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Zeichen auf dem Ziſſerblatt iſt klarzumachen. Be»
ſondere Schwierigkeiten macht manchen Kindern
das Ableſen dex Minuten. Darum iſt daſür Sorge
zu kragen, daß die Schüler nicht nur die ganzen
Stunden, ſondern auch deren Bruchteile von der U.
ableſen können. Dabei kann der Handbetätigung
inſofern Nechnung gekragen werden, als die Kinder
eine runde Pappſcheibe als Ziſſerblatt benußen,
auf dem zwei Holzſtäbe als Zeiger durch einen
Nagel drehbar befeſtigt ſind. Da3 ſo Gelernte
wird auf der Oberſtufe verlieſt u. befeſtigt, auch
nach der rechneriſchen Seite hin. Jnsbejondere
fommen hier ſolc<r Auſgaben aus der Zeitrechnung
in Belracht, bei denen e3 ſich um die Berechnung
der Zeitdauer nach Stunden u. Minuten handelt,
Auch die ſchriftliche Darſtellung dieſer Zeitangaben,
wie ſie namentlich in Fahrplänen (ſ. Fahrplan»
leſen) vorkommt, muß Gegenſtand der Belehrung
u. Dbung ſein.
In der Raumlehre leiſtet die U. bei der
Lehre von den Winkeln ganz beſonders wertvolle
Dienſte, weil die Zeiger dazu benußt werden
können, die Größe u. Art der Winkel zu beſtim»
men; auch der Begriſſ „Grad“ als Bezeichnung
ſür die Größe de3 Winkels läßt ſich mit Hilſe
der Zeiger vermitteln, Entſprechende Zeichnungen
ſind anzuſchließen.
Selbſt in der Heimatkunde u. im Ge»
ſc<hichtIunterricht fehlt es nic<t an Gelegen-
heit, die U. mit dem Unterrichtsſtoſſ in ſrucht»
bare Verbindung zu ſehen. Die Schüler geben
an, wo e3 draußen U.en gibt, u. oſt werden ſich
über manche von ihnen lehrreiche u. anzichende
Mitteilungen aus der Heimatgeſchichte anbringen
laſjen. Schon der Hinweis auſ die Tatſache, wie
viele längſt vergangene Geſchlechter ihre Blicke
zu einer altehrwürdigen Turm-U. erhoben haben,
muß die Schüler mit Heimatſinn erfüllen u. ihnen
ſolch eine U. geradezu ehrwürdig erſcheinen laſſen.
Fall3 ihnen auch die Sonnen-1U. aus eigner An-
ſchauung bekannt iſt, wird man auf ihren unter-
ſchiedlichen Bau hinweiſen u. auch einiges über
ihre Geſchichte mitteilen. Nicht genügend ſcheint
die U. als bequeme3 Mittel zur Beſtimmung der
Himmelsgegenden bei Wanderungen gewürdigt zu
werden. Man laſſe daher bei Sonnenſchein mittels
der U. zunächſt die Südlinie genau angeben, in-
dem man die U. ſo hält, daß der kleine Zeiger nach
dem Punkte des Himmel3randes zeigt, über dem
die Sonne ſteht; dann iſt die Lage der andern
Himmelsgegenden unſchwer zu ermitteln : der
Bogen der Minutenſtriche von dieſer Stellung de3
Shmndenzeiger3 bi5 zur Zahl 12 wird halbiert.
Eine vom Mittelpunkte des Ziſſerblattes durch den
Halbierungäpunkt jenes Bogens gezogene Gerade
eigt genau nacy Süden. Übrigens wird neueſtens
n den Wehrkraſtvereinen (f. d.) die U. bei den
militäriſchen Übungen in dieſem Sinne als Lehr-
ſtüd benußt.
Nber die innere Einrichtung der U., ihre be-
Umgang.
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in der Naturlehre. Gelegentlich kann and an
die von der Hausſrau gebrauchte Sand-Y, erinnert
werden, wobei auch geſchichtliche Mitteilungen über
deren Gebrauch --- u, vielleicht ſelbſt über die
Waſſer-UÜ. = leicht u. anziehend eingeflochten
werden können.
Daß die U. für da8 Zeichnen an auf den
obern Stufen eine geeignete Vorlage bietet, liegt
auf der Hand. Dabei kann man gegebenenſall8
auch eine gewiſſe Kunſterziehung handhaben, in-
dem man auf die vornehme Schlichtheit mancher
alten U.en hinweiſt u. ihr die Geſchmadloſigkeit
mancher neuzeitlichen U.en an Kirchen, Schulen
1". andern öſjentlichen Gebäuden gegenüberſtellt,
von denen manche tatſächlich den Cindru> hervor-
rufen, als wären ſie eigens dazu gemacht, daß
man nicht3 von ihnen ableſen kann.
Literatur, O. Willmann, Didaktik (*1909)
576 fj. [I3. Schifjels.]
Umgang. I. U. im Herbartſchen Sinne.
Die Herbartſche Schule bezeichnet mit U. jede vor
u. neben dem Unterricht hergehende Verührung
des Kinde3 mit der umgebenden Welt, ſoweit ſie
die Geſinnungen beſruchtet. Erfahrung u. U. ſind
nach Herbart die „Quellen, aus denen alle Geiſte3-
kultur ſchöpft". Während die Erfahrung das
menſchliche Wiſſen bereichert, nehmen aus dem U.
vorzugöweiſe die ſympathetiſchen Geſühle (Mit
gefühl, Teilnahme) ihre Nahrung. Dieſer U.
braucht ſich nicht nur auf unjre Mitmenſchen zu
beſchränken, wir haben in Herbartſchem Sinne
auch U. mit Tieren, Pflanzen, kurz mit der ganzen
bejeelten u. unbeſeelten Natur. Wenn uns ein
Haus, ein Baum, ein Buch „ans Herz gewach-
jen“ ſind, ſo iſt das eine Folge eines lange
dauernden U. mit ihnen. Nach der Meinung der
Herbartſchen Schule iſt ſerner der U. nicht immer
ein ſreigewäglter ; er kann auch erzwungen ſein,
inſofern der Menſch 3. B. in eine Gemeinſchaſt
(Familie, Gemeinde, Voll) hineingeboren od. dur
ſtaatliches Gebot eingereiht wird (Schule, Heer).
11, 1. im engern Sinne. I< meine, man
ſollte im leßtern Falle nicht mehr von U., ſondern
von Verkehr (f. d.) ſprechen. Dem Begriff U,.
legen wir in der Negel die Freiwilligkeit als we-
ſentliches Merkmal bei. Soldaten 1. Schüler
müſſen miteinander verkehren, aber der einzelne
braucht darum noc keinen U, mit jedem beliebigen
ſeiner Heeres- od. Schulkameraden zu pflegen. U.
iſt ſreiwilliger, engerer Verkehr zwiſchen Men=
ſchen, die ſich zueinander hingezogen fühlen, die
zueinander Vertrauen haben u. ſich gegenſeitig
werlſchäßen. Er iſt der Vorläufer u. Begleiter der
Freundſchaft, Selbſt wo man von U. mit Tieren
u. leblojen Dingen redet, denkt man an ein Ver-
hälinis gemülvoller Teilnahme zu dieſen, das ſich
aus ihrer Wertſcchäßung ergibt. =- In den Ver-
fehr mit Eltern u, Geſchwiſtern wird das Kind
zwar hineingeboren, aber dieſer wird von vorn-
herein zum UU. durc da3 Band der Liebe, das
wegende u. regelnde Kraſt belehre man die Schüler | beide Teile von Natur umſchlingt ; denn dieſes