß lieſt od.
ſrei vorſagt. Schwierigkeiten, neue Vokabeln regen
die Aufnerlſamfeit an u. werden möglichſt unter
Mitwirken der Schüler erledigt. Alle überſehen
dann ſtill ſür ſich. Einer gibt ſeine Überſeßung,
die darauf verbeſjert wird. Taſel, Chorſprechen,
ſchriſtliche Wiedergabe im Heſt ſofort od. als
ausarbeit, Umgeſtalten in deutſcher u. ſremder
prache, alle Mittel der Arbeit müſſen der Ver»
arbeitung u, Aneignung des ſprachlichen Stoſſfe3
dienſtbar gemacht werden. Man vergeſſe nicht, daß
der Wechſel e«gößt. Allmählich werden die Sähe
größer, ſchwerer, die Stücke länger ; aber auc die
Kraft wächſt. Den Text für die ſchriftlichen Klaſſen-
M fugen ſoll der Lehrer ſelbſt entwerſen, aber
nicht jo, daß er nur Wiederkäuen des bereit3
Singeübten od. mindeſten3 Breitgetretenen ver»
langt, ſondern eine zwar einfache, aber ſelbſtändige
Leiſtung erhält, erſt recht jedoch) nicht ſo, daß der
Schüler bei Schritt u. Tritt Geſahr läuft zu ſtol»
pern od. in „Fußangeln“ zu geraten. Das Ü.
ſoll in erſter Linie „Nbungz3arbeit“ ſein (ſ. Ex-
temporale). Werden die Schüler gründlich geübt,
dann ſcheuen ſie auch vicht „Probearbeiten“.
Literatur. Letzcpläne von Preußen u. Würk-
femberg ; I. Nothjuchs8, Bekenntniſſe aus d. Arbeit
d. erziehend. Unterr. (1892) ; derſ., Beiträge z. Me-
thodif des Unterr. an höh. Schulen (*1909); P.
Cauer, Die Kunſt des |. (*1914); K. Neinhardt,
Die ſchriftl. Arbeit. i. d. preuß. höh. Lehranſtalten
(21912). [S. P. Widmann.]
„Überſichtlichkeit |. Klarheit de3 Unter-
richts.
Überſichtötafeln |. Synoptiſche Tabellen.
Überwachung |. Beauſſichtigung , Vor»
beungung, Wachſamkeit des Lehrers.
Überwindung |. Selbſtbeherrſchung,
Selbſtverleugnung.
Überzeugung, 1. Weſen. Hat jemand eine
Tatſache einwandfrei feſtgeſtellt od. eine klare
Löſung einer Frage gewonnen, ſo hat er ein Wiſ-
ſen, eine 1. im weitern Sinne erworben, Sie iſt
unmittelbar, wo ſie au] eigner Einſicht, dagegen
mittelbar, wo ſie auf glaubwürdiger ſremder Ge»
währ beruht. In beiden Fällen iſt die Erkenntnis
ſelbſtändig erworben ; der Berſtand hat ſich durch
eigne Prüſung de3 Tatkeſtande3 od. durch Prü-
ſung der vermittelnden Quelle „überzeugt“. Die
ND. iſt Gewißheit u. unterſcheidet ſich als ſolche
Überſichtlichkeit -- Überzeugung.
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von der bloßen Meinung, --- Handelt e8 ſich um
eine Frage des ſittlichen od, religiöſen Lebens, ſo
kann dieſe Gewißheit bloß theoretiſches Wiſſen,
D. im weitern Sinne, bleiben. Sie kann aber auch
zum perſönlichen Leben in Beziehung treten, u.
das iſt natürlich da8 Erſtreben8werte. Denn in
dieſem Falle hat nicht nur der Verſtand eine klare
Einſicht gewonnen, ſondern auch der Wille hat die
betreſſende Wahrheit ergriffen, das Gemüt iſt mit
ihr verwachſen : jie iſt in den innern Beſtand der
Perſönlichkeit eingegangen. Damit hat ſie einen
neuen Charakter erhalten u. iſt Ü. im engern Sinne
geworden, Als ſolc<he unterſcheidet ſie ſich nicht
nur als Gewißheit von der bloßen Meinung, ſon»
dern auch als praktiſche Gewißheit von der bloß
theoretiſchen.
Der Übergang einer Erkennini3 aus dem
Zuſtande der bloß theoretiſchen in den der prak-
tiſchen 1. kann ein langſame3 Verwachſen ſein ;
er kann aber auch raſch vor ſich gehen. Oſt ver=
dichten ſich inſolge eines geringfügigen Anlaſſe8
innere, vielleicht lange vorbereitete Dispoſitionen
(Bedürfniſſe, Leiden, Erfahrungen uſw.) plößlich
zu einer Ü. im engern Sinne. Den eigentümlichen,
einer logiſchen Analyſe unzugänglichen Charakter
dieſe3 Vorganges drüct die oft angewandte u.
auch viel mißbranchte Bezeichnung „Erlebnis“
ans.
Auſ der Eigenart der (1. im engern Sinne beruht
auch ihr Verhalten gegenüber widerſprechen»
den Anſchauungen. Cine bloße Meitzung iſt etwas
Vorläufiges u. ſtet3 bereit, beſſer begründeten Ur-
teilen zu weichen. Ein wirkliches theoretiſche3 Wiſs»
jen, Ü. im weitern Sinne, iſt etwas Endgültiges u.
weicht einer ſremden Anſchauung nicht ; jedoch nur,
weil logiſch widerſprechende Urteile eben nicht zu-
gleich wahr ſein können. Iſt eines richtig, dann
muß da3 andre ſalj ſein. (Nebenbei bemerkt iſt
dieſe 11. im weitern Sinne viel ſeltener vorhanden,
als man glaubt, u. kann zuweilen aud) in ſtarren
Vorurteilen beſtehen, die nach einem treſſenden
Worte F. Paulſen3 ſelbſt dur< die zwingendſten
Gründe nicht zu beſeitigen ſind ; das zeigt ſich ganz
beſonders deutlich bei konſeſſionellen Fragen.) Da3
perſönliche innere Leben iſt an einer Ü. im weitern
Sinne (3. B. einem mathematiſchen Saß od. einer
geographiſchen Tatſache) nicht beteiligt. Die 1.
im engern Sinne hingegen wird ſich einer wider=
ſprechenden Löſung der betreſſenden ſittlichen od.
religiöſen Fragen nicht bloß logiſch, ſondern auch
mit dem ganzen ſeeliſchen Sein widerſehen. Denn
in ihr iſt nicht nur eine theoretiſche Frage gelöſt;
vielmehr hat in ihr die ſittliche Ucieilskraſt (ſ. d.)
einen Maßſtab, der Wille eine Grundlage für ſein
Handeln, das Verlangen nach Sinn u. Wert de3
eignen Leben3 ſeine Erfüllung, der Drang de3
Gemüts nach Nuhe u, Sammlung Verwirklichung
geſunden. Die Ü. im engern Sinne iſt alſo eine
Tat de3 ganzen Menſchen, in der er einen be-
ſtimmten Grundſatz zur Grundlage ſeines geſamten
Leben3 macht. Eine ander3artige Ü. ſtellt aber die