Full text: Anzeiger für die neueste pädagogische Literatur - 33.1904 (33)

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praktiſchen Gruppierung der Leſeſtücke und dem jorgfältig dur<gearbeiteten 
und mit einer guten Ausſprahebezeihnung verſehenen Wörterbuche machen 
das vorliegende Leſebuch zu einem empfehlen3werten Hilfsmittel für den 
engliſhen Sprachunterricht. Dr. H. 
Deutſche Sprache. 
Heydtmann, Joh., und Clausnitzer, Ed., Deutſches Leſe- 
buch für Lehrerſeminare. Für evangeliſche Anſtalten. 
II. Teil: Proſa aus Religion, Wiſſenſchaft und Kunſt; Reden, 
Briefe, Erlaſſe. 
Waſchow, Jul., Ausgabe für katholiſche und paritätiſche 
Anſtalten uſw. 416 S. 4M. 80 Pf. 
Dieſelben, Deutſ<es Leſebuch für Präparandenanſtal- 
ten. (AuSgabe für katholiſche und paritätiſche An- 
ſtalten von Waſc<ow.) 1. Teil: Poeſie und Proſa für die 
3. Klaſſe. 238 S. 2 Mk. 60 Pf. Il. Teil: Poeſie für die 2. und 
1. Klaſſe. 176 S. 2M. 20 Pf. I11. Teil: Proſa für die 2. und 
1. Klaſſe. 470 S. 4M. 40 Pf. Leipzig 1903. B.G. Teubner. 
Der 11, Teil des Seminar-Leſebuche3 ijt eine wahre Fundgrube des 
Wiſſens für die Seminarijten. Die erlauchteſten Kapazitäten auf den ver- 
ſchiedenſten Gebieten deutſcher Wiſſenſ<haſt und Literatur haben aus ihren 
Werken Abſchnitte beigeſteuert. Wir finden da die Namen eines HarnaE, 
Max Müller, Hertling, Hefele, Preyer, Pauljen, Wundt, Erich Schmidt, 
Hettner, Bücher, IJ. Grimm, W. v. Humboldt, Sybel, Jak. Bur>hardt, 
Mommſen, Weinhold, K. Lamprecht, Ranke, Treitſ<ke, A. Wagner, Schmoller, 
Nitter, Richthofen, Meißen, Ratzel, A. von Humboldt, du Boi3: Reymond, 
Helmholtz, Virchow, Curtius, Gurlitt, Nich. Wagner, H. v. Bülow uſw. uſw. 
Sind die ausgewählten Abſ<nitte auch nur Koſtproben aus den betreffenden 
Werken, ſo ſind ſie doH dazu angetan, da ſie meiſt ein abgerundetes Gebiet 
behandeln, die Schüler über gewiſſe Einzelfragen eingehend zu belehren, be- 
ſonders aber dieſen einen Begriff zu geben von den großen Fragen, die die 
Wiſſenſhaft und Kunſt ihrer Zeit bewegen. Vor allem aber wird da3 Buch 
über die Seminarzeit hinaus ſeinen Wert haben inſofern, als der junge 
Lehrer ſich oſt angeregt fühlen wird, nac< dem oder jenem Werke zu greifen, 
zu dem er durch die ausgewählten Übjhnitte hingezogen wird. Freilich ent- 
hält das Buch viel ſchwere Koſt. Wir ſind aber ganz der Meinung der 
Herausgeber, daß den Schülern „etwas zugemutet" werden muß. Bei der 
Auswahl der Reden und Erlaſſe kam es den Verfaſſern darauf an, „Höhe: 
und Wendepunkte im religiöſen, nationalen und geiſtigen Leben unſeres 
Volkes zu <arakteriſieren", in den Briefen, „Einblik in die Denk- und 
Schreibweiſe fürſtlicher und politiſ< und literariſch berühmter Perſönlich: 
keiten, Männer wie Frauen, zu gewähren." Die Waſchowſ<he Ausgabe unter- 
Iheidet ſich nur in wenigen Lejeſtü>ken von den anderen. 
Der 1, Teil des Präparanden-Leſebu<he3 enthält Fabeln, Parabeln und 
Allegorien aus dem Orient, der Heimat dieſer Dichtungs8arten, und von 
unſeren beſten deutſchen Dichtern, die dieſe Dichtungsgattungen kultiviert 
haben, ferner Sagen und Legenden, Mär<en und Erzählungen. Bei der 
Fülle des hier vorliegenden Stoffes iſt die Auswahl wohl eine fehr ſchwierige 
gewejen, und wir wagen uns5 j<on desShalb nicht zu beurteilen, ob ſie in 
der rechten Weiſe geſchehen iſt. Sicher haben die Verfaſſer ſich bemüht, in 
möglichſt wechſelnden Bildern den Schülern da3 Beſte vor Augen zu führen. 
In der Auswahl der Gedichte des 1. wie des I1, Teiles ſind von beſonderem 
Einfluß die Vorſchriften der einzelnen Provinzial-S<ulkollegien über die zum 
Lernen vorgeſchriebene Gedihte maßgebend geweſen. Sie ſind aus ver- 
ſhiedenen Gründen nicht nach Dihtungsögaitungen oder dem Inhalt, ſondern 
nac4 Dichtern in literaturgeſchichtliher Reihe angeordnet und gehören der 
Zeit von ca, der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart an. Im 
11. Teile iſt auch die Dialektdihtung (Hebel, Kl. Groth, Holtei, Kobell, 
Stieler) berüfichtigt. Die Proſa für die 2. Klaſſe bietet Geſchichtliches, 
Erdkundliches, Naturkundliches; die für die 1. Klaſſe gliedert ſich in die Ab- 
ſ<nitte Geſhihtlic<es, Charatterbilder, Landſc<hafts- und Kulturbilder, Leben 
und Volkswirtſhaft. Auch hier iſt möglichſter Vielſeitigkeit in inhaltlicher 
und ſtiliſtiſ<er Beziehung Rehnung getragen, und die beſten Quellen ſind 
zu Rate gezogen worden. Das ganze Leſebuch wird ſicher bei geeigneter Be- 
nutzung von ſegensreichem Einfluſſe für den Unterricht an den Präparanden- 
anſtalten jein. 
Die äußere Ausſtattung iſt in äſthetiſHer wie hygieniſcher Beziehung 
. P. Z. 
tadelios. | 
Von den Verfaſſern 
Leſebuch für das dritte Schuljahr. 
der „Schuljahre“. Buchſc<hmu> von Ernſt Liebermann. 
1 M. 60 Pf. 
153 S. Leipzig 1903. Heinrich Bredt. 
| Da5 Leſebuch, auf deſſen 14. Teil wir jhon hinweiſen konnten, liegt uns 
nun vollſtändig vor. Sein 2. Teil gliedert ſich in folgende Abſhnitte: Aus 
Thüringens alter Zeit, Thüringer Land, Thüringer Volk, Thüringer Kinder. 
Auch er zeigt beſonders in den erſten Abſchnitten ein ſtarkes Lokalkolorit 
und iſt wohl geeignet, die thüringiſc<e Jugend mit ihrer Heimat vertraut 
zu machen und die Liebe zu dieſer in ihr einzupflanzen. Hier und da wird 
freilih dur<h die Überſchrift etwas für Thüringen in Anjpruch genommen, 
was auch andere deutſ<He Gaue ihr Eigen nennen könnten. Hat 3. B. Hoff- 
mann v. Fallersleben ſein GediHt „Das treue Roß“ in Thüringen ge- 
dichtet2 Die „Spiel? und AuSzählreime" find auh in Sachſen zum teil 
ſehr in Gebrauh. Die Auswahl iſt dur<hweg dem Faſſungsvermögen der 
Kinder. des 3, Schuljahres entſprechend erfolgt. Mit Freuden konſtatieren 
wir das Fehlen aufdringlich moraliſierender Stüke, Die Liebermannſchen 
IÜuſtrationen erhöhen den Wert des guten Buches. P.Z. 
 
 
 
 
 
Geographie. | 
Weltall und Menſchheit. Geſchichte der Erforſchung 
der Natur und der Verwertung der Naturkräfte im 
Dienſte der Völker. Hefte 28--38. Berlin. Deutſches 
Verlagö3haus Bong & Co. 100 Lieferungen ä 60 Pf. 
Die Auflage dieſes Werkes hat jetzt, alſo kaum ein Jahr na< dem Er- 
ſcheinen der erſten Abjhnitte, die Ziffer 90000 beträchtlich überſtiegen , ein 
Erfolg, wie ihn wohl ſ<werlich ein neuere3 Werk von dieſem Umfang auf- 
zuweiſen hat. Darüber iſt man ſich aber auch in allen Kreiſen einig, daß 
' man dieſem Werke den Erfolg gönnt, In den vorliegenden Heften ſteht 
inhaltlich die Frage obenan, wo und wann da3 hö<ſt organiſierte Lebeweſen 
in Gegenjaß zu feinen körperlich faſt gleich geſtalteten, aber heute geiſtig 
weit unter ihm ſtehenden tieriſchen Verwandten getreten iſi. Prof. Klaatſch, 
der ausgezeihnete Anthropolög, hat damit ein Gebiet betreten, das un- 
bedingt den ſ<wierigſten Stoff innerhalb der vorgeſchichtlihen Forſchung, 
bezw. der Entſtehungs- und Entwilungsgeſchichte des Menſc<hengeſchlechts 
darſtellt. Er bietet gerade in ſeiner neuen Darlegung eine Fülle wert- 
voller Anregungen für Gelehrte und Laien, und es iſt dabei doppelt erfreu- 
lich, daß er in der namentlich von Hädel bis in die neueſte Zeit hinein 
mit großem Eifer verteidigten Frage der unmittelbaren Abſtammung des 
Menſchen vom Affen mit bi3 an Schroffheit grenzendem Freimut als ſcharfer 
Gegner der unzweifelhaften Irrlehre des Jenenjer Gelehrten auftritt. Ein 
reicher, geſhiter Bilderſhmu> kommt der Anſ<haulichkeit des Dargeſtellten 
außerordentlich zu gute. Das Werk fehlt wohl jekt bereits in „einer 
Lehrerbibliothek. 
Meyer, Wilhelm, Die Naturkräfte. Ein Weltbild der 
Mit 474 Ab- 
phyſifaliſc<en und <emiſchen Erſcheinungen. i 
bildungen im Text und 29 Tafeln in Holzſchnitt, Abung und 
Farbendru>. Leipzig und Wien, Bibliograph. Inſtitut. In 
Halbleder gebunden 17 M. 
Wiederum ein prächtiges Buh aus dem Bibliographiſchen Inſtitut; e3 
iſt der neueſte Teil der „Allgemeinen Erdkunde", ein ſtattliher Band von 
43 Bogen mit 474 ausgezeichneten Abbildungen. Nach einer dem Charakter 
des Stoffes entſprehenden Einzelbehandlung der getrennten phyſikaliſchen - 
und <emiſchen Gebiete, durch die jiH aber von Anfang an der leitende 
Faden der atomiſtiſhen Weltanſchauung induktiv hindur<zieht, faßt Meyer 
im lebten Teile des Werkes, der „Stuſfenfolge der Naturvorgänge“, die 
geſponnenen Fäden zuſammen und verwirkt ſie zu einem feſten Bande, das 
die ganze Welt vom Atom bi38 zu den unermeßlich weiten Geſtirnen des- 
Himmels umſpannt. Es iſt ein großer Genuß, nach der anregenden auſ- 
merkfamen Lektüre ſchließlich am Ziel das ganze Weltgebäude als Univerſum 
vor den Augen aus den kleinſten Partikelchen erſtehen zu ſehen. Wie kaum 
ein anderer verſteht der Verf. das Intereſſe de3 Leſers ſelbſt bei der Be- 
. handlung der ſchwerer in geläufige Formen zu drängenden Stoffe rege zu - 
halten und durch ſpekulative AusbliFe , die aber die Grenzen der Realität 
nicht überſchreiten, die Phantaſie des Leſers anzuregen. Fürwahr ein Fun- 
damentalwerk der allgemeinverſtändlihen Wiſſenſhaft und ein Schat deut- 
ſcher Literatur und der Bibliothek des Lehrers! E. 
Sievers, W., Süd- und Mittelamerika. Zweite, neu- 
bearbeitete Auflage. Mit 144 Abbildungen im Text, 11 Karten- 
beilagen und, 20 Tafeln in Holzſchnitt, Aung und Farben- 
dru>. (Allgemeine Länderkunde, 111. Teil.) Leipzig und Wien, 
Bibliographiſches Inſtitut. In Halbleder gebunden 16 M. 
Geradezu ſtaunenswert iſt es, wie das Bibliographiſhe Inſtitut von 
ſeinen großen Verlagswerken immer wieder Neuauflagen auf den Bücher- 
markt bringt. Einmal iſt das ein Zeichen von der Güte des Werkes, das 
. andere Mal von der Rührigkeit des Verlags. Was iſt z. B. aus dem 
Sieverſichen Amerika der alten Auflage geworden! Zunächſt |<on äußerlich 
zwei Bände, deren einer „Süd- und Mittelamerika", von Sievers ſelber 
verfaßt, bereits fertig vorliegt, deren anderer „Nordamerika“, von Deckert 
verfaßt, ſoeben im Erſcheinen begriffen iſt (in 14 Lieferungen zu je 1 M. 
oder in Halbleder gebunden 16 M.), Auch iſt die Gruppierung des Stoffes 
eine andere geworden und trägt dem geographiſchen Prinzip und nicht den 
politiſhen Geſichtöpunkten Rechnung. In kurzer Einleitung wird die Er- 
jorſ<ungögeſhic<te berührt, ſodann in einer allgemeinen Überſicht die Lage, 
Größe des Feſtlandes und der Injeln, ihre Entſtehung und ihr Bau, das 
Klima, die PflanzendeEe, Tierwelt und Bevölkerung und ſchließlich die 
politiſ<en und wirtſ<haftlihen Verhältniſſe, einſchließlich Verkehr, eingehend 
dargeſtellt. Südamerika iſt in zwei große Hauptabſchnitte geteilt: Das un- 
gefaltete Land des Oſtens (Guayona, die Llanos, Amazonien, das braſfiliſche 
Bergland, die La Plata-Länder, Patagonien und Feuerland) und das ge-. 
faltete Land des Weitens (alſo das gewaltige Cordillerengebicet); der dritte 
Abſchnitt umfaßt das Feſtland und die Inſeln Mittelamerikas. E 
Sven Hedin, Meine lette Reiſe dur< Jnneraſien. 
Halle a. S. Gebauer-Schwetſchke. 1 M. 50 Pf. 
Der berühmte Forſcher, deſſen Name mit Abſchluß ſeiner letzten großen 
Reiſe durc< Inneraſien, die die drei Jahre 1899-1902 umſpannt, in aller 
Munde iſt, gibt uns in dem vorliegenden Heſte eine ungemein intereſſante 
Scilderung ſeiner Reiſe in knapper Form. Der kühne Forſcher legte auf 
dieſer Reiſe Wegſtre>Fen zurück, die ingeſamt 10700 km betragen, von 
denen rund 9000 km Wegſtre>e no<H von keinem Europäer betreten ward. 
Eine gute Karte mit eingezeichneter Reiſeroute beleben den Text. Dies 
Büchlein dürfte vielen,. die ſich die großen teuern Reiſewerke Hedins. nicht 
kaufen können, ſehr willkommen ſein. E, 
 
Verantwortli&er Schriftleiter : Dir. Dr. M. Jahn, Leipzig, Frankf. Str. 22. Druc und Verlag von Julius Klinkhardt in Leipzig und Wien.
	        
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